Jetzt können E-Klasse & Co einpacken: Der neue Volvo V90 schwingt sich auf zum König der Kombis
Die T-Modelle von Mercedes, die Tourings aus München, die Avants im Zeichen der Ringe – alles etablierte Lastenträger an der Laderampe. Aber wenn eine Marke für den für den Transport von Kind und Kegel im Kombi steht, dann ist es Volvo. Nicht umsonst reklamieren die Schweden für sich, dass sie 1953 mit dem Volvo Duett den Kombinationskraftwagen erst erfunden haben. „Wir kommen aus dem Kombi-Segment, für viele Menschen sind wir sogar die Kombi-Marke schlechthin,“ sagt Firmenchef Håkan Samuelsson. Kein Wunder also, wenn jetzt Familienväter und Vielfahrer und natürlich die Stammkundschaft von Ikea & Co neugierig nach Genf schaut, wo die Schweden ihren neuen V90 wieder zum König der Kombis krönen lassen wollen. Bis der sein Amt antritt, wird es allerdings noch etwas dauern. Denn in den Handel kommt der V90 zu Schätzpreisen in der zweiten Hälfte der 40 000er frühestens nach den Sommerferien.
Der luxuriöse Lastenträger aus der Fünfmeter-Liga ist die dritte aber zumindest in Europa mit weitem Abstand wichtigste Variante der neuen Oberklasse-Familie, die Volvo vor Jahresfrist mit dem XC90 aufgelegt und im Januar in Detroit mit der Limousine S90 erweitert hat. Und anders als der S90 sieht der Volvo bei aller stilistischen Neuausrichtung vor allem von hinten so gut aus, dass man sich den Anblick nicht erst lange schön schauen muss.
Obwohl der V90 wie seine Plattformbrüder ein für Volvo eher ungewöhnliches Design zeigt und mit einem unkonventionellen Ambiente im vornehmen Cockpit punkten möchte, verspricht Designchef Thomas Ingenlath für den Kombi auch traditionelle Werte: Das hochwertige Interieur treffe hier auf einen großzügigen Kofferraum und biete so genau die richtige Art an Funktionalität – zum Beispiel durch clevere Gepäck- und Lademöglichkeiten und durch moderneste Konnektivität. Wie viel genau der V90 schluckt und was für clevere Details sich sein Team hat einfallen lassen, lässt Inenlath aber noch offen und spricht stattdessen liebe rüber Apple Carplay & Co.
So unkonventionell das Design mit dem riesigen Grill oder den T-Förmigen Tagfahrleuchten und das Ambiente mit dem riesigen, senkrechten Touchscreen in der Mittelkonsole, so eigenwillig ist auch der Antrieb der Limousine. Denn mit dem Wechsel auf die neue Plattform beschränken sich die Schweden auf Vierzylinder-Motoren mit zwei Litern Hubraum und machen nur noch beim Sprit und beim Softwarestand für die Motorsteuerung einen Unterschied. Deshalb wird es genau wie beim XC90 zwei Diesel mit 190 oder 225 PS und zwei Benziner mit 254 oder 320 PS geben. Und für Überzeugungstäter mit schwerem Gasfuß kommt als gleichermaßen sportlichste wie sparsamste Variante der T8 mit Plug-In-Hybrid und 407 PS. Der sollte für den Spurt von 0 auf 100 km/h nicht viel mehr als fünf Sekunden brauchen und zumindest in der Norm mit weniger als zwei Litern zufrieden sein. Schließlich schafft er ziemlich genau die Hälfte der Messdistanz ganz ohne Sprit.
Volvo will A6, Fünfer und E-Klasse aber nicht nur mit einem ganz eigenen Weg beim Design und der freiwilligen Selbstbeschränkung beim Antrieb kontern. Sondern auch die Schweden haben sich voll dem autonomen Fahren verschrieben und feiern den V90 als wichtigen Schritt in diese Richtung: Mit dem neuen Flaggschiff geht auch der neue Pilot Assist an den Start, der bis Tempo 130 alleine die Spur hält und sich dafür nicht einmal am Vordermann orientieren muss. Und wer mit dem Schweden tatsächlich mal nach Norden möchte, muss nicht einmal die tückischsten Risiken im skandinavischen Straßenverkehr fürchten. Denn der V90 bremst sogar automatisch für Elche.