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Performance statt Prinzipien: Auch als Turbo bleibt der Porsche Boxster eine Spaßgranate

Published in motosound.de

Der Porsche Boxster verliert seinen Sechs-Appeal. Als wäre es nicht schlimm genug, dass der Mittelmotor-Roadster mit dem Facelift zum Ende des Monats seinen Namen einbüßt und künftig als 718 zur schnöden Nummer wird. Nein, die Schwaben rauben ihm im Ringen um etwas mehr Political Correctness und weniger CO2-Ausstoß auch noch den Sechszylinder, lassen ihn wie einen schnöden Golf nur noch auf vier Flammen brennen und schrauben ihm zu allem Übel auch noch einen Turbo in die Atemwege. Prinzipientreuen Porsche-Fans dürfte das die Tränen in die Augen. Doch die Trauer ist nur was für Theoretiker und währt in der Praxis lediglich ein paar Augenblicke.

Denn über die neue Nomenklatur tröstet einen das subtil aber wirkungsvoll nachgeschärfte Design mit den stärker betonten Kotflügeln und dem schmucken Bürzel hinweg, bei dem bis auf Kofferraumdeckel, Frontscheibe und das noch immer konkurrenzlose schnelle Verdeck kein Blech beim alten geblieben ist. Und die Sorge um den Sauger hat sich just in dem Moment erledigt, wenn man links vom Lenkrad den Schlüssel dreht und ein fast schon provozierend proletenhaftes Rotzen und Sprotzen aus den markanten Endrohren allem Ringen um soziale Akzeptanz und politische Korrektheit Hohn spricht:  Als müsste der Vierzylinder jeden Zweifel an seiner Entschlossenheit schon im Keim ersticken, klingt er durch den neuen Sportauspuff lauter, lustvoller und ungehobelter als jeder Boxster vor ihm. Und sobald die Kupplung zuschnappt und sich der Fuß aufs Pedal senkt, ist es endgültig vorbei mit der Sentimentalität: Der Antritt dank des mit viel ingenieuser Detailliebe kunstvoll vorgeschärften Laders spontan und ohne Verzögerung, der Durchzug besser denn je und der dritte Gang beim Handschalter mit dem breiterem Drehmomentplateau fast eine Automatik, die zwischen 30 und 150 km eigentlich immer passt – wem Performance wichtiger ist Prinzipien, der macht schnell seinen Frieden mit dem Turbo und erlebt den Zweisitzer als schärfer, schneller und sportlicher denn je. Nicht umsonst ist auch das Fahrwerk noch einmal etwas bestimmter als vorher.

Wer seinem Gefühl nicht traut, der kann den Fortschritt auch im Datenblatt nachlesen: Obwohl der Hubraum um Grundmodell auf fast schon lächerliche zwei Liter schrumpft, steigt die Leistung schließlich um 35 auf 300 PS und das maximale Drehmoment klettert sogar um 100 auf 380 Nm. Entsprechend beherzt geht der Boxster zur Sache: Im besten Fall und sprintet er in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 und nimmt dem Vorgänger so acht Zehntel ab. Auch der Boxster S wird abgerüstet und zeigt sich trotzdem in neuer Stärke. Sein Vierzylinder hat jetzt 2,5 Liter Hubraum, leistet 350 statt bislang 315 PS und geht mit maximal 420 Nm (plus 60 Nm) zu Werke. Damit verkürzt sich der Sprintwert für die schnellste Kombination um 0,6 auf 4,2 Sekunden.  Als Spitzentempo nennt Porsche für die beiden Sportler 275 und 285 km/h. Selbst wenn es den meisten Kunden herzlich egal sein dürfte, ist Porsches ganzer Stolz aber eine andere Zahl: 13 Prozent. Um so viel haben die Entwickler den Verbrauch des Boxster gedrückt und so dem Grundmodell einen Bestwert von 6,9 Litern abgerungen – exakt ein Liter weniger als bislang und der niedrigste Wert, der in einem konventionell angetriebenen Sportwagen aus Stuttgart bislang erreicht wurde.

Er hat zwar nur noch vier Zylinder – aber er brennt besser als auf sechs Flammen . wie die Konstrukteure haben allerdings auch die Kaufleute bei Porsche eine ganz eigene Arithmetik. Auf niedrigere Preise brauchen die Boxster-Fans wegen der kleineren Motoren deshalb nicht zu hoffen. Im Gegenteil: Als 718er wird der Boxster auch ohne optionale Neueinträge auf der Ausstattungsliste wie die LED-Scheinwerfer oder die Navigation mit neuem XXL-Touchscreen nicht nur stärker und schneller, sondern natürlich auch teurer – und startet deshalb künftig bei 53 646 Euro für den Boxster und 66 141 Euro für den Boxster S.