Alle Tage, alle Wege: Mit Allrad wird der Mini Clubman gar vollends zum Alltagsauto
Der Flirt mit dem Alltag und den gelangweilten Golf-Kunden geht weiter. Nachdem Mini sich mit dem neuen Clubman bereits ungewöhnlich familienfreundlich und praktisch gibt, legen die BMW-Briten jetzt noch einmal nach und bieten ihren Maxi auch mit Allrad an. Das macht den mittlerweile ziemlich konventionellen Fünftürer zwar nicht zum Geländewagen, doch wirkt die Haldex-Kupplung ein bisschen wie eine Vollkasko-Versicherung, die einem auf schlechtem Grund ein gutes Gefühl gibt und obendrein die Adrenalinausschüttung beim Angasen im Zaum hält. Der Clubman All4 kostet 2 000 Euro Aufpreis und kommt in diesen Tagen für mindestens 29 500 Euro als Cooper S mit einem 192 PS starken Benziner oder als SD mit einem 190 PS-Diesel für 33 500 Euro aufwärts in den Handel.
Zwar wächst mit dem Allradantrieb tatsächlich auch ein wenig der Aktionsradius, wenn die Elektronik situationsgerecht binnen 250 Millisekunden die Kraftverteilung anpasst und das Drehmoment nach hinten schaufelt. Aber der Traum von Freiheit und Abendteuer endet im dümmsten Fall bereits an der nächsten Bordsteinkante. Denn es bleibt bei der üblichen Bodenfreiheit – und mit der ist es auf den flachen 17-Zöllern des Cooper SD nicht sonderlich weit her.
Aber der Allrad hilft ja nicht nur auf Abwegen, sondern stützt auch die sportliche Fahrweise, die Mini zum Markenmotto erhoben hat. Natürlich wird dadurch ein auf 4,25 Meter gewachsener Kleinwagen nicht wieder zur Pocket Rocket, die 1,5 Tonnen Leergewicht lösen sich nicht in Luft auf, und welches Go-Kart fährt schon auf allen Vieren? Doch es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn die bärigen 400 Nm des großen Diesels jetzt auch am Asphalt ankommen, statt bisweilen nur in den Gummis der Vorderräder zu verrauchen, wenn der Wagen in schnellen Kurven weniger stark nach außen drängt und er einfach stabiler seinen Kurs hält. Erst recht, wenn der Clubman mit seinem für einen Mini schier endlosen Radstand von 2,67 Metern ohnehin keine kurvengierige Asphaltfräse mehr ist und eine ziemlich erwachsene Souveränität an den Tag legt.
Das wilde Wesen eines kleinen Wirbelwindes mag der Mini als Clubman mit Allradantrieb gar vollends einbüßen. Ein lahmer Langweiler ist er deshalb aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Wenn man mit dem immerhin 300 Nm mächtigen Benziner in 7,0 und mit dem Diesel in 7,2 Sekunden von 0 auf 100 Sprintet und auf der Überholspur mit bis zu 225 km/h manch dickeres Ding verscheucht, fühlt man sich in dem gar nicht mehr ganz so kleinen Auto richtig groß und spürt, wie sich der Pulsschlag beschleunigt.
Stark und schnell und spätestens mit dem Allrad auch ziemlich souverän: So wird der Clubman gar vollends zum ersten Mini für alle Wege und alle Tage: Der Fond geräumig genug für eine Familie auch mit Kindern jenseits der Grundschule, der Kofferraum auch für einen kurzen Urlaub gerüstet und das Fahrverhalten so ausgewogen, dass mit nicht automatisch ein Messer zwischen den Zähnen hat und mit entspanntem Puls ans Ziel kommt. Von Golf & Co unterscheidet diesen Mini eigentlich nur noch seine Form, aber nicht das Fahrverhalten. Im Gegenteil: Manch ein gewöhnlicher Kompakter fährt mittlerweile schärfer und engagierter als das Maxi-Go-Kart aus dem Königreich.
Zwar kommt man mit dem Clubman All4 schon ein bisschen weiter als bisher, fährt sorglos an den Strand und in den Schnee. Doch die neue Modellvariante ist nur das Vorspiel und bald zieht es Mini richtig in den Matsch: Denn zum Ende des Jahres zeigen die Briten den neuen Countryman – mit dem gleichen Allradantrieb und dann auch mit mehr Bodenfreiheit.