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Koreaner mit großer Klappe: Mit dem Optima Sportswagon will Kia jetzt sogar Avant & Co verladen

Published in motosound.de

Steffen Cost hat gut lachen. Schließlich hat der Kia-Deutschlandchef im letzten Jahr das beste Zulassungsergebnis seit dem Debüt der Marke nach Korea gemeldet – und liegt für 2016 schon wieder zehn Prozent im Plus. Da kann man buchstäblich mal eine große Klappe riskieren und sich auch mal mit den Platzhirschen anlegen. Denn wenn Cost der Optima-Limousine ab dem 24. September nun erstmals einen Kombi zur Seite stellt, zielt dieser Sportswagon nicht allein auf Passat Variant, Ford Mondeo Turnier oder Insignia Sportstourer. Sondern mit elegantem Auftritt, noblem Ambiente und üppiger Ausstattung hat er durchaus das Zeug, manch preisbewussten Avant- oder Touring-Fahrer von Audi und BMW abzuwerben. Schließlich liegen die Preise nur 900 Euro über dem Stufenheck und beginnen bei 25 990 Euro.

Allerdings darf man sich von diesem Lockangebot nicht täuschen lassen. Wer sich tatsächlich an Konsolen aus massivem Aluminium oder an hübsch vernähtem Leder erfreuen will, wer in beiden Reihen Wert auf eine Sitzheizung legt, sich in der ersten Reihe den Rücken kneten und kühlen lassen, die Heckklappe mit einer Geste öffnen, mit LED-Scheinwerfern die Nacht zum Tage machen und sich auf ein Heer von Assistenzsystemen verlassen möchte, der ist schnell mit 40 000 Euro und mehr dabei.

Unbenommen von der Ausstattung pflegt der Optima allerdings in jedem Fall einen noblen Aufritt und präsentiert sich als Kombi aus einem Guss: Mit 4,86 Metern genauso lang wie die Limousine, hat er eine betont elegante Silhouette mit einer schnittigen Fenstergrafik und ein Heck, dem man nun wirklich nicht ansieht, dass diese Karosserievariante erst nachträglich in die Produktplanung aufgenommen wurde. Das gilt auch für das Platzangebot, das mit 552 bis 1686 Litern im oberen Mittelfeld dieser Klasse liegt. Einzig der rein mechanische Mechanismus zum Umklappen der dreigeteilten Rücklehne und die leichte Schräge im langen Ladeboden zeugen davon, dass den Ingenieuren ein wenig die Zeit oder die Erfahrung gefehlt hat.

Beim Blick unter die Haube ist es mit der Noblesse allerdings schnell vorbei. Weil die Koreaner um das Kostenbewusstsein ihrer Kunden und die Dominanz der Deutschen wissen, ist die Motorauswahl eher beschränkt und die Leistungsspanne nicht gerade weit gespreizt. Bei den Benzinern gibt es nur zwei Zweiliter mit 163 oder 245 PS und bei den in diesem Segment noch viel wichtigeren Dieseln haben die Koreaner sogar nur einen 1,7-Liter mit 141 PS im Angebot. Der Vierzylinder läuft zwar kultiviert, ist spätestes in der Kombination mit der Doppelkupplung vergleichsweise sparsam und präsentiert sich als gemütlicher Dauerläufer für lange Autobahn-Etappen. Aber sonderlich dynamisch ist das Triebwerk nicht. Selbst mit soliden 340 Nm braucht der 1,7 Tonnen schwere Kombi deshalb stolze 11,1 Sekunden auf Tempo 100, das Überholen auf der Autobahn kann schon mal zur Geduldsprobe werden, und mit einem Spitzentempo von 200 km/h muss man die linke Spur öfter räumen, als manch einem Vielfahrer lieb sein dürfte.

Da trifft es sich ganz gut, dass Kia parallel zum Sportswagon zwei neue Motor- und Modellvarianten ein: Für sportliche Kunden gibt es den Optima künftig für mindestens 40 890 Euro auch als feurigen GT, der mit 245 PS, bis zu bis zu 240 km/h und einem nachgeschärften Fahrwerk zum dynamischsten Kia in der europäischen Palette wird. Und wer lieber sparen als spurten möchte, der kann mit einem 205 PS starken Plug-In-Hybriden und einer elektrischen Reichweite von 54 Kilometern den Verbrauch rein rechnerisch auf rekordverdächtige 1,6 Liter drücken. Noch gibt es den 40 490 Euro teuren Saubermann zwar nur als Limousine. Doch auch gegenüber den Umweltbewegten riskiert Kia-Chef Steffen Cost eine große Klappe und verspricht den Teilzeitstromer für Sommer 2017 auch als Sportswagon, der am der Steckdose tanken kann . Spätestens dann wird der Optima gar vollends zum Lademeister.