Praktiker mit Sechs-Appeal: Als Sechser wird aus dem Fünfer GT im zweiten Anlauf doch noch ein Hingucker
Für die einen war er nur die schlechte Kopie des Audi A7 und für die anderen als „buckliger Bieber“ gleich das hässlichste Auto im ganzen BMW-Programm. Doch während sich die Kritiker in ihren Schmähungen überboten haben, konnten sich die Kunden am Konzept des Fünfer GT begeistern und haben das Schrägheck wenn schon nicht zur erfolgreichsten, so doch zur ertragreichsten Variante in der Fünfer-Familie gemacht. Kein Wunder also, dass BMW nicht einmal ein Jahr nach dem Generationswechsel zur IAA im September einen neuen Gran Turismo nachreicht und den Verkaufsstart noch für dieses Jahr verspricht. Allerdings probt der Praktiker dabei den Aufstieg, nutzt in der Nomenklatur die Lücke, die durch den Wechsel vom Sechser zum Achter entsteht und wird künftig als 6er GT angeboten.
Für die Bayern ist das mehr als ein einfaches Zahlenspiel. Denn diesmal wollen sie es neben den Kunden auch den Kritikern recht machen und schicken das Schrägheck deshalb auf den Laufsteg: In der Länge um knapp zehn Zentimeter auf 5,09 Meter gestreckt, der Scheitelpunkt des Dachs zwei und das Heck sogar gute sechs Zentimeter flacher, werden die Proportionen sehr viel eleganter und die Provokationen entsprechend geringer. Von der Verführungskunst eines echten Gran Turismo ist der GT zwar noch immer meilenweit entfernt. Doch ein bisschen Sechs-Appeal kann man dem XL-Coupé jetzt nicht mehr absprechen.
So elegant und sportlich der GT für seine Verhältnisse gezeichnet ist, enden die Aufstiegsambitionen allerdings beim Antrieb. Denn statt die neue Sportlichkeit auch mit ein paar starken, prestigeträchtigen Motoren zu unterstreichen, gibt es zumindest zum Start erst einmal die bekannten Triebwerke, und davon nicht einmal die stärksten. Sondern neben dem 340 PS starken 640i sowie dem 630d mit 265 PS mit Heck- oder Allradantrieb bieten die Bayern im 630i mit 258 PS sogar einen mageren Vierzylinder an. Selbst wenn auch der auf 250 km/h kommt und in jetzt 6,3 statt 7,0 Sekunden auf Tempo 100 kommt, wird das kaum reichen, um den GT als leidenschaftliches Fahrerauto zu positionieren.
Aber entgegen seines Typenkürzels will er das ja eigentlich auch gar nicht sein. Denn im Grunde ist der Gran Turismo weniger um den Platz vorne links als um den hinten rechts herum entwickelt. Denn dank erhöhter Sitzposition, gestrecktem Radstand und auf Wunsch elektrischem Komfortgestühl und einer Luftfederung mit Wankausgleich im „Executive Drive“ fahren Hinterbänkler in keinem Fünfer besser als in diesem. Und selbst das Gepäck genießt neue Freiheiten. Denn der Kofferraum unter der großen Klappe mit der spürbar abgesenkten Ladekante wächst in jeder Konfiguration um mindestens 100 Liter und fasst nun 610 bis 1 800 Liter.
Zwar wird der GT mit dem Aufstieg vom Fünfer zum Sechser tatsächlich eine Nummer besser. Doch das Gesetz der großen Zahl gilt auch für die Preise. Die steigen – natürlich auch wegen einer unter anderem um Navi, Leder & Co erweiterten Serienausstattung um etwa zehn Prozent und beginnen nun bei 62 300 Euro.