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Voll ins Schwarze getroffen: Als GTS findet der Elfer zu seinen Wurzeln zurück

Published in motosound.de

Der nächste, bitte: Porsche treibt das Facelift für die Elfer-Reihe voran und bringt jetzt auch den GTS auf den neuesten Stand. Die gute Nachricht: Wenn der nachgeschärften Sportler im März zu Preisen ab 124 451 Euro in den Handel kommt, gibt es ihn zum ersten Mal nicht nur als Coupé und Cabrio, sondern auch als Targa für Unentschlossene. Und die schlechte Nachricht: Mit dem neuen GTS macht sich der Turbo wieder etwas breiter in der Modellpalette und verdrängt einen weiteren Sauger, so dass den Puristen jetzt nur noch der GT3 RS als Elfer nach alter Väter Sitte bleibt. Dabei versteht Baureihenchef August Achleitner doch gerade den GTS als Brückenschlag zu den reinen Rennmodellen, weil er ähnlich scharf und sportlich ist wie die GT-Varianten, nicht so viele Kompromisse macht wie Carrera & Co und trotzdem noch halbwegs für den Alltag taugt.

Versüßt wird den Schnellfahrern der Bruch mit der Tradition von einem kleinen Dreh an der Leistungsschraube. Weil Achleitners Mannschaft für den GTS einen neuen Lader entwickelt hat, steigt die Leistung des um gute 20 Prozent auf 3,0 Liter geschrumpften großen Turbos auf 450 PS – immerhin 30 PS mehr als beim Carrera S und 20 PS mehr als beim Vorgänger. Dazu klettert das maximale Drehmoment auf 550 Nm und im Autoquartett steigt der GTS in die nächste Liga auf. Denn mit einem Sprintwert von bestenfalls 3,6 Sekunden und einem Spitzentempo von bis zu 312 km/h macht er jetzt wieder ein paar Stiche mehr. Und selbst der Verbrauch ist zumindest theoretisch halbwegs moderat, weil der Turbo auf dem Prüfstand in der sparsamsten Version mit 8,3 Litern zufrieden ist.

Drei Zehntel früher auf 100 als ein Carrera S und bei Vollgas sechs km/h schneller – auf dem Papier sind das zwar nur Petitessen. Doch in der Praxis haben diese minimalen Änderungen eine ziemlich maximale Wirkung: Wenn der neue Sportauspuff noch leidenschaftlicher grollt, beim Zurückschalten noch lauter gurgelt und bei Vollgas noch wilder kreischt, dann kennt man im Elfer kein Halten mehr. Gierig frisst der Sportwagen die Kurven, verbeißt sich in der Ideallinie und macht mit jedem Gasstoß mehr Laune.

Dabei ist es fast schon beängstigend, wie sicher und solide sich der GTS mit seinem strammer abgestimmten Fahrwerk und der breiteren Spur unter dem wuchtigen Heck der Allradmodelle auf Kurs halten lässt – erst recht, wenn man im Targa sitzt und deshalb obligatorisch auf allen vieren unterwegs ist. Dann scheint die Physik förmlich Pause zu machen und man fühlt sich beim Ritt auf Messers Schneide gefährlich unverwundbar. Bis irgendwann die Einsicht reift, dass hier der Fahrer und nicht das Fahrzeug der limitierende Faktor ist. Spätestens dann sollte man den Sport-Plus-Modus wieder deaktivieren, den Sitz etwas bequemer einstellen, den Griff am Lenkrad lockern und die andere Seite des GTS genießen. Denn im Gegensatz zum kompromisslosen GT3 lässt sich dieser Sportler mit der entsprechenden Willensstärke auch halbwegs kommod und dabei überraschend komfortabel bewegen und verwöhnt dabei mit einem Restkomfort, der auch für eine lange Reise reicht.

Zwar ist schon das Technik-Tuning jeden der gut 15 000 Euro Aufschlag wert und macht den GTS mit dem Spagat zwischen Aggressor und Alltagsauto zum wahrscheinlich besten Elfer in der Großfamilie. Doch selbst die eher dezenten Design-Modifikationen ergeben bei diesem Auto einen Sinn. Denn mächtigen Hintern braucht der GTS wegen seiner breiteren Spur. Durch die neue Front strömt mehr Luft in den Wagen. Für den besseren Seitenhalt in den engeren Sitzen ist man mit jeder Kurbe dankbarer Und auch in den abgedunkelten Gläsern von Front- und Heckleuchten sowie dem dunkel statt glänzend lackierten Überrollbügel steckt eine unmissverständliche Botschaft: Mit diesem Elfer hat Porsche ins Schwarze getroffen.