Der Bayer fürs Business: Vorhang auf für den neuen BMW Fünfer
Die Mercedes E-Klasse hatte einen leichten Start: Dass die neue Business-Limousine aus Stuttgart so gut angekommen ist, lag nicht allein an ihrem gelungenen Design und ihren eindrucksvollen Assistenzsystemen, die dem autonomen Fahren näherkommen als in jedem anderen Auto diesseits von Tesla. Sondern die Stärke der Schwaben ist auch in der Schwäche der Bayern begründet: Denn sowohl der Audi A6 als auch der Fünfer BMW stehen am Ende ihrer Laufzeit und sind entsprechend lahme Gegner. Doch im nächsten Frühjahr ändert sich die Lage dramatisch: Dann schickt BMW einen neuen Fünfer ins Rennen und macht sich große Hoffnungen auf die Pole Position in der Business-Klasse.
Zu Preisen ab zunächst 45 200 Euro setzen die Münchner dabei vor allem auf einen Wert, der in Zeiten des hoch automatisierten Fahrens und der elektrischen Euphorie ein wenig an Bedeutung verloren hat: Die Fahrdynamik. Zwar weiß auch Projektleiter Johann Kistler, dass die Elektronik immer wichtiger wird. Deshalb bekommt der neue Fünfer natürlich wieder ein paar mehr Assistenzsysteme mit noch mehr Autonomie. Es gibt den Display-Schlüssel aus dem Siebener, der aussieht wie ein Smartphone und auch als Fernbedienung zum Einparken taugt. Und genau wie im Siebener kann man auf dem riesigen Bildschirm über der Mittelkonsole nun mit den Fingerspitzen durchs Menü surfen, wenn man sich partout nicht auf die erweiterte Sprachbedienung oder die ebenfalls neue Gestensteuerung verlassen möchte.
Doch man kann den Fünfer auch noch als Fahrzeug benutzten und nicht nur als Rechner auf Rädern. Nagelneue Achsen, eine neue Lenkung und eine weiter perfektionierte Federung in verschiedenen Konfigurationen mit oder ohne Verstelldämpfern, eine Hinterradlenkung und eine um bis zu 100 Kilo abgespeckte Konstruktion machen den Münchner tatsächlich zum neuen Maßstab für Fahrdynamik in diesem Segment: Er fühlt sich engagierter und lebendiger an, bindet den Fahrer besser ins Geschehen ein und macht in Kurven deutlich mehr Laune als die neue E-Klasse oder der alte A6. Wer zwischen zwei Terminen mal einen Abstecher auf die Landstraße macht, erlebt die Business-Limousine deshalb als Athleten im Anzug, der sich erfrischend aufgeweckt die Ideallinie entlang hangelt. Und trotzdem, so versprechen es die Bayern zumindest, taugt der neue Fünfer natürlich auch als luxuriöser Autobahn-Kurier für Vielfahrer mit dichtem Kalender.
In Fahrt bringen den Fünfer dabei zur Markteinführung im Februar zunächst je zwei Benzin- und zwei Dieselmotoren wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb, die trotz teilweise deutlich mehr Leistung um bis zu 13 Prozent sparsamer geworden sind. An der Basis steht für 45 200 Euro der 520d, dessen zwei Liter großer Diesel auf 190 PS kommt und mit 235 km/h das langsamste Triebwerk in der Palette ist. Dafür ist der Motor allerdings in der Efficient Dynamics Edition auch mit mageren 3,8 Litern zufrieden. Darüber rangiert als zweiter Diesel und erster Sechszylinder der 530d mit drei Litern Hubraum, 265 PS und den standesgemäßen 250 km/h Spitze.
Wo die Diesel den Erwartungen entsprechen, müssen sich die Freunde des Benziners auf eine Enttäuschung gefasst machen. Dort geht es zunächst mit einem 252 PS starken 530i los, der jetzt nur noch vier Zylinder und zwei Liter Hubraum hat. Wer wirklich den klassischen Reihensechser will, muss schon zum 540i greifen, bekommt dann aber auch stolze 340 PS.Kurz nach der Markteinführung folgen dann bereits die ersten Varianten: Für Sparer gibt es einen Plugin-Hybrid mit 252 PS, 45 Kilometern elektrischer Reichweite und einem theoretischen Verbrauch von 2,0 Litern und für Sportler den M550i mit 462 PS und einem Sprintwert von 4,0 Sekunden.
Und dabei wird es nicht bleiben, sagt Projektleiter Kistler und stöhnt fast ein bisschen unter der Zahl der Varianten. „Wir müssen zwei Millionen Geschmäcker treffen und dabei die größte Spreizung abdecken: Von einem betont sparsamen und eher vernünftig bewegten 518i bis zum sportlichen M5.“ Nicht umsonst wächst die Variantenzahl deshalb mit Heck- oder Allradantrieb, einem halben Dutzend Fahrwerkskonfigurationen und Motoren vom Vier- bis zum Achtzylinder, vom Power-Modell aus Garching bis zum PlugIn-Hybriden schon auf über 80 verschiedene Baumuster. Und da sind die Langversion des Fünfers für China, der schon für Genf 2017 avisierte Kombi und der unförmige aber umso einträglichere Fünfer GT für den nächsten Herbst noch gar nicht mitgezählt.
In Form und Format nahezu unverändert, dafür sparsamer und vor allem schlauer und innen so gestaltet, dass sich alte Kunden darin genauso zurecht finden wie Apple-Jünger, und obendrein endlich mal wieder ein BMW für die Freude am Fahren – so will der Fünfer ab Februar die neue E-Klasse ganz schön alt aussehen lassen und sich wieder an die Spitze der Business-Limousinen setzen. Mag sein, dass ihm das sogar gelingt. Doch ein Spaziergang wird das nicht und auch kein bequemer Platz. Denn ein Jahr später kommt der neue Audi A6 und die Karten werden schon wieder neu gemischt.