Frisch aufgebrüht: So aufgeweckt ist der neue Opel Mokka X
Erinnert sich noch jemand an die Werbung mit den Schokoriegeln? „Aus Raider wird jetzt Twix, sonst ändert sich nix.“ Dieser alte Slogan mag einem in den Sinn kommen, wenn man sich zum ersten Mal mit dem „neuen“ Opel Mokka X beschäftigt. Denn natürlich ist das trotz des neuen Namens und des frisch geschminkten Gesichts kein neues Auto, das da ab dem 24. September bei den Händlern steht. Doch je länger man sich mit dem Wagen beschäftigt, desto mehr stellt man fest, dass Opel dort, wo etwas Neues nötig war, tatsächlich nachgelegt hat. Und alles andere ist so geblieben wie bisher. 600 000 Bestellungen in etwas mehr als drei Jahren zeugen schließlich davon, dass die Hessen nicht ganz so falsch gelegen haben können. Zumal sechs von zehn Kunden von der Konkurrenz gekommen sind, weil es zum Beispiel bei VW oder Ford bis heute keinen Geländewagen in diesem günstigen Format zwischen Kleinwagen und Kompaktklasse zu kaufen gibt.
Die meiste Arbeit mit der Modellpflege hatten deshalb diesmal die Elektroniker. Während die Designer nur ein wenig an der Front retuschiert und die #ingenieure einen neuen Motor adaptiert haben, gibt es innen ein komplett neues Cockpit, mit dem der Mokka wieder vorn dabei ist. Zwischen den Instrumenten macht die verstaubte Pixel-Grafik Platz für ein schmuckes Display und in der Mittelkonsole prangt jetzt endlich ein großer Touchscreen, der für die Oberflächen darum so wirkungsvoll ist wie eine Clerasil-Dusche für eine Teenager-Stirn: Bislang von Schaltern und Knöpfen übersät als wären es leidige Pickel, ist das Cockpit jetzt endlich aufgeräumt und die Bedienung ein Kinderspiel.
Dabei muss man künftig ohnehin kaum mehr selbst etwas machen im Mokka X. Zumindest nicht an der Navigation. Denn wie alle neuen Opel-Modelle kommt nun auch der kleine Kraxler mit dem Telematik-Dienst OnStar und dem direkten Draht zur CyberNanny: 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche sitzt sie am Telefon, wartet auf den Anruf der Mokka-Fahrer und schickt zum Beispiel die Zieladressen ins System, die sie vorher auf Kommando heraus gesucht hat. Und weil man mit OnStar ohnehin die ganze Zeit online ist, gibt es sehr zur Freude der ganzen Familie gleich auch noch einen mobilen Hotspot für bis zu sieben Geräte.
Die wenigen Änderungen unter dem Blech übernimmt der Mokka X aus dem Teileregal des neuen Astra. Das gilt für die LED-Scheinwerfer genauso wie für die verbesserte Frontkamera und erst recht für den künftigen Spitzen-Benziner: Denn auch den 1,4-Liter Turbo kennt man schon aus der Kompakt-Klasse. Im SUV-Einsatz leistet der Direkteinspritzer 152 PS, kommt serienmäßig mit Sechsgangautomatik und Allradantrieb und steht mit einem Normwert von 6,6 Litern in der Liste, verspricht Opel.
Daneben gibt es auch weiterhin den bisherigen 1,4-Liter mit 140 PS, den man auch als LPG-Variante kaufen kann, den Einstiegsbenziner mit 1,6 Litern und 115 PS sowie die beiden 1,6-Liter-Diesel mit 110 oder 136 PS. Vor allem der stärkere Diesel macht nach wie vor eine gute Figur im Mokka und adelt den 4,30 Meter langen Fünfsitzer zu einem vollwertigen Alltagsauto im Familieneinsatz. Natürlich gibt es spritzigere SUV, denn auch mit 320 Nm braucht der Mokka X 10,3 Sekunden auf Tempo 100. Und mit 187 km/h Spitze ist er auch nicht der schnellste. Doch als Mitglied der hessischen Flüsterfraktion ist der Motor so kultiviert, dass man schier endlos am Mokka schlürfen möchte. Und je länger man den für 2 000 Euro Aufpreis ebenfalls mit Allrad lieferbaren Wagen fährt, desto weniger fehlt einem zu den großen Modellen aus Wolfsburg oder Köln: Das Fahrverhalten erwachsen, das Platzangebot auch im Fond noch ausreichend, im Gelände gut genug für einen Grillparty am Waldrand oder für den Skiurlaub und der Kofferraum ausreichend für zumindest das kleine Urlaubsgepäck – mehr SUV braucht eigentlich kein Mensch.
Das weiß auch Opels Deutschland-Chef Jürgen Keller und führt den Erfolg des Mokka nicht zuletzt auf diese geschickte Platzierung im „Sweet Spot“ des Marktes zurück. Denn dass der Mokka auch gute drei Jahre nach seiner Premiere noch immer frisch duftet und heiß serviert wird, auch an der Schwäche zumindest der deutschen Konkurrenz. Während die Franzosen das SUV-Segment unterhalb der Kompaktklasse zum Beispiel mit Peugeot 2008 und Renault Capture erfolgreich besetzt haben, sind Ford und VW in dieser Nische noch immer ziemlich nackt.
Allerdings ist Opel vorsichtig genug, diese Alleinstellung nicht über Gebühr zu strapazieren und bewahrt bei der Kalkulation eine gewisse Bodenhaftung. Aus Mokka wird jetzt Mokka X, sondern ändert sich nix – zumindest für den Preis stimmt die Adaption des Raider-Slogans deshalb doch. Denn der beginnt auch künftig unverändert bei 18 990 Euro.