Stecker sticht Selbstzünder: So will Porsche die Cayenne-Kunden den Diesel ausreden
Die Staatsanwaltschaft im Haus, die Chefs am Pranger und das Image ziemlich befleckt – obwohl sie in Zuffenhausen eigentlich nur einen Audi-Motor übernommen haben, macht Porsche in der Dieselaffäre keine so richtig glückliche Figur. Dabei haben die Schwaben nicht ganz freiwillig konsequenter reagiert als alle anderen und den Selbstzünder komplett vom Markt genommen, Besonders schmerzhaft war das für den Cayenne. Denn beim alten Modell war der Dieselanteil größer als in jeder anderen Baureihe und beim neuen wird der Selbstzünder schmerzlich vermisst. Zumindest bislang. Doch damit will Baureihenleiter Stefan Fegg jetzt endlich Schluss machen und lockt sparsame SUV-Fahrer ab Ende Mai mit einer langen Leitung. Denn dann gibt es das Dickschiff aus Stuttgart zu Preisen ab 89 822 Euro auch wieder als Plug-In-Hybrid.
Dabei starten die Schwaben genau wie vor Jahresfrist beim Panamera zunächst mit einem Paket aus dem 340 PS starken V6-Benziner, einer auf 100 kW erstarkten E-Maschine und einem 14 kWh großen Lithium-Ionen-Akku, der im besten Fall in gut zwei Stunden aufgeladen ist und damit für knapp 50 Kilometer reichen soll. War die erste Generation der Plug-In-Porsche noch weitgehend auf die Effizienz ausgelegt, legen die Schwaben bei der neuen Auflage auch wieder ein bisschen mehr Wert auf Emotionen: „Wir wollen schließlich immer das sportlichste Angebot im Segment machen“, sagt Fegg: „Egal ob bei den Verbrennern oder bei den Hybriden.“
Dafür hat Porsche genau wie beim Panamera die Regel-Strategie umgestellt und sich am Spitzensportler 918 orientiert. Der E-Motor kommt deshalb jetzt nicht nur beim Kickdown zum Einsatz, sondern schiebt schon von ersten Meter an mit an. Das macht sich bei der ersten Testfahrt ausgesprochen positiv bemerkbar. Denn mit der Hilfe des elektrischen Boosters hat der Hybrid einen Punch wie sonst ein V8-Diesel, nur dass die hohen Drehzahlen jetzt besser zu Porsche passen wollen. Nicht umsonst liegt die Systemleistung bei 462 PS und das maximale Drehmoment von 700 Nm steht wie bei einem Diesel nahezu ab dem Leerlauf zur Verfügung. Und dass der Hybrid immerhin 300 Kilo mehr wiegt als der normale V6, spürt man da auch nicht mehr. Nicht auf der Geraden, weil das Tandem so viel Dampf hat, und nicht in den Kurven, weil die neue Allradlenkung Format und Gewicht schrumpfen lässt und man sich fühlt, als säße man in einem Macan. Wie ernst es Porsche mit dem Spaß am Sparen meint, zeigt dabei noch ein anderes Detail: Zum ersten Mal bieten die Schwaben für den Cayenne Hybrid auch einen Sportauspuff an.
Doch dieser dynamische Eindruck ist nicht nur subjektiv, sondern auch messbar: „Die Fahrleistungen liegen auf einem ähnlichen Niveau wie beim Cayenne S“, sagt Fegg mit Blick auf die 5,2 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/ und das Spitzentempo von 253 Sachen. Nur beim Verbrauch liegen Welten zwischen den beiden Varianten – selbst wenn die aus einer nach 7,8 bis 2,3 Stunden an der Steckdose maximal 43 Kilometer großen elektrischen Reichweite resultierenden 3,2 Liter vom Prüfstand natürlich reine Schönfärberei sind. Doch die guten neun Liter, die sich er 440 PS starke Cayenne S gönnt, werden dem Hybriden wahrscheinlich für die doppelte Strecke reichen. Zumal auch das rein elektrische Fahren jetzt mehr Spaß macht. Schließlich muss man das Gaspedal nicht mehr mit Samtsohlen streicheln, wenn man den Verbrenner nicht aufwecken will. Und zweitens kann man jetzt bis zu 135 km/h schnell stromern und so sogar ein Stückchen Autobahn ohne Sprit bewältigen.
Zwar macht sich Fegg große Hoffnungen für die Hybriden, zumal er das E-Paket auch mit einem V8 oder für Sparer mit einem Vierzylinder kombinieren könnte. Und er schielt neidisch auf den Panamera, wo die Kunden die Konstrukteure mit einer Bestellquote von 60 Prozent überrascht haben. Doch ganz so weit wird es bei einem SUV wohl noch nicht kommen, räumt der Baureihenleiter ein und weiß, dass er deshalb bei einem Auto wie dem Cayenne um die D-Frage so schnell noch nicht herum kommen wird: „Wir können noch nicht sagen, wann er kommt und was für ein Motor es sein wird. Aber natürlich wird es dem Cayenne auch wieder als Diesel geben.“