Sex in the City: Als Elektro-Auto wird der Smart gar vollends zum perfekten Stadtflitzer
Dichter Verkehr soweit das Auge reicht, Rushhour von morgens bis abends und über allem eine Kakophonie von zigtausend Zylindern – es gibt schönere Situationen zum Autofahrern als den Stadtverkehr. Und es wird nicht besser. Denn Urbanisierung ist der große Trend, immer mehr Menschen streben in die Städte, Metropolen werden zu Megacities und der Verkehr wird so lange weiter anschwellen, bis er ausgesperrt wird. Das Auto wird in diesem Szenario zum Spielverderber und der Fahrspaß bleibt auf der Strecke. Es sein denn, man ist mit dem neuen Smart ED unterwegs, der in Deutschland im April zu Preisen ab 21 940 Euro in den Handel kommt, die Umwelt mit seinem Akku-Antrieb zumindest lokal entlastet und selbst im dichten Verkehr so viel Laune macht wie eine ganze Staffel Sex in the City.
Dabei hält sich der Fortschritt gegenüber dem bisher immerhin gut 15 000 Mal verkauften Vorgänger auf den ersten Blick in engen Grenzen. Denn wo sich andere elektrische Neuheiten auch diesseits von Tesla & Co gerade mit Reichweiten-Rekorden überbieten und der Opel Ampera-E mit einer Akkuladung bald mehr als 500 Kilometer stromern wird, beschränkt sich Smart auf mickrige 160 Kilometer aus denen in der Praxis kaum mehr als 120 Kilometer werden dürften. Erstens, so argumentieren die Verantwortlichen, weil der Smart schließlich ein Stadtauto ist, und zweitens, weil bei 2,69 Metern Länge partout nicht mehr als die 96 Lithium-Ionen-Zellen mit zusammen 17,6 kWh im Wagenboden unterzubringen waren. Immerhin kann man die jetzt deutlich schneller Laden: An der normalen Steckdose dauert der Boxenstopp zwar noch immer volle acht Stunden. Doch mit der aufpreispflichtigen 22 kW-Technik sind 80 Prozent des Akkus jetzt schon nach 45 Minuten voll und schon eine Kaffeepause reicht für 30 Kilometer. Wer nur in der Stadt fährt, kommt damit fast schon über den Tag.
Wenn man sich mit dem Auto ins Getümmel stürzt, sieht die Sache ohnehin gleich ganz anders aus. Mit dem vom Allianzpartner Renault zuglieferten 60 kW-Motor geht es jetzt nämlich richtig flott zur Sache: Beim Ampelsprint lassen die 160 ab der ersten Umdrehung verfügbaren 160 Nm frech die kleinen Reifchen quietschen und wenn man in 4,9 Sekunden schon bei 60 Sachen ist, schaut mancher GTI-Fahrer ziemlich dumm aus der Wäsche. Dazu der winzige Wendekreis von 6,95 Metern, der vom zentnerschweren Akku weiter abgesenkte Schwerpunkt und endlich eine sämige Beschleunigung ohne Schaltpausen – so wird der Smart zum Autoscooter und die Innenstadt zum Rummelplatz. Und ganz nebenbei ist man endlich das nervige Geknatter des Dreizylinders los, das Lärmjunkies allerdings gegen Aufpreis durch ein Fiepen zur Warnung für die Fußgänger ersetzen können.
Wer sich allerdings derart elektrisiert aus der Stadt aufs Land traut, der wird gleich wieder geerdet. Zwar hat Smart die Höchstgeschwindigkeit um 5 auf 130 km/h angehoben, doch fühlt man sich schon auf der Landstraße wie ein Verkehrshindernis und auf der Autobahn braucht man schon ein bisschen Mut, wenn man sich zwischen den Lastwagen heraus traut. Außerdem kann man auf dem knubbeligen Power-Meter links oben neben dem Lenkrad dann förmlich zuschauen, wie die Reichweite dahin schmilzt. Mag ja sein, dass der Smart intelligenter rekuperiert als die meisten anderen Autos, weil er mit einem Radar nach vorne schaut und die Bremswirkung des Generators an die Verkehrsverhältnisse anpasst. Aber es bei xxx kWh sind einfach keine großen Sprünge drin.
Davon lässt sich Smart aber nicht beirren. Sondern nachdem der Bonsai-Benz schon seit 2007 durch die Städte stromert, treibt die Daimler-Tochter die Elektrifizierung auch weiter konsequenter voran als viele andere Hersteller. Deshalb baut sie das Akku-Paket nicht nur im Forwto ein, sondern auch im Cabrio (ab 25 200 Euro) und für mindestens 22 600 Euro sogar im neuen Forfour. „Damit sind wir die einzige Marke, die ihre gesamte Flotte elektrifiziert hat“, sagt Smart-Chefin Annette Winkler und festigt damit die Vorreiterrolle im Daimler-Konzern, der die große Schwester Mercedes so schnell wohl kaum folgen kann.
Das hilft Winkler allerdings nur bedingt. Denn in der Stadt mag der Smart nach wie vor ungeschlagen sein und seine Führung mit dem modernisierten Elektroantrieb jetzt sogar noch einmal ausbauen. Doch auf dem Land und erst recht auf der Autobahn wirkt der Winzling als Akku-Auto mehr denn je fehl am Platz. Das Tempo zu niedrig und die Reichweite zu gering – das machen andere Elektroautos mittlerweile besser. Aber damit könne sie bei Smart gut leben. Erstens, weil es ja immer mehr Städte gibt. Und zweitens, weil den Rest der Welt bald die ersten vernünftigen Elektroautos von Mercedes erobern werden. Wofür hat man schließlich Geschwister.