Die Zukunft auf dem Schirm: So macht VW den Golf fit für seine vielleicht letzte Runde
Er ist der erfolgreichste VW aller Zeiten, doch seine Tage sind womöglich gezählt. Denn wenn die Niedersachsen es ernst meinen mit der elektrischen Revolution und dem in Paris gezeigten Stromer ID, dann spielt der Golf bald allenfalls noch die zweite Geige in Wolfsburg. Damit er bis dahin aber weiter sein Segment dominiert und nach 33 Millionen Exemplaren die deutsche Meisterschaft behält, bringt VW den Bestseller jetzt noch einmal auf den neuesten Stand und schickt Drei- und Fünftürer sowie den Kombi, den GTI und den GTE im Frühjahr mit frischer Technik, neu geschminktem Gesicht und optimierten Motoren in seine vielleicht letzte Runde.
Auch bei der Modellpflege ist der Geist einer neuen Zeit allerdings schon zu spüren. Denn statt vom Facelift spricht VW lieber vom Update und die meiste Arbeit damit hatten nicht die Maschinenbauer oder die Designer, sondern die Programmierer. Deshalb erkennt man den „neuen“ Golf auch nicht an den paar zaghaften Retuschen, die ihm Stilführer Klaus Bischoff ins Blech gedrückt hat. Sondern wenn von außen überhaupt etwas den Unterschied macht, dann sind es die Leuchtdioden, die in den Rücklichtern jetzt serienmäßig und vorn als Ersatz für die Xenonbrenner zumindest gegen Aufpreis strahlen.
Am größten sind die Änderungen aber ohnehin im Cockpit, wo die Golf-Fahrer jetzt buchstäblich die Zukunft auf dem Schirm haben. Denn nicht nur hinter dem Lenkrad prangt jetzt wie beim großen Bruder Passat auf Wunsch ein riesiges Display, sondern auch der Touchscreen in der Mittelkonsole wächst noch einmal über sich hinaus und misst jetzt stolze 9,2 Zoll. Auf ihn laufen nicht nur neue Apps und das Infotainment-System bietet nun viel mehr Connectivity-Dienste. Sondern zum ersten Mal in dieser Klasse kann man das System jetzt auch mit Gesten steuern und muss den Touchscreen nicht einmal mehr berühren, wenn man durch die Menüs skippen will. Eine Wischgeste, schon wechselt man darin von links nach rechts oder wieder zurück.
Neben dem Anzeige-Bedienkonzept haben die Programmierer auch die Assistenzsysteme aktualisiert und dem Golf die Sinne geschärft. Die Notbremsautomatik hat eine verbesserte Fußgängererkennung, der Abstandstempomat fährt im Stau bis Tempo 60 mit Lenkunterstützung jetzt fast von alleine und falls der Fahrer aus medizinischen Gründen ausfallen sollte, stellt sich der Golf von selbst sicher ab.
Bei aller neu entdeckten Liebe zur Leiterplatte konnten sich die Maschinenbauer aber zumindest noch ein bisschen Gehör verschaffen und ein wenig Hand an Motoren und Getriebe legen. Neben einer Leistungsspritze für den GTI mit künftig 230 PS für das Grund- und 245 PS für das Performance-Modell gibt es deshalb einen neuen Sparmotor. Als 1,5 TSI Evo wird der bekannte Vierzylinder zum 150 PS-Triebwerk mit Zylinderabschaltung und bekommt bald einen blauen Bruder. Zwar hat die Blue Motion-Variante nur 130 PS, kann aber besser Segeln und den Motor auch während der Fahrt abschalten. Auf dem Prüfstand stehen die beiden Benziner mit 4,9 oder 4,6 Litern, in der Praxis aber soll der Blue-Motion einen Verbrauchsvorteil von bis zu einem Liter ermöglichen. Ein bisschen müssen die Verbrenner schließlich noch durchhalten , bis bei VW im großen Stil gestromert wird.