Fahrvorstellung Ford Edge: Ohne Ecken und Kanten: Mit dem Edge plant Ford den Aufstieg im SUV-Segment
Weltweit verkauft kaum ein Hersteller mehr Geländewagen als Ford. Nur in Europa hinken die Amerikaner dem Trend noch hinterher. Doch das wollen sie jetzt ändern und bis zum Ende des Jahrzehnts gleich fünf neue oder zumindest gründlich überarbeitete SUV an den Start bringen. Die buchstäblich größten Hoffnungen ruhen dabei auf dem Edge, der jetzt mit reichlich Verspätung über den Atlantik kommt. Denn von Juni an zu Preisen ab 42 900 Euro im Handel, ist das 4,81 Meter lange und für seinen kantigen Namen ziemlich schnittige Dickschiff nicht nur das Spitzenmodell der Kölner SUV-Flotte, sondern schwingt sich gleich zum Flaggschiff für die ganze Marke auf.
Wie es sich für eine Position an der Spitze der Modellpalette gehört, geizt Ford bei dem Konkurrenten für VW Touareg oder Land Rover Discovery Sport deshalb nicht mit Ausstattung: „Für uns ist der Edge nicht nur en Sport, sondern auch ein Smart Utility Vehicle“, sagt Marketing-Chef Wolfgang Kopplin mit Blick auf Technik-Features wie den Tempomat mit Abstandsregelung, den Auffahrwarner mit Fußgänger-Erkennung und Notbremsfunktion, die LED-Scheinwerfer, die im Gurt integrierten Airbags für die Fondspassagiere oder die Split-View-Kamera, mit der man an unübersichtlichen Stellen fast um die Ecke schauen kann.
Sein ganzer Stolz ist allerdings die aktive Geräuschunterdrückung, wie man sie sonst etwa von de Kopfhörern im Flugzeug kennt: Drei Mikrophone im Dachhimmel analysieren den Lärmpegel und kompensieren störende Motorengeräusche mit gegenläufigen Schallwellen. Im Stadtverkehr zeugt das zwar nur mäßigen Erfolg, aber auf der Autobahn wird der Edge so zu einem Flüster-SUV und zum perfekten Langstrecken-Auto – zumal er reichlich Platz auf allen Plätzen bietet und die Hinterbänkler zum Beispiel mit eigenen Steckdosen für USB und 230 Volt im Bemühen um Kurzweil unterstützt. Dazu die bequeme Sitzposition, die gute Rundumsicht und der große Kofferraum – wäre da nicht die allenfalls mittelmäßige Materialauswahl, könnte es der Edge mit diesem Paket sogar mit den schlichteren Varianten von Mercedes GLE und BMW X5 aufnehmen.
Soviel Auswahl die Kölner bei der Ausstattung bieten, so wenig Varianten gibt es beim Antrieb: Weil in diesem Segment das Gros der Kunden beim Diesel bleibt, bietet Ford erst gar keinen Benziner an und belässt es bei einem 2,0 Liter großen Selbstzünde mit wahlweise 180 oder 210 PS. Dem Motor geht zwar auf der Autobahn überraschend früh die Puste aus, so dass mit Rücksicht auf Masse und Maße des Edge selbst für die stärkere Version bei 211 km/h Schluss ist. Doch steht der Geländegänger mit bis zu 450 Nm gut im Futter und schreitet entsprechend engagiert aus: Beim Ampelspurt jedenfalls ist er vorn dabei, Tempo 100 schafft er in 9,4 Sekunden und wenn die Automatik beim Kickdown ein, zwei Gänge herunter schaltet, wird das Überholen auf der Landstraße zum Kinderspiel. Nur ganz so sparsam ist der Motor dann natürlich nicht mehr. Die bestenfalls 5,8 Liter vom Prüfstand jedenfalls kann man vergessen, wenn man der Leistung ihren Lauf lässt und die aufwändige Adaption genießt, die dem Fahrwerk auf dem Weg über den Atlantik zuteil geworden ist.
Dabei spürt man die enge Verwandtschaft mit Mondeo, S-Max und Galaxy. Nicht nur wegen der adaptiven Lenkung, mit der man den großen Brocken im Stadtverkehr wunderbar leicht rangieren und über Land überraschend stabil auf Kurs halten kann. Sondern auch wegen des ebenso soliden wie strammen Fahrwerks und des verbindlichen Gefühls, das einem dieses Auto vermittelt.
Ach ja, und Allrad gibt’s natürlich aus: Egal in welcher Version man den Edge bestellt, kommt er immer mit einem variablen Traktionssystem daher, das die Kraft nur dann an die Hinterräder umleitet, wenn es vorne schmierig oder schwierig wird. Für echte Eroberungen nimmt man besser Autos wie den Explorer. Aber für die Abenteuer im Alltag ist das auch bei den meisten Konkurrenten übliche System mehr als ausreichend.
Schick und stattlich, vornehm und modern ausgestattet und engagiert zu fahren – so soll der Edge den SUV-Anteil bei den Ford-Verkäufen weiter pushen und die Kölner in Europa erstmals über 200 000 Geländewagen-Zulassungen bringen. Das wäre zwar ein stolzes Plus von 30 Prozent, doch mangelt es Vertriebschef Kopplin nicht an Zuversicht. Denn die kleinen Brüder des Edge haben ihren Beitrag dazu schon geleistet: Der Kuga hat in Deutschland im ersten Quartal um 17 und der EcoSport sogar um 22 Prozent zugelegt.