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Für ein bisschen Abenteuer im Alltag: Als Crossover entdeckt der kreuzbraven Peugeot 5008 jetzt den Zeitgeist

Published in motosound.de

Schluss mit dem Schaulaufen vor der Grundschule und dem Möbelgroßmarkt – den Löwen zieht es zurück in den Dschungel und auch aus dem kreuzbraven Peugeot 5008 wird in der zweiten Generation ein cooles Crossover. Das zumindest wollen uns die Designer weißmachen, wenn die Franzosen im Juni zu Preisen ab 24 650 Euro ihr selbst ernanntes „Adventure-SUV“ in den Handel bringen – wozu schließlich haben sie die Bodenfreiheit auf 23 Zentimeter angehoben, die Gürtellinie mit wuchtigen Plastikleisten beplankt, die Radhäuser über den bis zu 19 Zoll großen Rädern weit ausgestellt und rund um den Löwen im Kühlergrill ein weit aufgerissenes Maul geschneidert, das Konkurrenten wie dem Skoda Kodiak oder dem Nissan X-Trail das Fürchten lehren soll?

Sobald man die allerdings die großen, natürlich konventionell angeschlagenen Türen öffnet und hinauf klettert auf die hohen Sitze, ist man plötzlich wieder in der alten Welt: Familie statt Freizeit, Alltag statt Abenteuer. Zwar hat der 5008 mit seinem unkonventionellen i-Cockpit aus Mini-Lenkrad und Digital-Displays, dem Touchscreen und der wunderschönen Toggle-Leiste für die wenigen verbliebenen Schalter einen frischen Look. Und die Materialkombinationen mit grobem Filz und offenporigem Holz oder einem so aufwändig vernähten Leder, wie man es sonst nur von der noblen Cousine DS kennt, wirken moderner als man es einem vermeintlich verstaubten Van zugetraut hat. Doch mit mehr Ablagen und Staufächern als in jedem Einbauschrank und seiner variablen Bestuhlung gibt der 5008 innen doch wieder eine Großraumlimousine nach alter Väter Sitte.

Und das ist auch gut so. Schließlich bietet der 5008 bei noch immer ziemlich handlichen 4,64 Metern Länge dank seines imposanten Radstandes von 2,84 Metern nicht nur reichlich Platz auf allen Plätzen. Sondern man kann Sitzkomfort und Kofferraumvolumen problemlos den jeweiligen Erfordernissen anpassen: Die drei Einzelsitze in der zweiten Reihe lassen sich deshalb um zwei Handbreit verschieben, und wer die vollen 1940 Liter Laderaum auskosten möchte, kann die beiden Klappsessel im Kofferraum nicht nur unter den Wagenboden drücken, sondern mit zwei Handgriffen auch komplett ausbauen. Schließlich sind sie ohnehin nicht sonderlich bequem und wiegen obendrein nur jeweils elf Kilo. Allerdings hätte man sich das auch vorher überlegen und dann die 800 Euro Aufpreis sparen können.

Technisch eng verwandt mit dem ganz ähnlich gestrickten 3008 aus der Liga der Kompakten, übernimmt der 5008 Ausstattung und Antrieb von seinem kleinen, rund 1. 700 Euro günstigeren Bruder. Auch das „Adventure“-SUV spricht deshalb mit Apples iOS und mit Andriod-Telefonen, es gibt eine elektrisch aufschwingende Heckklappe mit Gestensteuerung und die Option auf LED-Scheinwerfer. Und natürlich hält der Abenteurer automatisch den Abstand zum Vordermann, liefert beim Rangieren ein 360-Grad-Panorama und passt auf, dass Sitzmassage und Aromatherapie den Fahrer nicht soweit eingelullt haben, dass die Aufmerksamkeit darunter leidet.

Als Muntermacher empfiehlt sich da der 2,0 HDI-Motor, der mit seinen 180 PS an der Spitze der Palette steht. Zwar kostet er – nicht zuletzt wegen der Zwangskopplung mit der Top-Ausstattung GT – gleich mal 41 550 Euro und hat deshalb nur mäßige Chancen, bringt den gegenüber dem Vorgänge rum 100 Kilo abgespeckten Wagen mit seinen 400 Nm allerdings ordentlich auf Trab: 9,1 Sekunden von 0 auf 100 und bei Vollgas 211 km/h – da kommt zu Pampa oder Pampers auch noch ein bisschen Power ins Spiel. Alternativ dazu gibt es zwei weitere Diesel mit 120 oder 150 PS und zwei Benziner, die 130 oder 165 leisten. Und selbst mit dem Einstiegsmotor ist man besser dabei, als man es einem mickrigen Dreizylinder von 1,2 Litern zugetraut hätte.

Zwar ist der 5008 bereits das fünfte SUV in Folge, das die Nachzügler jetzt in Europa und China ins Rennen schicken. Doch bei aller Liebe zur Buckelpiste können sie sich noch immer nicht zu einem Allradantrieb durchringen und helfen den Kunden deshalb einmal mehr mit elektronischen Krücken wie der ausgefuchsten Traktionsregelung Advanced Grip Control über die Unwägbarkeiten des Alltags hinweg. Dem Erfolg der Strategie tut das offenbar keinen Abbruch. Nicht umsonst ist der 3008 mit 80 000 Vorbestellungen in weniger als einem halben Jahr die erfolgreichste Peugeot-Neuheit seit dem legendären 206, sagt Laurent Blanchet, der in Paris die Produktplanung leitet. „Und das ist jetzt 20 Jahre her.“