Als R-Modell wird der Mercedes AMG GT zum Rennwagen mit Straßenzulassung
Mercedes feilt noch einmal an seinem spitzesten Silberpfeil. Denn zwei Jahre nach dem Start des AMG-GT ziehen die Schwaben jetzt eine R-Version ihres Supersportwagens aus dem Köcher. Wie bislang nur die Rennversion aus der GT3-Serie verspricht dieser GT R die reine Lust am Rasen und lockt deshalb nicht nur mit mehr einer Extraportion Leistung. Sondern zum erstarkten Motor gibt es auch spürbar verfeinerte Performance-Technik und natürlich ein dramatisch nachgeschärftes Design bis hin zum spektakulären Grill im Stil der Panamericana-Rennwagen aus den Fünfzigern. „AMG hat seine Wurzeln im Motorsport und stellt sich seit der Gründung immer wieder dem Wettbewerb auf der Rennstrecke. Diese Gene sind im neuen AMG GT R besonders stark ausgeprägt“, sagt Entwicklungschef Thomas Weber und sieht in den zahlreichen Innovationen des Spitzenmodells den ultimativen Beweis für die enge Zusammenarbeit der Ingenieure von Renn- und Straßenfahrzeugen. Zwar braucht man für diesen in der Grünen Hölle des Nürburgrings entwickelten und deshalb in einem giftigen Grün lackierten Tiefflieger keine Rennlizenz mehr und darf ihn auch auf der Straße fahren. Doch dafür könnte ein bisschen Kleingeld nicht schaden. Denn wenn schon der GT-S mit knapp 135 000 Euro in der Liste steht, dürfte der GT-R kaum für unter 170 000 Euro zu haben sein.
Allerdings gibt es dafür einen Starfighter, wie ihn Mercedes radikaler und rasanter noch nicht vom der Leine gelassen hat. Der gute alte SLS jedenfalls wirkt dagegen gefährlich blass und selbst die schwärzeste Black Series strahlt im Vergleich zu diesem grünen Giftstück in einem freundlichen Grau. Das liegt zum einen am spektakulären Auftritt mit den dicken Backen über der breiteren Spur, dem gierigen Grill, dem schwarzen Karbon-Dach und der gewaltigen Theke auf dem mächtigen Heck. Und mehr noch am Antritt, den Mercedes noch einmal dramatisch verbessert hat.
Statt 462 oder 510 PS leistet der 4,0 Liter große V8-Turbo dank neuer Lader nun 585 PS und das maximale Drehmoment klettert auf 700 Nm. Das reicht für einen Sprintwert von 3,6 Sekunden und hebt das Spitzentempo auf 318 km/h. Aber der GT-R lebt nicht allein vom stärkeren Motor. Sondern wie es sich für einen mühsam zivilisierten Rennwagen geziemt, bringt er zudem jede Menge Rundstreckentechnik auf die Straße. Das beginnt beim Leichtbau, der mit viel Aluminium und Karbon und geschmiedeten Rädern das Gewicht auf 1630 Kilo drosselt. Obwohl deutlich mehr Technik drin steckt, wiegt der GT R deshalb 15 Kilo weniger als das S-Modell und kommt so auf ein verlockendes Leistungsgewicht von 2,66 Kilogramm pro PS. Das führt über die aktive Aerodynamik mit einer neuen Luftführung am Unterboden und Lamellen in der Frontschürze und das ist bei der jetzt in neun Stufen regulierbaren Traktionskontrolle und dem Gewindefahrwerk noch nicht zu Ende. Nicht umsonst hat Mercedes für den GT R erstmals zum Beispiel auch eine Hinterachslenkung ins Programm genommen.
Und damit auch jeder merkt, auf was für einer Rakete er da reitet, hat die schnelle Truppe aus Affalterbach auch den Innenraum noch mehr auf Sportstudio getrimmt und montiert deshalb zum Beispiel standardmäßig Schalensitze aus Karbon, die – shoking! – ohne elektrische Verstellung auskommen müssen.
Allerdings hat der schnellste und schärfste und damit erst einmal hellste Stern am Mercedes-Himmel auch seine Schattenseiten: Denn so rasend schnell der GT-R auch sein mag, so quälend langsam dürfte den Fans der Start des Starfighters vorkommen. Denn von der Premiere jetzt beim Festival of Speed in Goodwood dauert es noch fünf Monate, bis im November die Orderbücher geöffnet werden. Und die Auslieferung beginnt sogar erst nächsten März.