Fiesta für Pfennigfuchser: Mit dem Ka+ nimmt Ford Abschied vom Lifestyle und zielt auf Karl & Co
Ford probt den Aufstand im Reich der Zwerge: Wenn die Kölner nach bald einer Dekade im letzten Quartal dieses Jahres den überfälligen Nachfolger des Ka von der Leine lassen, wollen sie bei den kleinen Autos endlich wieder ein großes Wort mitreden. Dafür macht das Einstiegsmodell eine komplette Kehrtwende und wird als Ka+ vom bunten Lifestyle-Floh zum praktischen Pragmatiker, der zu Kampfpreisen ab 9 900 Euro vor allem Pfennigfuchser ansprechen will.
War der aktuelle Ka noch ein Zwilling des Fiat 500 und kam entsprechend bunt und lebenslustig daher, ist der Ka+ ein nüchternes Eigengewächs, das von pragmatischen Ingenieuren in Südamerika entwickelt wurde und für Europa von preiswerten Monteuren in Indien produziert wird. Dabei nutzt der Ka künftig die gleiche Basis wie der Fiesta und geht entsprechend aus dem Leim: Er wächst um eine halbe Armeslänge auf 3,93 Meter und bekommt vor allen Dingen erstmals vier Türen.
Zwar erinnert der Ka+ stilistisch gefährlich an den Kia Rio, den die Kölner neben Dacia Sandero oder Opel Karl zu ihren wichtigsten Wettbewerbern zählen. Doch während der Wagen außen noch halbwegs schnittig und schwungvoll daher kommt, atmet er innen die muffige Sachlichkeit deutscher Amtsstuben. Ja, es gibt anders als auf den Ursprungsmärkten in Südamerika oder Indien serienmäßig ein Lederlenkrad, die Kunststoffe sind wertiger und die Sitze bequemer. Doch grau in grau wirkt das Ambiente eher trist, die Schalter sind vergleichsweise grobschlächtig und das winzige Monochrom-Display tief in seiner weit oben ins Cockpit geschnittenen Höhle erinnert an die Steinzeit des Infotainments. Das können andere Kleinwagen besser.
Dafür allerdings punktet der Ka mit reichlich Platz. Nur drei Zentimeter kürzer, dafür aber etwas höher als der Fiesta, kann man bei 2,49 Metern Radstand in beiden Reihen ordentlich sitzen und hinter der großen Klappe immerhin 270 Liter Gepäck verstauen. Dazu gibt es bis zu 21 Ablagen, von denen vor allem zwei ins Auge stechen: Da ist zum einen das Handyfach rechts oberhalb des Lenkrads, das nicht nur eine USB-Buchse zum Laden hat, sondern auch einen speziellen Deckel, mit dem man das Smartphone etwa zum Navigieren sicher festklemmen kann. Und da ist zum anderen das Geheimfach links vom Lenkrad, das man nur bei geöffneter Fahrertür erreichen kann. Wertsachen sind dort vor neugierigen Blicken und allzu schnellem Zugriff entsprechend gut geschützt.
Die Verwandtschaft zum Fiesta kommt auch unter der Haube durch. Denn der 1,2 Liter große Vierzylinder des Ka+ ist ein Ableger des Basis-Motors aus dem großen Bruder. In neuen Modell wird er wahlweise mit 70 oder 85 PS angeboten, braucht angesichts des mageren Grundgewichts von ziemlich genau einer Tonne im besten Fall 5,0 Liter und schafft in der stärkeren Variante immerhin 169 km/h. Zwar stand due Freude am Fahren im Lastenheft nicht gerade an erster Position. Doch weil der Italo-Ka auf Fiat-Basis nun auch nicht gerade ein Pulsbeschleuniger war, der Fiesta dagegen unter den Kleinwagen als durchaus knackig gilt, sollte der Ka+ in dieser Disziplin zumindest keine Spaßbremse sein.
Eher praktisch als pfiffig und lieber billig als bunt – mit dem neuen Zuschnitt meldet Ford den Ka zwar aus der Lifestyle-Liga ab. Doch dafür schaffen die Kölner mit diesem Schritt mehr Freiraum für den Fiesta. Weil die Sparbrötchen jetzt den Ka+ kaufen werden, soll sein Nachfolger einen deutlichen Schritt nach oben machen.