Charakterkopf aus Korea: So will der neue Kia Rio mit Corsa & Co Samba tanzen
Der Sorento kostet mittlerweile 60 000 Euro und marschiert tapfer Richtung Mercedes GLE, der Stinger will Audi A5 und BMW Vierer pieksen und jetzt bläst Kia auch noch zur Premium-Attacke bei den Kleinwagen. Denn wenn die Koreaner im Februar die vierte Generation des Rio an den Start bringen, ist aus dem graumäusigen Billigheimer ein propperer Kompakter geworden, der den betagten Polo buchstäblich alt aussehen lässt und mit Corsa & Co Samba tanzen will.
Dabei setzen die Koreaner nicht auf ein effekthascherisches Design, sondern auf eine solide, saubere Gestaltung, die eine ähnlich hohe Halbwertszeit haben dürfte wie beim VW Polo: Mit seiner neuen, noch glatteren Tigernase, der glatten Flanke und dem knackigen Hintern sieht der Rio so seriös und schnörkellos aus, dass sich heute vielleicht niemand sofort danach umdreht, morgen aber auch niemand gelangweilt oder übersättigt abwendet.
So viel sie an der Form geschliffen haben, so wenig ändert sich an Format: der Rio ist in der Länge nur knapp zwei Zentimeter und in der Breite gerade mal einen halben Zentimeter gewachsen und duckt sich ein paar Millimeter tiefer in den Wind. Trotzdem haben die Koreaner bei 4,07 Metern Länge und 2,58 Metern Radstand innen spürbar mehr Platz geschaffen. Auf der Rückbank sitzen Kinder jetzt bequem und Erwachsene zumindest zumutbar und der Kofferraum wächst um 37 auf 325 Liter.
Besonders stolz ist Kia aber auf die Ausstattung, zu der neben dem großen Touchscreen im Cockpit oder dem Glasdach über der ersten Reihe eine in dieser Klasse eher seltene Notbremsautomatik mit Fußgängererkennung zählt. Von der bei Kia mittlerweile fast obligatorischen Lenkradheizung und den Wärmedrähten in den Polstern ganz zu schweigen.
Während die vielen Extras vor allem eine Herausforderung für Einkäufer und Buchhalter sind, haben auch die Ingenieure ordentlich Hirnschmalz für den Rio verbraten – und einen neuen Dreizylinder ins Programm genommen. Einen Liter klein und natürlich mit Turbo bestückt gibt es ihn wahlweise mit 100 oder 120 PS. Der Motor knurrt und pöttert zwar ein bisschen, wie es alle Dreizylinder machen. Doch er fährt sehr ordentlich. Erst recht in der stärkeren Variante. Während der Verbrauch zumindest auf dem Prüfstand bei mageren 4,7 Litern liegt, mobilisiert das Kleinkraftwerk 172 Nm,schubst den Rio in 10,2 Sekunden auf Tempo und kommt bei Vollgas auf bis zu 190 km/h.
Kräftig im Antritt und anders als viele Konkurrenzen mit einer Sechsgangschaltung bestückt und deshalb auch bei hohem Tempo halbwegs leise, hat man im Rio gerade auf der Autobahn hat nicht mehr das Gefühl, in einem Kleinwagen zu sitzen. Das wird auch vom buchstäblich erwachsenen Fahrwerk gestützt, mit dem der Rio einen seriösen und souveränen Eindruck macht – selbst das jugendliche Ungestüm dabei vielleicht ein bisschen auf der Strecke bleibt.
Neben den beiden Dreizylindern bietet Kia noch vier Motoren an und hat damit mehr Auswahl als die meisten anderen Importeure – ohne ersichtlichen Grund. Denn mit 84 und 99 PS bei den Vierzylinder-Saug-Benzinern und 77 oder 90 PS beim 1,4-Liter-Diesel liegen die Triebwerke so eng beisammen, dass eines mehr oder weniger gar nicht aufgefallen wäre .
Ein ebenso schnörkel- wie zeitloses Design, vornehme Materialen, moderne Motoren, viel Platz und eine wegweisende Ausstattung. So hat Kia mit den Rio einen riesigen Schritt auf Polo& Co zu gemacht. Dass der Preis dabei mit 11 690 Euro noch vergleichsweise bodenständig ist, darf einen aber nicht täuschen. Die Preisliste ist lang, die Modellvarianten und Extras sind zahlreich und ehe man sich’s versieht, steht eine Zwei an erster Stelle. Auch da steht Kia der europäischen Konkurrenz in nichts mehr nach.