Open Menu
Open Menu
 ::

Zwergenaufstand im SUV-Gehege: So macht der Suzuki Ignis die Stadt zum Abenteuerspielplatz

Published in motosound.de

The Bigger the Better? Mag ja sein, das alles größer wird und selbst das iPhone mittlerweile das Format eines Tablet-Computers hat. Doch Suzuki macht diesen Trend nicht mit und feiert Small als das neue Sexy. Denn wenn die Japaner Mitte Januar zu Preisen ab 11 900 Euro nach mehr als zehn Jahren Pause einen neuen Ignis an den Start bringen, proben die Japaner den Zwergenaufstand im SUV-Gehege und schicken den ersten Bonsai-Geländewagen auf die Buckelpiste.

Anders als ein Fiat Panda oder ein Opel Adam Rocks ist der Ignis nicht einfach ein aufgebockter Kleinwagen in Abenteuer-Verkleidung, sondern wurde tatsächlich als SUV entwickelt. Deshalb bietet Suzuki nicht nur einen Allradantrieb an, sondern hat sogar eine Bergabfahrhilfe und ein spezielles Traktionssystem programmiert, das bis Tempo 30 die einzelnen Räder abbremst, wenn sie durchdrehen und den Winzling so halbwegs sicher auch durch den dicksten Dreck bringt.

Treibende Kraft ist dabei ein 1,2 Liter großer Vierzylinder mit 90 PS und 120 Nm. Zwar muss man das kleine Triebwerk ordentlich drehen, damit etwas vorangeht, was der Benziner mit einem vernehmlichen Knurren quittiert. Und für einen Geschwindigkeitsrausch reicht es natürlich trotzdem nicht. Doch wer mit dem kurz gestuften Fünfgang-Getriebe spät hoch und früh runter schaltet, der fühlt sich viel flotter, als es rund zwölf Sekunden von 0 auf 100 und ein Spitzentempo von 170 km/h vermuten lassen. Und wem die 4,6 Liter Normverbrauch zu hoch sind, der kann den Ignis auch als Mild-Hybrid mit einem optimierten Start-Stopp-System kaufen. Das kostet zwar 800 Euro extra, bringt aber immerhin gut zehn Prozent Verbrauchsvorteil.

Natürlich wird der Ignis trotz seiner ernsthaften Absichten wohl doch die meiste Zeit durch die Stadt toben, statt durch die Steppe zu krauchen. Aber auch dort schlägt er sich wacker, weil er kurz und handlich ist, einen winzigen Wendekreis hat und weil trotz der eigenwilligen Fensterlinie selbst nach hinten einen halbwegs guten Ausblick hat.

Verpackt ist das Ganze in einem für Suzuki ungewöhnlich lebendigen und farbenfrohen Gewand mit einem, nun ja, unkonventionellen Zuschnitt: Denn während der 3,70 Meter kurze Ignis von vorne noch aussieht wie eine moderner Nachfahre des kantigen Jimny, gibt der nur 1,66 Meter breite Bonsai-SUV mit seinem ebenso schmalen wie schrägen Heck eine eigenwillige Mischung aus BMW X6 und Ssangyong Actyon, die beide zu heiß gewaschen worden sind. Und die offenbar von Adidas inspirierte Drei-Streifen-Prägung auf der C-Säule macht die Sache nicht besser. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Doch auf jeden Fall wird man Ignis damit anders als die meisten Suzuki-Modelle in Erinnerung behalten und ihn nicht mit einem Konkurrenzmodell verwechseln.

Der neue, mutige Stil finden auch im Innenraum Fortsetzung. Denn selbst im Cockpit machen die Japaner Schluss mit dem grauen Einerlei ihrer Plastikwüsten. Ja, auch das Ignis-Interieur ist aus harten Kunststoffen mit scharfen Kanten gezimmert. Aber ein paar bunte Rahmen und kontrastierende Schattierungen zaubern eine freundliche Atmosphäre ins Armaturenbrett, die Klimazentrale im Stil eines 80er-Jahre-Ghetto-Blasters ist eine nette Spielerei und selbst die Instrumente haben ein bisschen Farbe bekommen. Außerdem steckt in einem schmucken Silberrahmen ein großer Touchscreen, mit dem die Japaner die Generation Smartphone ködern wollen. Schließlich kann man damit nicht nur navigieren, sondern mit Android-Auto oder Apple CarPlay spielend auch sein Handy integrieren. Das soll helfen, um die so genannte „Genration Y“ ins die Läden zu locken und den Ignis zu dem mit Abstand jüngsten Auto der Suzuki-Flotte zu machen.

Und falls einer der avisierten Techies doch mal nach ganz praktischen Tugenden fragt, hat Suzuki auch darauf die passenden Antworten. Denn bei 2,44 Meter Radstand bietet der Ignis überraschend viel Platz auch in der zweiten Reihe sowie einen Kofferraum, den man mit den beiden verschiebbaren Rücksitzen ein bisschen variieren kann: 260 Liter stehen mindestens zur Verfügung, 1100 Liter sind es bei maximaler Raumausnutzung.

Ungewöhnlich ist neben dem Platzangebot auch die Technik-Ausstattung des Kleinwagens. Denn wer beim Händler den Zungenbrecher „Dual Camera Brake Support“ über die Lippen bekommt, dem bauen die Japaner eine Stereokamera hinter den Spiegel, die im Ernstfall für Fußgänger oder vorausfahrende Fahrzeuge eine Notbremsung einleitet, für der Spurführung hilft und die Aufmerksamkeit des Fahrers überwacht. Wobei die Gefahr des Einschlafens im Ignis geringer ist als in jedem anderen Suzuki. Denn so aufgeweckt war ein Kleinwagen aus Japan schon lange nicht mehr.