In alter Frische: So wird die japanische Antwort auf den VW Golf zum flotten Dreier
Wer Kaplan heißt, der muss ein Mann mit festen Prinzipen und eiserner Moral sein. Doch jetzt bittet Bernhard Kaplan seine Gemeinde zu einem flotten Dreier – und bleibt dabei sittlich trotzdem sauber. Schließlich ist er der Chef von Mazda in Deutschland und sein Werben gilt nichts anderem als einem Auto. Denn nach vier Jahren überarbeiten die Japaner den Mazda3 und bringen ihren Golf-Gegner im Februar mit leicht retuschiertem Design, schönerem Ambiente und besserer Ausstattung an den Start. Weltweit die Nummer Eins im Mazda-Portfolio und bei uns immerhin an Position 3, wird er bei der Modellpflege nur 300 Euro teurer und steht künftig für mindestens 17 990 Euro bei den Händlern.
Auf den ersten Blick sind es zwar nur dezente Retuschen um die in einigen Modellvarianten nun serienmäßigen LED-Scheinwerfer, die den Dreier fit für sein letztes Drittel machen sollen. Denn was war an dem überaus gefälligen Design schon zu ändern? Auch innen hat es nur ein bisschen mehr Liebe zum Detail, ein neues, auf Wunsch nun auch beheizbares Lenkrad und ein Head-Up-Display mit mehr Informationsgehalt gebraucht. Und selbst mit einer neuen Generation von Stereokamera war bei den Assistenzsystemen nicht viel mehr zu verbessern als die automatische Notbremse, die jetzt bis Tempo 80 funktioniert und auch Fußgänger erkennt. Doch je länger man mit dem neuen Dreier fährt, desto mehr spürt man den wirkungsvollen Feinschliff, den die Japaner der Technik spendiert haben.
Das liegt vor allem an der neuen G-Vectoring-Control aus dem Sechser die auf mehr Ruhe bei Kurvenfahrten zielt. Dafür nehmen die Japaner beim Einlenken für ein paar Sekundenbruchteile das Motordrehmoment zurück, erhöhen so die Last auf dem vorderen, äußeren Rad und mit ihr die Seitenführungskraft. Zugleich wird der Übergang zwischen den Roll-, Nick- und Drehbewegungen beim Einlenken, Beschleunigen und Bremsen geglättet. Ohne dass man den nur 50 Millisekunden währenden Eingriff spüren würde, fühlt sich der Sechser damit gelassener, ruhiger und stabiler an: Man muss nicht mehr so oft nachkorrigieren, kann auch auf unebenen Straßen sauberer seinen Kurs halten und versteht immer mehr, was die Japaner mit ihrem schrulligen Jinba Ittai, der Einheit von Ross und Reiter, meinen: Ein ausgesprochen natürliches, direktes und zugleich vorhersehbares Fahrgefühl, das Lust auf mehr macht. Von der G-Vectoring Control profitiert allerdings nicht nur der Fahrer: Weil die Technologie die Wankbewegungen reduziert und den gesamten Aufbau stabilisiert, wird die Tour auch für die Passagiere angenehmer. Erst recht, wenn man hinter dem Lenkrad plötzlich die Freude am Fahren entdeckt.
Ebenfalls von gesteigerten Perfektionismus zeugen die überarbeiteten Diesel. Sie leisten zwar wie bisher 105 PS aus 1,5 Litern Hubraum oder 150 PS aus 2,0 Litern Hubraum. Doch weil jetzt Dämpfer in den Kolbenbolzen stecken und eine Elektronik die Druckwellen vor und nach der Verbrennung ausgleicht, knurren die Ölbrenner weniger vibrieren nicht mehr so sehr. Gerade der stärkere Selbstzünder macht damit bei der ersten Ausfahrt eine gute Figur und stellt mit 380 Nm, einem Sprintwert von 8,0 Sekunden, 213 km/h Spitze und 3,9 Litern auf 100 Kilometern jeden Benziner in Frage. Wer trotzdem lieber den Idealen des Herrn Otto folgt, der bekommt den Dreier wahlweise mit einem 100 PS starken 1,5 Liter oder eine 2,0-Liter, den es mit 120 oder 165 PS gibt.
Vor allem die Diesel laufen jetzt merklich ruhiger und reagieren obendrein feinfühliger aufs Gas, die Verbrauchswerte von 3,8 Litern Diesel bis 5,8 Liter Benzin sind allemal vorzeigbar und mit Spitzengeschwindigkeiten zwischen 182 und 210 km/h muss sich Mazda auf dem Golfplatz nicht verstecken. Doch hat sich die Hoffnung auf einen Nachfolger für die sportliche Speerspitze Mazda3 MPS mit der Modellpflege erst einmal zerschlagen. Für einen richtig flotten Dreier hat Firmenchef Kaplan offenbar doch eine zu eiserne Moral.