Fahrvorstellung Porsche 911 Cabrio: Sturmwarnung auf der Sonnenseite des Lebens: Als Cabrio erlaubt sich auch der neue Elfer Emotionen
Achtung, jetzt wird es stürmisch auf der Sonnenseite des Lebens. Denn kurz nach der Premiere des neuen 911 als Coupé schiebt Porsche jetzt auch das Cabrio der Generation 992 hinterher. Es steht pünktlich zum Beginn der Open-Air-Saison im März bei den Händlern und startet für 134 405 Euro genau wie das geschlossene Modell zunächst als Carrera S.
Auf dem ersten Blick ist das Cabrio nicht viel mehr als ein Coupé mit Stoffdach, das für 14 000 Euro Aufpreis auf Knopfdruck den Blick zum Himmel freigibt – genauso sportlich, scharf und präzise auf der einen und genauso angepasst und vom Alltag eingenommen auf der anderen Seite. Und natürlich wieder ein bisschen besser als vorher. Denn das Dach ist noch besser isoliert, faltet sich noch enger zusammen und vor allem bewegt sich schneller als bisher und braucht deshalb nur noch 12 Sekunden.
Aber wer sich an einer automatischen Einstiegshilfe in einem Porsche stört und daran, dass der Wagen beim Generationswechsel sogar ein paar Kilo zugelegt hat, wer digitale Instrumente für albern hält und fast schon mit einer gewissen Schadenfreude feststellt, dass man zwei der fünf virtuellen Tuben nicht einmal sauber ablesen kann, und wer sich in der Mutter aller Sportwagen nicht von Assistenzsystemen reinreden lassen will, dem hilft auch die extra Portion frische Luft nicht. Und wem kein Umweg weit und keine Kurve eng genug sein kann, wer sich begeistert für eine schier unbeirrbare Straßenlage und eine konkurrenzlose Spurtreue, der wird das Cabrio genauso lieben wie das Coupé. Denn längst sind die Zeiten vorbei, wo Unterschiede bei Gewicht, Schwerpunkt oder Steiffigkeit tatsächlich noch herauszufahren waren.
Doch wenn man erst einmal hinter dem Steuer sitzt und von hinten der Boxer-Sound ungehindert die Kabine flutet, merkt man sehr wohl einen Unterschied. Denn wo der Elfer als Coupé und auch als geschlossenes Cabrio diesseits des Grenzbereichs tatsächlich ein wenig an Emotionen eingebüßt hat, sind Lust und Leidenschaft im offenen Auto sofort wieder da. Denn oben ohne klingt der Elfer nicht nur emotionaler, er fährt auch so – oder fühlt sich zumindest so an, weil Licht und Luft die Sinne reizen und dem Rausch des Rasens so einen fruchtbaren Nährboden bereiten.
Für den nötigen Wind sorgt dabei zunächst ein Dreiliter-Sechszylinder mit 450 PS, der im besten Fall in 3,6 Sekunden auf Tempo 100 sprintet und maximal 306 km/h erreicht. Er treibt im Standardmodell nur die Hinterachse an, kann aber für 8 000 Euro Aufpreis auch als Carrara 4S mit Allradantrieb bestellt werden. Wem es dabei zu zugig wird, der kann mit einem Knopfdruck das serienmäßige Windschott aufstellen, das sich gläsern zwischen Mensch und Maschine schiebt. Wem der Carrera S zu teuer ist, der kann auf das Basismodell mit 385 PS hoffen. Und wer es noch stürmischer mag, dem stellen die Schwaben für die nahe Zukunft auch wieder ein Turbo Cabrio in Aussicht.
Aber es wird sich nicht nur bei den Motoren noch einiges tun, sondern auch beim Verdeck. Denn als wäre ein Cabrio nicht genug in der Baureihe, steht auch der neue Targa schon in den Startlöchern. Und wer es puristischer mag, der kann auf einen der 948 puristischen 911 Speedster hoffen, die Porsche zum 70. Sportwagen-Jubiläum angekündigt hat und ab diesem Sommer ausliefern will. Dass die noch auf dem Vorgänger basieren, mag manche irritieren. Für die gusseisernen Porsche-Fans ist das allerdings eher ein Plus-Punkt, weil sie es für gewöhnlich mit Innovationen ein bisschen fremdeln – selbst wenn sie dafür den Sitz beim Einsteigen noch selbst zurück surren lassen müssen.