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Die dunkle Seite, Test Nissan Juke Nismo 1774

Published in radical-mag.com

Test Nissan Juke Nismo

Die Nismo-Varinate des Nissan Juke ist optisch: speziell. Technisch aber durchaus eine Sünde wert. Er verkörpert zwar die dunkle Seite von Nissan, den bösen Renner. Ist er aber nicht.

Es gibt Leute, die wünschen sich eine extrem getönte Sonnenbrille, wenn ein Nissan Juke auftaucht. Andere wiederum frohlocken: «endlich wieder mal ein kleines Auto mit einem richtig eigenständigen Design». Nissan verkauft den Juke recht gut und bringt nun die Sportversion Nismo (Nissan Motorsport) auf den Markt. Bereits bei den ersten Probefahrten wusste der kleine Flitzer ziemlich zu überzeugen. Im Test nun bestätigte sich der positive Eindruck. Allerdings, ein so wirklich ganz heisser Feger ist der Nismo trotzdem nicht. 

Es geht gut, dieses Etwas mit unzähligen Kanten, Rundungen, Froschaugen und extrem kurzen Überhängen. Was Wunder, unter der Haube arbeitet zwar nur ein 1,6-L grosses Triebwerk, aber der 16-Ventiler drückt dank Turbolader 200 PS ab. Dazu kommt ein maximales Drehmoment von 250 Nm. Damit katapultiert sich der kleine Japaner in 7,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.

Das sind Fahrleistungen, wie sie mit einem Mini Cooper S vergleichbar sind. Wir sind das Modell mit Vorderradantrieb gefahren und waren nicht überrascht, dass die Räder der Vorderachse mit Leistung und Drehmoment ziemlich rasch überfordert waren. Vor allem wenns nass wird, ringen die Gummis im Format 225/45 R 18 um Halt. Aber, dass können andere Hersteller auch nicht besser. Und, im Nismo wird man deutlich heftiger durchgeschüttelt als im normalen Juke. Aber das ist okay, die deutlich härtere Federung passt zum Auto und zu den Fahrleistungen. Trösten kann man sich an den tollen Sportsitzen, die nicht nur viel Seitenhalt bieten sondern auch Langstreckentauglich sind. Nur leider ist der Bezug in Alcantara-Optik verdammt schweisstreibend.

Ab hier schiebt der 1600er richtig an.

Wenigstens kommt man nicht wegen des Getriebes ins Schwitzen. Die manuelle Schaltung mit sechs Gängen glänzt mit kurzen Schaltwegen und präziser Hebelführung. Wie gesagt, der Nismo ist kein Kurvenwiesel im klassischen Sinn, die erreichbaren Tempi sind aber schon ordentlich. Und, man muss im Alltag, bis auf etwas Langsamfahrkomfort, eigentlich nichts verzichten. Und auch beim Verbrauch ist der Juke nicht auf der dunklen Seite. Im test verbrauchten wir im Schnitt 7,8 Liter pro 100 Kilometer, also rund einen Liter mehr als Nissan verspricht. Das ist zwar nicht wenig, aber die 200 Pferde wollen gefüttert werden. Zudem ist der Nissan, gemessen an seinen Aussenmassen (LxBxH: 416x177x156 cm) nicht ausgesprochen leicht: 1350 kg bringt er auf die Waage. Preislich beginnt das Nismo-Fahren bei 34'400 Franken, also 7600 Franken später als beim Juke mit 190 PS.

Doch das alles ist okay, durchschnittlich halt. Und genau hier ist das Problem. Nismo ist in Europa weitgehend unbekannt, dabei sorgen die Haustuner in Japan seit Jahrzehnten für besonders heisse Autos. Von all dem ist nicht viel übrig geblieben. Denn den normalen Juke gibts auch mit 190 PS ähnlich abgestimmten Fahrwerk und so weiter. Wir sind etwas enttäuscht, dass Nissan nicht den Mut hat eine richtig scharfe Version unter dem Label Nismo anzubieten. Das würde die Fangemeinde in Europa ziemlich schnell vergrössern. In der aktuellen Form ist der Juke Nismo aber nicht mehr als eine etwas gepimpte Brot-und-Butter-Version. Natürlich ist der Wagen so massentauglicher. Aber wirklich Imagebildend ist anders.

Mehr Nissan gibts im Archiv.



Ab hier schiebt der 1600er richtig an.


Text: Cha, Fotos: Werk.

Original: radical

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