Captain Großmaul: So will der Ford Kuga am VW Tiguan dranbleiben
Niemand baut so viele Geländewagen wie Ford. In Europa hinken die Amerikaner zwar ein bisschen hinterher, doch weltweit dominieren sie den boomenden Markt für Trucks und SUV – und riskieren deshalb jetzt mit dem Facelift für den Kuga buchstäblich eine große Klappe. Denn wenn ihr Tiguan-Gegner Anfang 2017 frisch poliert zu Preisen ab 23 300 Euro in den Handel kommt, dann erkennt man das SUV auf den ersten Blick am riesigen Kühlergrill, der jetzt im Stil von Mondeo und Mustang gehalten ist.
Während der 4,56 Meter lange Kuga außen mehr Präsenz zeigt, nimmt sich der Wagen innen spürbar zurück und will vor allem mit einem aufgeräumten Cockpit punkten. War die Mittelkonsole bislang mit Schaltern gesprenkelt wie eine Teenager-Stirn mit Pickeln, wirkt sie jetzt glatt, aufgeräumt und beinahe leer. Der Grund dafür ist die dritte Generation des Infotainment-Systems SYNC, das auf einen großen Touchscreen und eine erweiterte Sprachsteuerung setzt. Für die muss man keine stumpfen Befehle auswendig lernen, sondern kann sich beinahe natürlich mit dem Bordcomputer unterhalten. Hinweise wie „Ich will einen Kaffee“ beantwortet er mit den entsprechenden Navigationszielen und bei „Ruf Mama an“ klingelt im Elternhaus das Telefon. Außerdem spiegelt SYNC3 die Smartphones aufs Display, übernimmt auch hier die Sprachsteuerung und bietet zudem einen gut gefüllten App-Store. Ebenfalls etwas aufgeräumter wirkt die Konsole auf dem Mitteltunnel: Weil Ford die antiquierte Handbremse gegen eine elektrische Feststellbremse ausgetauscht hat, gibt es statt des großen Hebels nur noch einen kleinen Knopf und dafür eine riesige, klimatisierte Ablage.
Als zweiten Schwerpunkt der Modellpflege haben die Programmierer die Assistenzsysteme auf den neuesten Stand gebracht. Die Notbremsautomatik für den Stadtverkehr arbeitet deshalb jetzt bis Tempo 50, wer rückwärts ausparkt, wird vor dem querenden Verkehr gewarnt und die Spurführungshilfe greift dem Fahrer jetzt dezent ins Lenkrad.
Wenig Neues gibt es dagegen unter der Haube. Es bleibt beim 1,5 Liter großen Benziner mit 120, 150 oder 180 PS und dem famosen Diesel mit 2,0 Litern und 150 oder 180 PS, der flüsterleise und behände den hungrigen Kilometerfresser gibt. Neu ist nur der Basis-Diesel mit 1,5 Litern Hubraum, 120 PS und Frontantrieb, mit dem der Verbrauch auf 4,4 Liter zurückgeht.
Zwar wirkt der Kuga jetzt wieder etwas frischer, kann aber bei Auftritt und Ausstattung mit ganz neuen Konkurrenten wie dem Kia Sportage oder dem VW Tiguan technisch nur mühsam mithalten. Das kompensieren die Kölner mit einer ganz besonderen Strategie: Nach Mondeo, S-Max und Galaxy bieten sie deshalb zu Preisen ab 34 650 Euro jetzt auch den Kuga in der vornehmen Vignale-Version an und heben ihn mit dickem Leder, besonders nobler Ausstattung und Vorzugsbehandlung beim Händler ein wenig aus der schnöden Masse der kompakten Geländewagen ab.