Die Kunst der schönen Kehrseite: Als Fastback wird der Hyundai i30 zum Designerstück
Der VW Scirocco ist Geschichte, der nächste Jetta kommt nicht mehr nach Europa und von einem Astra Coupé ist bei Opel schon lange keine Rede mehr – während die Platzhirsche in der Kompaktklasse mehr und mehr die Einfalt pflegen, drehen jetzt ausgerechnet die Koreaner auf. Denn als vierte Variante nach dem Fünftürer, dem Kombi und dem sportlichen N-Modell bringt Hyundai den i30 jetzt auch noch als Fastback an den Start: Zu Preisen ab 22 200 Euro und damit für 700 Euro mehr als das Steilheck gibt es den Golf-Gegner aus Korea dann als schnittige Coupé-Limousine mit eigenständigem Gesicht und schnellem Fließheck, die sich hinter einem A3 mit Stufenheck oder einem Mercedes CLA nicht verstecken muss. „Wir wollen die Marke damit weiter emotional aufladen,“ sagt Produktmanager Oliver Gutt und sieht den Fastback als Komplementär zum i30N. Denn was der an Sportlichkeit, Leistung und Dynamik bringt, das soll der Neuzugang an Stil und Eleganz bringen.
Das ist den Koreanern überraschend gut gelungen: Zwar muss man zwei oder dreimal hinschauen, bis man sich an das eigenwillige Heck gewöhnt hat. Doch mit seinen fließenden Linien, dem integrierten Spoiler und den buchstäblich herausstechenden Rückleuchten bleibt diese Kehrseite zumindest mal in Erinnerung. Und im Vergleich zum Vorbild CLA nicht einmal in einer schlechten. „Dieses Auto ist ein einzigartiger, neuer Ansatz für dieses Segment und ein Beweis dafür, dass wir bei Hyundai angetreten sind, um Premium-Design zu demokratisieren,“ sagt Europa-Chef Thomas Schmid.
Aber der Fastback ist nicht nur schön, sondern auch praktisch: Um zwölf Zentimeter gestreckt und mit einer Heckklappe bis ins Dach ausgestattet, fasst sein liebevoll mit zahlreichen Klappen und Zwischendeckeln nivellierter Kofferraum 450 Liter und damit immerhin eine Reisetasche mehr als der Fünftürer. Nur die Hinterbänkler werden den Fastback womöglich nicht zu schätzen wissen. Schließlich ist das Dach knapp drei Zentimeter flacher und der Einstieg entsprechend beschwerlicher. Und während sich der Fahrer über die miese Sicht nach hinten noch mit einem Heer von Assistenzsystemen sowie einer gestochen scharfen Rückfahrkamera hinwegtrösten kann, ist die Aussicht für die Passagiere bescheiden und Raumgefühl deshalb entsprechend beklemmend – selbst wenn es tatsächlich gar nicht so eng ist auf der Rückbank.
Vorne links dagegen fühlt sich der Fastback an wie ein Upgrade in eine höhere Fahrzeugklasse. Zwar nutzt er die gleiche Plattform und das gleiche Setup wie alle i30-Derivate und auch die Ausstattung und das Ambiente unterscheiden sich nicht nennenswert. Doch gerade in den höheren Trimm-Leveln mit reichlich Lack und Leder wähnt man sich in einem größeren, teureren, nobleren Auto und will plötzlich nicht mehr viel zu tun haben mit Golf & Co.
Dabei geht es unter der Haube eher bescheiden zu. Denn zum Start bietet Hyundai den Fastback lediglich mit einem 1,0 Liter großen Dreizylinder-Turbo mit 120 PS oder mit einem 1,4 Liter großen Turbo mit 140 PS an. Doch im Zusammenspiel mit der Doppelkupplung macht schon dieser Vierzylinder einen souveränen Eindruck, bleibt leise, schreitet mit seinen 242 Nm ordentlich aus und fühlt sich schneller an, als der Sprintwert von 9,5 Sekunden und das Spitzentempo von 203 km/h tatsächlich sind. In der Ruhe liegt die Kraft – was für das Design und die elegante Linienführung gilt, das gilt auch für den Antrieb.
Außerdem haben die Koreaner ja noch ein Ass im Ärmel: Ihren 275 PS starken Zweiliter-Turbo aus dem i30N. Den soll es demnächst auch im Fastback geben und der aktuell wahrscheinlich schönste Hyundai macht seinem Namen mit einem Spitzentempo von mindestens 250 km/h tatsächlich alle Ehre.