Justin Bieber!, Test Subaru Forester Diesel 1764
Test Subaru Forester Diesel
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Man stelle sich vor: Man sitzt im Auto auf dem Weg vom Land in die nächste grosse Stadt. Im Fond sind alle Sitze durch massivst pubertierende Fröileins besetzt. Wobei klar ist, dass die eigene Tochter am lautesten schreit. Der Weg in die Stadt wird nur aus einem Grund unter die Räder genommen. Heute Abend ist Konzert: der Sanges-«Künstler» Justin Bieber gibt sich die Ehre, die Tochter und ihre Freundinnen sind seit Monaten unansprechbar. Und sie machen keine Urschrei-Therapie, das Kreischen gehört bei Auftritten des pausbäckigen Playback-Sängers ganz einfach dazu. Ganz egal, ob er es hören kann oder einfach nur die Gehörgänge der Mitmenschen malträtiert werden sollen. Es kommt wie es kommen muss. Ein elendiglich langer Stau hat sich gebildet. Die Hysterie an Bord ist nun grenzenlos, ganze Jumbo-Packs von Papiertaschentüchern werden von den Damen in Sekundenbruchteilen mit salziger Flüssigkeit durchtränkt. Das Lärmniveau hat nun jenes einer startenden Concorde erreicht.
Jetzt, ja, genau jetzt, schlägt die Stunde des Subaru Forester. Und die des Vaters am Steuer. Ruder rumreissen, über Feldwege und kleinste Nebenstrassen ausweichen, ab und zu einen Acker leicht umpflügen - und schon steht man vor der Stadthalle. Die riesigen Fenster mit allerlei organischen Stoffen bedeckt, der Zweiliter-Diesel im Bug atmet seelenruhig, Papa am Steuer ist froh, dass seine Ohren ebenfalls verschnaufen können, und die Kiddies drängeln sich zum Eingang vor. Schon komisch, noch vor zwei Stunden fanden die Teenies den Subaru alles andere als cool. Das kantige Teil ist doch völlig unsexy. Gegen die Nachbarn mit ihren Edel-SUV's wirkt der Japaner - nein, wir kramen hier das Milchkannen-Bild nicht wieder hervor -, aber sagen wir mal: bieder (nicht Bieber). Aber das Ding hat die drei Bieber-innen pünktlich zum Konzert gebracht. Ohne Drama, ohne sich wirklich anzustrengen, einfach so.
Nun ist also wieder Ruhe im Stall und bis die Mädels nach zwei Stunden
wieder den Subaru entern, gehört der mächtige Allradler wieder ganz
allein seinem Besitzer.
Leise schleicht der Forester vom Parkplatz, der Vierzylinder-Diesel arbeitet wie bei den Japanern üblich in der Boxer-Konfiguration. Subaru ist nach wie vor die einzige Marke, die einen Selbstzünder-Boxer im Angebot hat. Und der mach seine Sache: sehr gut. Zumindest, wenn man über einen feinfühligen Kupplungsfuss verfügt. Wer mit Wanderschuhen am Steuer sitzt, muss sich gewahr sein, dass er den 147-PS-Diesel auch mal abwürgen wird. Rollt die Fuhre, ist alles gut. Nach der Warmlaufphase ist der Diesel sehr leise (zumindest innen) und hat genügend Power und Drehmoment (350 Nm), um den fast 460 cm langen Wagen ordentlich in die Gänge zu bringen. Wenn wir schon beim Thema Gänge sind. Unser Testwagen war mit dem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe ausgerüstet - das, wie bei Subaru üblich, zwar mit etwas Nachdruck bedient werden will, aber über erfreulich kurze Schaltwege verfügt und gut abgestimmt ist. Da passt (fast) jeder Anschluss. Einzig der Drehzahlsprung zwischen dem 2. und 3. Gang ist zu gross.
Irgendwie vermittelt der Subaru einfach das Gefühl einer der Unerschütterlichkeit. Er macht alles mit, ohne Murren, egal ob als Schreihals-Transporter oder wenns zum Grosseinkauf ins Möbelhaus geht. Der Forester hat Platz für alle und alles. Vor allem, wenn man die Fondsitze ablegt. Dann schluckt der Japaner bis zu 1600 Liter. Dabei ist die Kopffreiheit gigantisch, die Glasflächen sehr gross und damit die Übersichtlichkeit sehr gut. Das ist aber auch nötig, denn der Forester ist nicht nur 460 cm lang sondern auch satte 173 cm hoch und vor allem 180 cm breit. Das sind in der Breite 20 cm mehr als beim Urmodell (den gabs als Turbo S mit einem unglaublichen scharfen Benziner). Allein der Grössenzuwachs erklärt auch schon einen Teil des nicht gerade geringen Gewichts. Während der Forester von 1997 mit Zweiliter-Benziner (Diesel gabs damals noch nicht) 1345 kg auf die Waage brachte sind es beim von uns gefahrenen Modell 1550 Kilogramm.
Bei diesem Leergewicht, der grossen Stirnfläche und den gebotenen Fahrleistungen (0-100 km/h in 10,2 Sekunden) ist es klar, dass der Forester auch mit Dieselmotor kein absoluter Sparmeister ist. Aber, wir finden den Testverbrauch von 6,9 Liter Diesel pro 100 km absolut okay, Auch wenn Subaru einen Verbrauch von 5,9 L/100 km verspricht. Ach ja, für den Basispreis des Forester gibt es rund 333 Konzertkarten für den Herrn Bieber. Damit macht man zwar kurzfristig alle Kids im Dorf glücklich, wir finden die 33'000 Franken beim Subaru aber deutlich besser investiert.
Mehr Subaru gibts im Archiv.
Text: Cha, Fotos: Werk.
Original: radical