Knallbüchse aus Köln: Zum 40. Geburtstag dreht der Fiesta noch einmal so richtig auf
Je oller, desto doller – nach diesem Motto bringt Ford jetzt pünktlich zum 40. Geburtstag des Fiesta den neuen ST200 an den Start. Von außen nur am exklusiven Lack und von innen an einer billigen Plastikplakette zu erkennen, wird der Kölner Kleinwagen mit einem elektronischen Motorupdate gar vollends zur Knallbüchse und fährt in der Fahrspaßwertung ganz nach vorne. Zwar muss man dafür auch tief in die Tasche greifen. Doch selbst wenn 26 640 Euro für einen Fiesta eine schöne Stange Geld sind, ist das für einen Sportwagen fast noch ein Schnäppchen. Kein Wunder, dass die 500 für Deutschland geplanten Exemplare schon fast alle auf die Händler verteilt sind.
Im Zentrum der Kraft steht der bekannte 1,6-Liter-Motor. Er leistet im Normalbetrieb nun 200 statt 182 PS und kommt auf 290 statt 240 Nm. Schon damit wird der Fiesta zur Spaßgranate mit einem fast explosiven Vorwärtsdrang. Doch wer das Pedal ganz durchtritt, aktiviert den Overboost des Turbos. Als würde man den Nachbrenner zünden, macht der Lader für 15 Sekunden noch mehr Druck, lässt das Drehmoment auf 320 Nm steigen und holt aus dem Motor mal eben 215 PS. Da fühlt man sich im Fiesta fast schon ein bisschen wie im Ferrari.
Das liegt nicht nur am eindrucksvollen Antritt der Kanonenkugel, die in 6,7 Sekunden auf Tempo 100 schießt und mit 230 km/h über die linke Spur fliegt. Sondern einen fast noch größeren Anteil daran hat das unglaublich gute Fahrwerk. Wo andere Kleinwagen mit deutlich schwächeren Motoren vor Kraft oft fast nicht laufen können, scharrt der Fiesta nur ganz selten mit den Hufen und fräst durch die Kurven, dass es eine wahre Freude ist: Hohe Alpenpässe, tiefe Schluchten, einsame Sträßchen im Hinterland: Die Route für diesen Renner kann gar nicht lang und verwinkelt genug sein, damit man die Lust an der messerscharfen Lenkung, dem strammen aber überraschend komfortablen Fahrwerk und dem kräftigen Klang des Kleinwagens verliert.
Beim Krafttraining für den Fiesta hat Ford allerdings auch tief in die Trickkiste gegriffen und nicht einfach nur den Chip der Motorsteuerung neu programmiert. Sondern sie haben auch noch einmal Hand an das ohnehin sensationelle Fahrwerk gelegt, haben die Lenkarme gekürzt, die Programmierung der Servo-Motoren geändert und die Anschlüsse im Getriebe geschärft. Jetzt klackern die Gänge wie Würfel im Knobelbecher und es flutscht so, dass man gar nicht mehr aufhören möchte mit Schalten – obwohl man zwischen Stadtgrenze und Autobahnauffahrt im Dritten eigentlich die meiste Zeit am besten aufgehoben ist, so breit wie das Gipfelplateau der Drehzahlkurve ist.
Zwar lässt das Geburtstagskind ordentlich die Muskeln spielen. Doch sonderlich herausgeputzt hat Ford den ST200 nicht mehr. Wie auch? Den Wabengrill im größeren Kühler, die tief nach unten gezogenen Schürzen an Front und Heck, markante Seitenschweller, den großer Dachspoiler und innen die obligatorischen Recaros hat schließlich schon der normale ST, der für 20 640 Euro auch weiterhin im Programm bleibt. Statt weiter aufzurüsten, nehmen sich die Kölner sogar ein wenig zurück und lackieren die kleine Spaßgranate exklusiv in einer Farbe, die ironischer kaum gemeint sein könnte. Denn ausgerechnet den wildesten Fiesta gibt es nur in einem mausigen Asphaltgrau.