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Herz oder Doppelniere, BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé-1248

Published in radical-mag.com

BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé

Noch nicht erstellt
So ein bisschen Sorgen darf man sich schon machen um Pininfarina. Seit dem Tod von Sergio Pininfarina im vergangenen Jahr macht es den Anschein, als ob das traditionsreiche Design-Unternehmen die eine oder auch andere Schwierigkeit hat. Was sich heuer am Genfer Salon darin manifestierte, dass die Italiener eine ziemlich krude Studie namens «Sergio» zeigten (die besagtem Sergio wohl die Nackenhaare hätte ausfallen lassen) - und dafür nicht an «laFerrari» mittun durften (was man «laFerrari» allerdings auch ansieht). Auch wenn Sergio Pininfarina wahrscheinlich in den 70er Jahren zum letzten Mal einen Zeichenstift in den Fingern gehabt hatte - gutes Design ist Kunst, und nur ganz wenige Künstler haben das Auge. Sergio Pininfarina hatte es - und er hatte auch ein Händchen für jene, die den Zeichenstift für ihn und das Unternehmen ühren konnten. Ob es jemanden gibt im italienischen Design-Haus, der sich zum legitimen Nachfolger des grandiosen Sergio aufschwingen kann, das muss sich noch weisen. Wir nennen hier jetzt einmal einen Anwärter: Fabio Filippini.

Warum? Filippini zeichnete bei Pininfarina verantwortlich für das BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé. Ob man dieses Teil - die erste Zusammenarbeit zwischen Pininfarina und BMW, wird an diesem Wochenende am von BMW gesponsorten Concorso d'Eleganza in Villa d'Este uraufgeführt - nun als wahres Meisterwerk bezeichnen kann, wagen wir zu bezweifeln. Es ist gutes Handwerk, sauber ausgeführt - der ganz grosse Wurf ist es nicht. Aber das war wohl auch gar nicht möglich, BMW hat seine eigenen Vorstellungen, die auch eingebracht werden müssen, und Pininfarina darf dann wohl noch so ein bisschen hier und da und auch noch dort ein bisserl mitmachen sowie seinen guten Namen hergeben. Aber: Pininfarina ist wieder da - und BMW bietet die grosse Bühne. Filippini darf sie betreten, das ist auch ein Zeichen gegen aussen.BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé

Der zukünftige 7er?

BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé

Man kann sich sicher Schlimmeres vorstellen?

Wir wollen aber auch nicht vergessen: viele grosse Design-Namen sind nicht mehr auf dem Markt. Italdesign gehört unterdessen zum Volkswagen-Konzern, Bertone wurde teilweise dem Fiat-Konzern eingegliedert, Touring Superleggera ist ein heikles Thema, und Zagato wurde von BMW schon ausgereizt. Bleibt noch: eben.

Und BMW hat ja ein Problem: der 7er. Seit der aktuelle Chefdesigner Adrian van Hooydonk 2001 den E65 zur dicken Kröte machte (nein, es war nicht Chris Bangle, der ist nicht an allem schuld), darbt das bayrische Vorzeige-Modell, kommt einfach nicht mehr so recht vom Fleck, auch der Nachfolger, der 2008 vorgestellte F01, ist kein Renner. Spätestens 2015 muss ein Nachfolger her, wahrscheinlich eher früher, und es muss etwas sein, das sich nicht bloss in China anständig verkauft. Die Oberklasse hat es sowieso schwer, die grossen Verkaufszahlen lassen sich damit in Europa nicht mehr machen, aber es geht halt ums: Image.BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé

Der zukünftige 7er?

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Man kann sich sicher Schlimmeres vorstellen?

BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé
BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé
BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé
Und wenn wir die neue S-Klasse, bis zur nicht vorhanden Dach-Reling vollgepappt mit Technik, so betrachten, dann dürfte ein optisch ansprechenderes Gerät durchaus Chancen haben bei jener Kundschaft, die noch solche Autos fährt. Oder sich darin chauffieren lässt.

Könnte es das Gran Lusso Coupé sein? Eine Richtung wird der Pininfarina-Entwurf für den neuen 7er wahrscheinlich schon vorgeben, und die heisst (auch im Gegensatz zur zerklüfteten, überfrachteten S-Klasse): Klarheit. Und: Präzision. Denn das können die Italiener einfach schöner, sauberer, feiner. Alles ein bisschen: cool. Und deshalb ist der Gran Lust auch weniger etwas für Herz als mehr für die Doppelniere.

Nein, wir wollen nicht viel über die Studie selber schreiben, die kann man sich in der Bildergalerie genauer anschauen, sich selber ein Urteil bilden. Zu sehen ist das Ding, wie geschrieben, in Villa d'Este, an diesem Weekend. Und danach dann wohl an den nächsten 64 Auto-Salons, BMW macht das gerne so, und falsch ist das nicht: viel Publicity für relativ wenig Geld. Und wenn der Gran Lusso dann, Zufall, Zufall, auch noch «best of shwo» wird unter den nur gerade sechs am Comersee ausgestellten Concept-Cars, dann.

Aber es hat da ein Detail. das ist uns noch aufgefallen: das Kauri-Holz. Es kommt aus Neuseeland, liegt da irgendwie unter Schlamm begraben, wird dann ausgebudelt und verarbeitet. Die Besonderheit: es ist 48000 Jahre alt. Da kann auch die deutsche Eiche nicht mithalten, dafür wechselt es die Farbe je nach Lichteinfall, Braun (oder ist es: Schwarz?), Rot, Gold. Die Italiener wissen halt, was das Herz der deutschen Kundschaft höher schlagen lässt. Die fast aufs Aug im Innenleben: das unglaublich profane Lenkrad.

Mehr BMW gibt es im Archiv.


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Der zukünftige 7er?

Original: radical

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