Unter altem Namen zu neuer Größe: Mit dem Achter will BMW den Anschluss zur S-Klasse halten
Harald Krüger ist sauer. Denn auch wenn der BMW-Chef regelmäßig Rekord-Quartale verkünden kann, fährt ihm Mercedes immer weiter davon. Und als wäre das nicht schon ärgerlich genug, stiehlt sogar die mittlerweile ein wenig angestaubte S-Klasse aus Stuttgart ausgerechnet seinem neuen Flaggschiff die Schau und lässt den frischen Siebener schon wieder alt aussehen. Nicht nur, weil die Limousine mit dem Stern offenbar besser ankommt beim Geldadel rund um die Welt. Sondern vor allem, weil die Schwaben die bessere Portfolio-Politik betreiben und mit zwei Radständen, dem extralangen Maybach sowie Coupé und Cabrio einfach mehr Auswahl bieten. Doch das will sich Krüger nicht länger vorwerfen lassen und setzt nun endlich zum Gegenschlag an: Wenn die Bayern in dieser Woche beim Oldtimer Concours vor der Villa D’Este am Comer See das Tuch von ihrer jährlichen Studie ziehen, enthüllen sie deshalb ein luxuriöses Coupé und graben dafür sogar eine berühmte Nummer aus: „Concept 8 Series“ steht auf dem Kennzeichen und Krüger lässt keinen Zweifel daran, dass dieses Auto mehr wird als ein neuer Sechser, wenn es ziemlich genau so im kommenden Jahr in Serie geht: „ Es ist das nächste Modell beim Ausbau unseres Angebots im Luxus-Segment und wird dort neue Maßstäbe bei den Coupés setzen. Damit untermauern wir unseren Führungsanspruch im Luxussegment.“
Das Design des Zweitürers strotzt nur so vor Kraft. Die Niere ist flach und breit, die Haube lang, die von einer riesigen Kieme bestimmte Flanke stark tailliert, das Dach ist niedrig und das von einem kessen Schwung gekrönte Heck eine potente Provokation für jeden, der diesem Auto hinterherfahren muss. Wie ein Stinkefinger im Samthandschuh zeugt es von der schier unbändigen Kraft, die in diesem Coupé steckt. Dazu gibt es ein Interieur, das den Balanceakt zwischen extremer Sportlichkeit und ultimativem Luxus versucht: Alles ist auf den Fahrer zugeschnitten und sehr funktional gehalten, erläutert Designchef Adrian van Hooydonk. Doch das Ambiente ist vom Feinsten: Zartes Leder, handgeschliffenes Aluminium, Merino und Swarovski-Glas in Rauchquarz-Optik zeugen von Exklusivität und ultimativem Luxus.
Die Karosserie des Achters mag eigenständig sein. Doch die Konstruktion teilt sich das Coupé mit dem Siebener. Das gilt für das Fahrwerk mit Allradantrieb und Hinterachslenkung genauso wie für den gewichtssparenden Karbonkern in der Struktur und natürlich für die Motoren. Zum Start im nächsten Jahr dürfte es deshalb einen 840i mit 326 und einen 850i mit 450 PS und für die Europäer vielleicht auch noch einen 750 d mit 400 PS geben. Nur wie es weiter oben aussieht, ist noch nicht klar: Mit der Nähe zum Siebener passt auch der 610 PS starke V12 unter die Haube und würde den 8er wie in seiner ersten Karriere von1989 bis 1999 zum ultimativen Luxuscoupé machen. Aber weil BMW-Designchef Adrian van Hoydonk das Auto als pures „Driver’s Car“ positioniert wissen will, würde auch der gute 600 PS starke V8-Motor aus dem nächsten M5 passen. Doch wenn es BMW ernst meint mit der Retourkutsche gegen Mercedes, dann dürfen die Bayern nicht kleckern, sondern müssen klotzen – und einfach beide Varianten bringen.
Klotzen statt kleckern – das gilt auch für den weiteren Ausbau der Modellpalette. Deshalb ist das Achter Cabrio längst beschlossene Sache. Und aller Voraussicht nach wird es auch wieder ein Gran Coupé geben, das dann gegen den viersitzigen AMG GT antreten könnte. Obwohl BMW seine vornehmen Zweitürer damit gar vollends in die Oberklasse befördert, müssen sich die Kunden vom Sechser übrigens nicht verabschieden. Denn jetzt, wo diese Nummer frei wird, pappen sie die Bayern an das Heck des nächsten GT, der so aus der Fünfer-Familie zu einer eigenen Baureihe aufsteigt.