Nageln in Nadelstreifen: Mit dem Bentayga geht jetzt auch Bentley unter die Ölbrenner
Was kümmert sie ihr Geschwätz von gestern? Zwar feiert sich Bentley nach wie vor als sportliche Luxusmarke oder als luxuriösen Sportwagenhersteller. Doch getrieben von der Sucht nach Wachstum und Größe weitet die britische VW-Tochter ihr Portfolio zusehends aus. Nachdem sie deshalb im Frühjahr mit dem offensichtlich unverzichtbaren SUV schon einmal ein Tabu gebrochen haben, wagen sie sich mit eben diesem Bentayga jetzt schon wieder auf neues Terrain – und bieten zum ersten Mal auch einen Diesel an.
Ganz neu ist der vier Liter große V8-Motor freilich nicht. Sondern er kommt mitsamt dem elektrischen Verdichter von Audi, wo er seit diesem Sommer dem SQ7 Beine macht. Genau wie bei den Bayern leistet er auch bei den Briten 435 PS und stemmt sich mit bis zu 900 Nm gegen die Trägheit der Masse – mit Erfolg. Denn obwohl der Bentayga mehr als zwei Tonnen wiegt, schiebt der Ölbrenner die Wuchtbrumme in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und macht sie mit einem Spitzentempo von 270 km/h zum schnellsten Diesel-SUV der Welt.
Für Bentley fast noch wichtiger ist aber ein anderer Superlativ: Der Verbrauch von 7,9 Litern und der CO2-Ausstoß von 210 g/km markieren bei den Briten ebenfalls einen Rekord – so sparsam waren die Autos aus Crewe noch nie. Für Firmenchef Wolfgang Dürheimer mag das wichtig sein. Schließlich hat auch er eine CO2-Bilanz zu erfüllen. Doch für die Kunden birgt der Diesel wahrscheinlich ganz andere Vorteile. Der Preis dürfte gegenüber dem Zwölfzylinder deutlich sinken und den Einstieg so spürbar unter 200 000 Euro drücken und die Reichweite wird im Gegenzug ins Unermessliche steigen – 1000 Kilometer am Stück waren in einem Bentley bislang undenkbar.
Beim Einsatz im Bentayga soll es deshalb nicht bleiben. Sondern in Crewe hört man bereits von Planungen, wonach das Nageln in Nadelstreife etwa im Flying Spur gleich weiter gehen soll. Und auch der nächste Tabubruch ist schon in Arbeit: Denn spätestens 2018 kommt der Bentayga auch als PlugIn-Hybrid. Bevor die Traditionalisten jetzt aber Sturm laufen und gar vollends um die Markenidentität fürchten, hat Bentley-Chef Dürheimer einen schönen Trost parat: Wenn es nach ihm geht, ist eines der nächsten Entwicklungsprojekte ein klassischer Sportwagen.