Frisch geschminkt in den Schlamm: So wehrt sich der GLS gegen den Abstieg vom SUV-Thron
Der Range Rover weltweit ein Bestseller, der Bentley Bentayga kurz vor dem Serienstart fürs erste Jahr schon ausverkauft, der neue Audi Q7 vor allem innen zwei Klassen vornehmer und die Entwicklung des BMW X7 auf der Zielgeraden – da wird die Luft für den Mercedes GL gerade ganz schön dünn. Das hat jetzt auch Mercedes erkannt und sein Dickschiff für die Buckelpiste sicherheitshalber noch einmal aufpoliert. Als letzten Akt in der großen SUV-Offensive dieses Jahres bringen die Schwaben die Wuchtbrumme deshalb mit frisch geschminktem Gesicht, Motoren mit mehr Leistung und weniger Verbrauch sowie mit einem aufgehübschten Innenleben zur Messe nach Los Angeles. Und mit einem neuen Namen. Denn um die Nähe zur S-Klasse zu betonen, kommt der Allradler im März als GLS in den Handel. Auf die Preise schlägt das allerdings kaum durch: Die steigen nur um wenige hundert Euro und beginnen künftig bei 74 792 Euro.
Wer angesichts der dramatisch verschärften Konkurrenzsituation tiefgreifende Veränderungen erwartet hat, den muss Mercedes erst einmal enttäuschen. An Form und Format ändert sich genauso wenig wie an der Konfiguration des 5,13-Meter-Riesen, der auf Wunsch drei elektrisch verstellbare Sitzreihen für bis zu sieben Insassen bietet und durch seine ebenfalls elektrische Heckklappe zwischen 680 und 2300 Liter Ladung verschlingt. Einzelsitze oder gar die Maybach-Sessel im Fond sucht man genauso vergebens wie Office-Pakete oder eine erweiterte Mutli-Media-Ausstattung. Stattdessen gibt es außen ein wenig Politur für Stern und Schürzen und mächtigere Streben im Grill. Innen prangt auf dem Mitteltunnel das Touchpad aus der C-Klasse, über der Mittelkonsole thront ein größerer Bildschirm und vor den neuen Instrumenten haben die Entwickler ein nobleres Lenkrad montiert.
Die größten Änderungen gibt es unter der Haube – und auch das sind eigentlich nur Kleinigkeiten: Denn der V8-Motor im GLS 500 leistet jetzt 455 statt 435 PS und der GLS 63 AMG legt um knapp 30 auf 485 PS zu. Der GLS 400 im leistet unverändert 333 PS, ist aber wegen der nun für alle Varianten außer dem AMG obligatorischen Neungang-Automatik einen halben Liter sparsamer und kommt auf einen Normverbrauch von 8,9 Litern. Obwohl der GLS vor allem in Amerika und China hoch im Kurs steht, ist zum Beispiel vom Plug-In-Hybriden keine Rede. Stattdessen hält Daimler lieber am Diesel fest und bietet wie eh und je den GLS 350d mit 258 PS an.
Zwar weiß auch Mercedes, dass ein bisschen frische Schminke und etwas mehr Leistung nicht reichen werden, um den Abstieg vom SUV-Thorn zu verhindern. Und nur weil jetzt ein S im Kürzel die Nähe zur S-Klasse betont, wird aus dem Brocken von Benz noch kein Bentley-Konkurrent. Doch mehr war bei der Modellpflege erst einmal nicht drin. Dafür allerdings laufen bereits die Planungen für die nächste Generation, die in drei Jahren einen umso größeren Sprung machen soll: Dann soll es den GLS auch als Maybach geben und die Thronfolge wird neu sortiert.