Knauser im Kimono: Als 105 PS-Diesel fährt der Mazda3 auf Sparflamme
Das Timing hätte kaum schlechter sein können. Denn obwohl Mazda bei allen Tests buchstäblich sauber geblieben ist, wissen auch die Japaner um das Stimmungstief, in dem der Selbstzünder gerade steckt. Doch das ficht sie nicht an. Sondern mehr als jeder andere Hersteller aus dem Fernen Osten setzt Mazda auf den Diesel und baut sein Angebot deshalb jetzt sukzessive aus. Diesmal profitiert davon der Mazda3, der nun mit einem zweiten Ölbrenner angeboten wird. Neben dem relativ großen, deshalb vergleichsweise teuren und entsprechend selten bestellten 2,2-Liter mit 150 PS gibt es künftig den aus Mazda2 und CX-3 bekannten 1,5-Liter, der mit 105 PS die Basis bedient. Damit sinkt nicht nur der Verbrauch auf vorbildliche und auch gemessen an der deutschen Konkurrenz konkurrenzfähige 3,8 Liter. Sondern vor allem fällt der Preis um 1 700 Euro. Den Fünftürer mit Diesel gibt es deshalb künftig ab 23 190 Euro und die etwas spießige Limousine ab 23 690 Euro.
So sparsam der kleine Diesel ist, darf man von ihm freilich keine Wunder erwarten. Leicht, leise und laufruhig mag er sein, aber mit 105 PS und 270 Nm kann man auf dem Golfplatz keine Bäume ausreißen. Bis Tempo 100 gönnt sich der Dreier deshalb 11,0 Sekunden und bei 185 km/h ist es mit dem Vorwärtsdrang auch schon wieder vorbei. Außerdem muss man den Vierzylinder erst über 2 000 Touren treiben, bis er etwas freier atmet und engagierter ausschreitet. Dann allerdings treibt der kleine den Mazda3 wie ein großer und gibt den lässigen Kilometerfresser, mit dem man auf der Autobahn wunderbar im Verkehr mitschwimmen kann.
Während Mazda dem Dreier mit dem neuen Motor unter der Haube einen rigiden Sparkurs verordnet hat, wird bei der Ausstattung auch weiterhin nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das ausfahrbare Head-Up-Display, eine Touchscreen-Navigation auf der Höhe der Zeit, der Tempomat mit Abstandsregelung und in den gehobenen Varianten ein betont vornehmes Ambiente – es gibt aktuell keinen anderen Japaner, der dem Klassenprimus aus Wolfsburg so nahe kommt.
Das gilt im Grunde sogar für die Diesel-Strategie. Denn genau wie der VW-Konzern dem Selbstzünder die Treue geschworen hat, missioniert auch Mazda für den Ölbrenner und leistet damit Pionierarbeit in der Heimat. Denn dort, wo die Diesel noch vor ein paar Jahren im OKW sogar verboten waren und die Konkurrenz vor allem auf Hybriden setzt, hat Mazda mittlerweile mehr als 200 000 Skyactiv-D-Modelle verkauft und sich mit einem Dieselanteil von 67,6 Prozent die Marktführerschaft gesichert. Wie sehr sie an das Prinzip glauben, beweisen die Japaner beim Geländewagen CX-5: Denn gibt es auf dem Heimatmarkt gar nicht erst mit einem Benziner.