Neuvorstellung Hyundai i30: Golf ist auch nur ein Sport: So wollen die Koreaner die Kompaktklasse aufmischen
Die erste Begegnung war buchstäblich noch ein Blind Date. Doch ein paar Wochen nach der ersten Fahrt im Prototypen zeigt sich der neue Hyundai i30 wenige Tage vor der Publikumspremiere auf dem Pariser Salon zum ersten Mal in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit: Die Tarnfolie ist herunter und man erkennt, wie Designchef Peter Schreyer das Familiengesicht mit dem Kaskadengrill und den scharfen LED-Scheinwerfer weiterentwickeln, wie der auf den Oberflächen Spannung erzeugen und wie er Golf & Co zu Langweilern stempeln will. Und man erkennt, wie Hyundai weiter den Aufstieg probt und innen mit neuen Instrumenten, nobleren Materialien und einem größeren Touchscreen noch einmal eine halbe Klasse aufsteigt.
Aber das Design diesmal nur die halbe Miete und auch den Platzgewinn im Innenraum oder den 395 Liter großen Kofferraum feiern die Koreaner eher beiläufig ab. „Denn den wahren Fortschritt kann man bei diesem Generationswechsel eher fühlen als sehen“, sagt Axel Honisch, der im europäischen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim die Erprobung leitet.
Die erste Testfahrt mit den Prototypen gibt dem Ingenieur recht: Wo die Koreaner bislang eher nüchterne Autos und deshalb relativ kühle Autos gebaut haben, kommt jetzt tatsächlich ein wenig Fahrspaß auf. Ein echter Pulsbeschleuniger ist der nächste i30 zwar nicht. Diese Rolle soll schließlich bald der GTI-Gegner des neuen Sportablegers N-Brand spielen, der im nächsten Sommer mit etwa 200 PS an den Start geht. Doch statt teilnahmslos im Verkehr mit zu schwimmen, greift man jetzt viel beherzter ins Lenkrad, hat ein besseres Gefühl für die Fahrbahn und immer mal wieder ein Grinsen im Gesicht: Der i30 reagiert schneller, fährt vorhersehbarer, federt ohne Komforteinbußen straffer und macht einen rundherum engagierteren Eindruck.
Dabei hilft ihm neben einer neuen Hinterachse und einer komplett überarbeiteten Lenkung auch die neue Karosseriestruktur. „Wir haben den Anteil an hochfesten Stählen deutlich erhöht, deshalb sparen wir Gewicht und gewinnen an Steifigkeit,“ sagt Honisch: „Zwei wichtige Faktoren für Fahrspaß und Agilität.“
Bei den Motoren allerdings üben die Koreaner vorerst noch Zurückhaltung: Es gibt zwar drei Diesel und drei Benziner, an deren Spitze als ganzer Stolz der Ingenieure ein nagelneuer 1,4-Liter-Turbo steht. Doch das Leistungsband ist mit 95 bis 140 PS vergleichsweise schmal und die Fahrfreude etwas verhaltener als bei der Konkurrenz, wo es auch ohne GTI & Co ein paar PS mehr gibt.
Während die Ingenieure stolz sind darauf, dass der i30 jetzt beim Fahren mehr Emotionen schürt, feiern die Programmierer einen weiteren Siegeszug der Elektronik: So gibt es nun auch für den i30 einen Tempomat mit Abstandsregelung und Assistenten, die bei der Spurführung helfen, für Fußgänger bremsen oder beim Rangieren vor Querverkehr warnen. Und weil der Generation Smartphone die Connectivity wichtiger ist als die Höchstgeschwindigkeit, hat Hyundai nicht nur einen Qi-Schnittstelle zum kabellosen Laden integriert, sondern auch Apple CarPlay und Android Auto auf dem acht Zoll großen Touchscreen hinterlegt.
Mit dem i30 ist Hyundai zwar wieder ein großer Wurf gelungen und zumindest an Opel Astra und Ford Focus kommen die Koreaner damit locker heran. Doch so ein bisschen ist ihnen der Erfolg offenbar doch zu Kopf gestiegen. Denn neben dem Fünftürer für Paris und dem offenbar unverzichtbaren Kombi haben die Koreaner deshalb zum ersten Mal auch ein viertüriges Coupé auf dem Zettel. Das richtet sich nicht mehr gegen Golf & Co, sondern zielt gleich eine Klasse höher – und nimmt den Mercedes CLA ins Visier.