Unter Dach und Fach: Als Retractable Fastback wird der Mazda MX-5 zum Targa für die Westentasche
Mazda bringt den MX-5 unter Dach und Fach. Denn ein Jahr nach der Premiere des Roadsters, gibt es den meistverkauften offenen Zweisitzer der Welt jetzt auch wieder mit festem Klappdach. Die Preise beginnen bei 29 890 Euro und liegen damit zwar 2 700 Euro über dem vergleichbaren Grundmodell. Doch haben die Japaner diesmal auch deutlich mehr zu bieten. Denn erstens sieht das Retractable Fastback viel besser aus als in der letzten Generation. Und zweitens hat der MX-5 damit einen ganz eigenen Charakter.
Dafür treibt Mazda einen großen Aufwand: Wo der Vorgänger nur eine unförmige Plastikhaube im Stil eines Baustellenhelms getragen hat, die gefährlich nach Bastellösung aussah, gibt es jetzt eine Konstruktion im Stil des 911-Targa, die bei der Verdeckbetätigung ein ähnlich spektakuläres Schauspiel wie der Sportwagen aus Stuttgart aufführt. Denn bevor sich das Dachelement und die Heckscheibe ablegen können, klappen erst der Deckel zum unverändert 127 Liter kleinen Kofferraum und die fest stehenden C-Säulen nach hinten. Geschlossen erinnert der MX-5 mit dieser Konstruktion ein bisschen an das letzte BMW Z4-Coupé und auch offen hat der Roadster jetzt mehr Charakter – selbst wenn es dafür etwas weniger frische Luft gibt.
Mazda setzt beim RF aber nicht nur auf den schönen Schein, sondern auch auf die inneren Werte und garniert die psychologisch höhere Alltagstauglichkeit mit einer Komfortoffensive. Es gibt den Coupé-Roadster deshalb nur mit der gehobenen Exclusive–Ausstattung samt Lederpolstern, Klimaautomatik, Online-Navi und LED-Scheinwerfern, mit etwas gründlicherer Schalldämmung, einem softer abgestimmten Fahrwerk und zum ersten Mal in Europa auch mit einem Automatikgetriebe.
Obwohl ein bisschen weichgespült, ändert sich allerdings nichts am stürmischen Wesen des MX-5 – zumal sich die 45 Kilo Mehrgewicht des Hardtops nicht wirklich bemerkbar machen und Mazda den RF obendrein nur mit dem stärkeren Motor anbietet. Zwei Liter Hubraum, 160 PS und 200 Nm reichen allemal aus für einen heißen Ritt auf der Landstraße. Und wenn der Asphalt schön trocken und die Reifen hübsch warm sind, hat man mit dem Targa für die Westentasche den gleichen Spaß wie mit dem Original aus Stuttgart. Denn wenn der Steiß unmittelbar über der Straße schleift und man mit der Lenkung fast verwachsen ist, fühlen sich die 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h an wie ein Raketenstart und selbst bei mageren 215 km/h Topspeed bekommt man plötzlich Herzrasen.
Das Paket passt und auch als Beinahe-Coupé ist der MX-5 ein Garant für gute Laune. Nur an eines müssen sich die Sonnenanbeter in diesem Bonsai-Boliden erst noch gewöhnen: Wo es früher nur eines Handgriffs bedurfte, um das Dach nach hinten zu werfen, muss man jetzt ein Knöpfchen drücken, das Tempo schweren Herzens unter zehn km/h drosseln und sich 13 lange Sekunden gedulden. Gemessen an konventionellen Cabrios ist das Mazda-Verdeck zwar rasend schnell. Doch für MX-5-Fahrer fühlt sich das wie eine Ewigkeit an.