Sonnenaufgang im Stimmungstief: Mit diesem Z4 feiert BMW das Comeback der Fahrfreude
Dieselskandal, Kartellverdacht, Schadstoffalarm und die elektrische Euphorie um Tesla & Co – die traditionellen Autohersteller haben schon bessere Zeiten erlebt als diese. Und obwohl BMW sich bislang ganz wacker am Rande des Strudels gehalten hat, ist auch in München die Stimmung auf einem Tiefpunkt. Doch jetzt geht zumindest vorübergehend ein Strahlen über das Gesicht der Bayern. Denn im fernen Pebble Beach, wo noch Lust und Leidenschaft regieren und man sich die Begeisterung fürs Auto nicht von der schnöden Realität zerreden lässt, ziehen sie das Tuch vom neuen BMW Z4. Offiziell ist der Roadster für den Sonnenaufgang im Stimmungstief zwar noch eine Studie. Doch mit etwas weniger provokanten Farben für innen und außen, neuen Felgen und ein bisschen Feinschliff an den Details soll er ziemlich genau so im nächsten Jahr in Serie gehen. Das wird auch allerhöchste Zeit. Schließlich war die zweite Generation jetzt fast acht Jahre auf dem Markt und mittlerweile so alt, dass die Bayern die Produktion vor ein paar Wochen eingestellt haben.
Dass der neue Roadster so lange auf sich hat warten lassen, hat gleich mehrere Gründe. Zum ersten, weil das Segment der offenen Zweisitzer auf Schrumpfkurs ist und nicht die besten Renditen verspricht, so dass die Bayern andere, aussichtsreichere Projekte vorgezogen haben. Zum zweiten, weil intern lange über Art und Aufbau des Roadsters diskutiert worden ist. Und zum dritten, weil der Z4 das erste Auto ist, das in der Kooperation mit Toyota entwickelt wurde, wo auf der gleichen Plattform ein neuer Supra entstehen soll. Da war offenbar etwas mehr Abstimmung nötig.
Doch Ende gut, alles gut. Denn zumindest der Studie sieht man diese schwere Geburt nicht an. Im Gegenteil: Schärfer und schnittiger als alle Z3 und Z4 vor ihm, ist das neue Modell zu einer gierigen Fahrmaschine geworden, mit der man von Pebble Beach aus am liebsten gleich auf den Highway Number One nach Los Angeles durchstarten möchte. Das Gesicht mit senkrecht übereinanderstehenden Doppelscheinwerfern und einem neuen Nierengrill mit Gittern statt Stäben mal wieder frisch interpretiert, die Flächen straffer, die Kiemen größer, die Konturen knackiger und die OLED-Rückleuchten von fast hypnotischer Schönheit – wenn das auch in der Serie so kommt, hat der Z4 das Zeug zum Star der Open-Air-Saison 2018.
Genauso neu und frisch wie die Karosserie wirkt die Kabine des Z4 Concept, bei der BMW die Fokussierung auf den Fahrer sogar mit zwei getrennten Farbwelten unterstreicht. Während der Kopilot in Lack und Leder schwelgt, sitzt man hinter dem Steuer in einer schwarzen Zone, in der nichts und niemand vom Fahren ablenkt. Der Blick pendelt nur ganz kurze Strecken zwischen dem digitalen Kombi, dem großen, weit nach oben und nahe ans Lenkrad gerückten Touchscreen und dem Head-Up-Display, und die Finger fliegen über eine letzte Handvoll Knöpfe, die sich in der unmittelbaren Griffzone konzentrieren. Selbst der offenbar unverzichtbare iDrive-Controller macht sich plötzlich ganz klein.
Zwar macht BMW noch nicht viele Angaben zur Technik, doch braucht es nicht viel Phantasie, dem Z4 wieder eine gewisse Nähe zum Dreier zu unterstellen. Es dürfte deshalb Vier- und Sechszylinder vom 18i mit 136 PS bis zum 40i mit 326 PS geben und die Bayern wären mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn sie nicht auch einen M-Roadster bauen und mit um die 450 PS auf Boxster-Jagd gehen würden.
Und auch das zweite große Technikteil ist buchstäblich ein buchstäblich offenes Geheimnis: Denn auch wenn es das Konzept bislang nur oben Ohne zu sehen gab, macht niemand in München mehr einen Hehl daraus, dass sich unter der von sehr eigenwilligen Überrollbügeln gekrönten Klappe diesmal endlich wieder ein Soft- statt ein Hardtop versteckt.
Das ist ohnehin die einzig denkbare Dachvariante für ein Auto, bei dem die Vernunft Pause hat und das Vergnügen im Vordergrund steht. Nicht umsonst preist Designchef Adrian van Hooydonk den Z4 als die Reinkarnation der Fahrfreude: „Das BMW Concept Z4 ist eine absolute Fahrmaschine: Durch die Reduktion auf das Wesentliche wird alles das, was Fahrfreude ausmacht, in unvergleichlich direkter Weise erlebbar. Das ist absolute Freiheit auf vier Rädern.“ Und um den Dieselskandal, den Kartellverdacht, den Schadstoffalarm und die elektrische Euphorie um Tesla & Co kann man sich ja kümmern, wenn der Sommer wieder vorbei ist.