C wie cool: Als Coupé zielt die C-Klasse gar vollends aufs Herz
Es klingt zwar ein bisschen holprig und spätestens bei der dritten Wiederholung gefährlich einstudiert: Doch wenn Mercedes-Entwicklungschef Thomas Weber über das neue Coupé der C-Klasse spricht, kann er gar nicht oft genug „cool“ sagen. Schließlich will der Zweitürer, der zu Preisen ab 35 581 Euro kurz vor dem Jahresende die „Traumwagen-Kollektion von Mercedes“ (Weber) erweitert, nicht nur die eleganteste und sportlichste C-Klasse aller Zeiten sein. Sondern auch die jüngste und jugendlichste. Und um diesen Eindruck zu stützen, wird sich selbst ein Vorstand doch mal der Jugendsprache bedienen dürfen.
Dabei sind solche Wortklaubereien gar nicht nötig. Denn das Coupé spricht eigentlich für sich selbst: Die Linien straff, die Proportionen knackig und die Kehrseite eine Kunst – wenn man sich von einem Mercedes diesseits des GT bereitwillig überholen lässt, nur um ihm verträumt hinterher zu schauen, dann ist es dieser. Und dabei geht es Baureihenchef Christian Früh gar nicht nur um das Design. Sondern so, wie eine schöne Frau nicht nur angeschaut werden will, so will auch das Coupé an die Hand genommen und zu einem heißen Tanz gebeten werden.
Und es lässt sich dabei nicht lange bitten: Wenn der Sportauspuff zum Beispiel im C 300 lustvoll gurgelt und der 245 PS starke Benziner mit seinen maximal 370 Nm kräftig ausschreitet, dann wird das Coupé tatsächlich zum Jungbrunnen und selbst der älteste Sack am Steuer fühlt sich beim Asphalt-Ballett noch einmal voller Kraft und Saft. Das liegt nicht allein, an der Verve, mit der das Coupé antritt und an den kurzen 6,0 Sekunden, nach denen es Tempo 100 erreicht hat. Und erst recht nicht an den 250 km/h Spitze, die es mühelos schafft. All das kann die jeweils rund 2 000 Euro günstigere Limousine schließlich auch.
Sondern für diesen Effekt haben Frühs Entwickler auch sonst einiges getan: Man kauert in Sportsitzen, die nicht nur kräftiger ausgeschnitten sind und mehr Seitenhalt bieten, sondern die auch 20 Millimeter näher am Bodenblech montiert sind. Sie haben das in dieser Klasse konkurrenzlose Luftfeder-Fahrwerk noch einmal 15 Millimeter abgesenkt und die unterschiedlichen Charaktere stärkere differenziert: Im Komfort-Modus deshalb etwas wolkiger und entspannter als die Limousine, gibt sich das Coupé in der Stellung „Sport+“ knochentrocken und so gut angebunden, dass man ein sehr gutes Gefühl für die Straße und die Finanzlage der Straßenmeisterei bekommt. Denn Bodenwellen und Querfugen, Schlaglöcher und Kanaldeckel bleiben dann nicht mehr unbemerkt. Außerdem haben die Ingenieure eine Lenkung eingebaut, die einen festen Griff fordert und einen forschen Fahrstil fördert. Und sie haben noch einmal die Programmierung der Automatik geändert.
So sehr das C-Klasse Coupé mit diesem Set-Up dem Fahrer schmeichelt, so sehr müssen die Hinterbänkler Kompromisse machen. Zwar sitzt man auf der weiter nach vorn gewanderten Rückbank überraschend gut und mit ein bisschen Gemeinsinn in der ersten Reihe reicht hinten sogar die Kniefreiheit. Doch bis man erst einmal in den Fond geklettert ist, muss man sich ordentlich verrenken. Da ist es fast schon ein Hohn, dass sich der Vordermann jetzt nicht einmal mehr zum Anschnallen umdrehen muss. Denn genau wie in den Coupés von E- und S-Klasse gibt es nun auch für die zweitürige C-Klasse erstmals einen Gurtbringer.
Während Früh ganz stolz von diesem Detail erzählt, ist ein anderes, sehr viel wichtigeres irgendwie auf der Strecke geblieben. Man kann deshalb fingern und fühlen, so lange man will: Außer der Taste am Schlüssel und dem Hebel in der Tür gibt es keine andere Möglichkeit, den Heckdeckel zu öffnen. Dabei wäre es mir der Kofferraum seinen 400 Litern allemal wert, als Stauraum genutzt zu werden – selbst wenn man die Ladung über eine hohe Kante wuchten muss.
Damit die Geschichte von Lust und Leidenschaft glaubwürdig bleibt und das Coupé tatsächlich zum Pulsbeschleuniger für die C-Klasse wird, hat Früh die Motorpalette wenig zusammen gestrichen. Die Basstriebwerke passen so gar nicht zum sportlichen Anspruch und der Plug-In-Hybrid verbietet sich bei dem ohnehin schon geschrumpften Kofferraum von selbst. Also beginnt der Spaß beim C 180 mit 156 PS – und endet wahrscheinlich nur vorübergehend bei den 510 PS des AMG 63S. Denn wenn es ein Auto gibt, für das sich bei AMG mal wieder eine „Black Series“ aufdrängt, dann dieses.
Schick, sportlich und zumindest in der ersten Reihe ohne Einschränkungen alltagstauglich: Mit dem neuen Coupé dürfte Mercedes nicht nur in der C-Klasse die Karten neu mischen. Sondern das Coupé könnte sich auch als Eroberer erweisen, hofft Entwicklungschef Weber und schielt offenkundig nach München oder Ingolstadt. Dabei spielen ihm natürlich auch die Modellzyklen der Konkurrenz in die Hände. Denn der Vierer BMW ist mittlerweile schon ein wenig in die Jahre gekommen und beim Audi A5 steht der Generationswechsel noch aus.