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Der Klops ist gelutscht: Als Coupé wird der GLC zu einem SUV für Schöngeister

Published in motosound.de

Mercedes-Benz GLC Coupé

Man kann nicht immer erster sein – selbst wenn man für sich die Erfindung des Autos reklamiert. Das hat mittlerweile auch Mercedes gelernt und ist sich nicht zu fein, gute Ideen bei der Konkurrenz zu kopieren. Ein Jahr, nachdem die Schwaben mit dem GLE Coupé die Blaupause zum BMW X6 auf den Markt gebracht haben, schauen sie bei den Bayern deshalb jetzt schon wieder ab und bringen gegen den X4 einen Flachmann auf Basis des GLC an den Start. Das Coupé geht im September in den Handel, kostet mindestens 49 444 Euro und ist damit etwa 5 000  Euro teuer als der vergleichbare GLC.

Anders als beim großen Bruder ist den Schwaben die Kopie diesmal allerdings deutlich besser gelungen als das Original. Denn während der flache GLE einfach nur fett und feist aussieht und sich gegen den bullig-bösen X6 buchstäblich schwer tut, haben die Designer es beim GLC geschickter angestellt. Die Proportionen stimmiger, die Linien schneller und die Silhouette sportlicher, hält er gekonnt die Balance zwischen Protz und Pretiose und lässt den Vorreiter aus München ganz schön alt aussehen.

Für die schöne Form hat Mercedes allerdings ein wenig Funktion geopfert: Zwar sitzt man hinten trotz der vier Zentimeter tieferen Dachlinie noch ganz ordentlich, wenn man erst einmal unter den tiefen Türholmen durchgetaucht ist. Doch der Blick zurück verliert sich in einer Scheibe von der gefühlten Höhe eines Briefkastenschlitzes. Und das Einladen der Koffer wird zum Kraftakt. Denn was nutzen einem rund 500 Liter Ladevolumen, wenn man das Gepäck über eine hohe Kante wuchten und in eine durch die acht Zentimeter längere Karosserie noch tiefere Höhle bugsieren muss? Das geht bei den Bayern irgendwie besser.

Mercedes-Benz GLC Coupé

Mercedes-Benz GLC Coupé

Das Coupé unterscheidet sich vom normalen GLC aber nicht nur im Design und in Details wie dem serienmäßigen Diamant-Grill, den 18-Zöllern in den bis zu zwei Zentimeter breiteren Radhäusern oder dem erweiterten Aluminium-Zierrat. Sondern neben der Optik hat Baureihenchef Michael Kelz auch bei der Technik ein paar grundlegende Änderungen vorgenommen: So fährt das Coupé grundsätzlich mit Sportlenkung und Sportfahrwerk. Dazu noch die tiefer ausgeschnittenen Sitze mit dem besseren Seitenhalt, fertig ist der kolossale Kurvenfeger. Damit sieht das Coupé nicht nur sportlicher aus als der normale GLC, er fährt sich auch so, sagt Kelz und spricht deshalb vollmundig vom Sportwagen unter den SUV und vom SUV unter den Sportwagen.

In der Mercedes-Palette mag das sogar noch stimmen. Denn im Vergleich zum normalen GLC fühlt sich das Coupé mit dem neuen Set-up tatsächlich leichter und handlicher an, schneidet enger durch die Kurven, hält besser die Spur und lässt sich so an einer kürzeren Leine führen. Doch kommt das GLC Coupé auch mit der neuen adaptiven Stahlfederung, die sich sekundenschnell dem Fahrstil und den Gegebenheiten anpasst, nicht an die fahrdynamischen Qualitäten eines X4 oder eines Porsche Macan heran.

Mercedes-Benz GLC Coupé

Mercedes-Benz GLC Coupé

Dafür allerdings bietet Mercedes von allen Herstellern die breiteste Motorpalette und rüstet das GLC Coupé mit je vier Dieseln und vier Benzinern aus. Sie decken eine Leistungsspanne von 136 bis 367 PS ab und werden anders als im aufrechten GLC bis auf den Einstiegsdiesel allesamt als Allrad ausgeliefert. Darunter stechen vor allem drei Triebwerke heraus: Der 200er Diesel, weil er im Zyklus weniger als fünf Liter braucht, der 320 PS starke 350e, weil er als Plug-In-Hybrid das Paradoxon von 5,9 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h und einen Normverbrauch von 2,5 Litern verspricht, und der 350d, weil mit ihm endlich wieder ein V6-Diesel in der Baureihe Einzug hält. Er leistet 258 PS, kommt auf bis zu 620 Nm und überzeugt vor allem durch seinen seidig-sämigen Kraftaufbau, der eine wunderbar souveräne Fahrweise ermöglicht und mit Eckwerten wie den 6,2 Sekunden von 0 auf 100 und 238 km/h Spitze Kelz’ These vom Sportwagen unter den SUV stützt. Das macht er viel besser als der Spitzenbenziner mit 245 PS und 370 Nm, der selbst im Sportprogramm nicht so richtig emotional klingt und seine Power so verhalten entsetzt, dass er nur die Sehnsucht nach dem GLC 43 mit 367 PS von AMG schürt. Denn ein bisschen Krawall darf bei so viel Kraft schon sein und 520 Nm sollten durchaus an den Nerven kitzeln können.

Nachdem Mercedes mit den Coupés von GLE und GLC so ungeniert bei BMW abgekupfert hat, unterstellt den Schwaben jetzt bereits jeder die Suche nach der nächsten Erfolgsvorlage und spekuliert im Stil des Evoque Cabrio die baldige Premiere eines offenen GLC, der gut zur aktuellen Open-Air-Parade in Stuttgart passen würde. Doch die Unterstellung weisen die Schwaben energisch zurück. Weil das GLC Coupé anders als beim Evoque kein Zweitürer, wäre ein Cabrio entweder ziemlich schräg – oder viel zu teuer.