Smart und schmutzig: So gibt der Mercedes GLE den Allrounder unter den noblen Geländewagen
Der Porsche Cayenne ist gerademal ein gutes Jahr alt, der Audi Q7 ist auch noch ganz frisch und die Neuauflage des BMW X5 steht gerade in den Startlöchern – da wird es auch für Mercedes allerhöchste Zeit mit dem Generationswechsel des GLE. Schließlich reklamieren die Schwaben für sich die Pole Position unter den noblen SUV, seit dem sie das Segment vor 1997 Jahren mit der M-Klasse als erster Premium-Hersteller aus Europa besetzt haben.
Wenn im Oktober auf dem Pariser Salon und im Januar bei den Händlern die vierte Auflage des Geländegiganten Premiere feiert, will sie deshalb alles noch ein bisschen besser machen: Sie will mehr Komfort und vor allem mehr Platz im Alltag bieten, sie hat sich besser für das Abenteuer gerüstet und schlauer, sicherer und sparsamer ist sie natürlich auch.
Den Unterschied zum Vorgänger erkennt man dabei auf Anhieb. Denn während sich die Form nur marginal ändert, das Auto noch cleaner und trotzdem bulliger wird und dem Wind bei einem rekordverdächtigen cw-Wert von 0,29 weniger Widerstand entgegenbringt, hat der neue GLE ein völlig neues Format: Um acht Zentimeter haben die Schaben den Radstand gestreckt und damit innen deutlich mehr Platz geschaffen. So wächst die Beinfreiheit im Fond spürbar, der Kofferraum fasst jetzt 825 bis 2055 Liter und zum ersten Mal bietet Mercedes nun die Option auf eine dritte Sitzreihe.
Zwar ändern sich die Platzverhältnisse in der ersten Reihe kaum. Doch dafür sitzt man vorne in einer neuen Welt. Nicht nur, dass man jetzt auf das Widescreen-Cockpit aus der A-Klasse schaut und die Touch- und Sprachbedienung von MB UX genießen kann. Sondern neuerdings reagiert das Infotainment auch auf Gesten von Händen und Armen.
Darauf kann an sich im GLE besser konzentrieren als in jedem anderen Geländewagen von Mercedes – schließlich sind auch die Assistenten noch einmal deutlich schlauer geworden: Der Abstandstempomat erkennt Staus nun automatisch und lässt sogar selbständig Raum für die Rettungsgasse und wer beim Linksabbiegen den Gegenverkehr übersieht, wird jetzt automatisch eingebremst.
Während es bei der Ausstattung mit Assistenz- und Komfortsystemen vom Start weg eine breite Auswahl gibt, herrscht bei den Motoren erst einmal Mono-Kultur: Einziges Triebwerk für die Startaufstellung ist der neue Reihensechszylinder aus der S-Klasse, der aus seinen drei Litern Hubraum 367 PS und 200 Nm schöpft und auf 22 PS und 250 Nm aus dem 48-Volt-Booster bauen kann. So fährt der GLE nicht nur deutlich agiler und engagierter als bisher, sondern auch ein bisschen sparsamer: 8,3 Liter weist das Datenblatt deshalb als Normwert aus. Später folgen auch ein Sechszylinder-Diesel mit etwa 340 PS, es wird V8-Motoren mit und ohne AMG-Badge geben und auch der Plug-In-Hybrid ist bereits in Planung.
Zwar fährt kaum jemand mit einem Geländewagen ins Gelände. Aber die Entwickler haben die Sache ernst genommen und auch an der Offroad-Performance gearbeitet. So bekommt der GLE einen neuen, voll variablen Allradantrieb und vor allem ein innovatives Fahrwerk Marke „Schmidtchen Schleicher“. Denn genau wie der Tänzer aus dem Ulk-Schlager hat auch der Geländewagen “elastische Beine”, mit denen er „gefährlich in den Knien federn kann.“ Zwar kann er damit sogar wirklich tanzen und auf Knopfdruck Bocksprünge machen wie sonst nur ein aufwändig getunte Lowrider. Doch macht er das nur zur Show oder wenn er sich im Dreck mal so richtig festgefahren hat. Aber damit kann er sich auch besser als jedes andere SUV in diesem Segment dem Fahrstil und der Fahrbahn anpassen und so eine deutlich weitere Spreizung seiner Fahrprofile bieten.
Möglich machen das vier elektrische Stellmotoren, mit denen der Federweg an jedem Rad um plus minus zehn Zentimeter variiert und voreingestellt werden kann. Gesteuert werden sie vom Bordrechner, der mit der Kamera die Straße liest und sich mit dem neuen Allradantrieb mit voll variabler Kraftverteilung genauso austauscht wie mit dem ESP. Die Idee ist nicht neu und in der S-Klasse gibt es so ein ähnliches System als Active Body Control (ABC) bereits seit einigen Jahren. Aber erst mit dem 48-Volt-Bordnetzt können die Ingenieure Elektromotoren an die Federbeine flanschen, die schnell und stark genug sind für eine adäquate Regelung.
Davon profieren nicht nur Familienväter und Abenteurer im GLE. Sondern die Technik wird vor allem beim Ausbau der Modellpalette an Bedeutung gewinnen. Denn schon im nächsten Jahr folgt auf den GLE der GLS, der auch als Maybach kommen wird und dann auch gegen Autos wie den Rolls-Royce Cullinan oder den Bentley Bentayga antritt – und seine Insassen dafür wie auf Wolken betten wird.