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Range Rover Sport am Pikes Peak: Höllenritt in Richtung Himmel

Published in motosound.de

Riese mit Rekordwerten: Mit einer Zeit von 12:35:61 Minuten ist der neue Range Rover Sport das aktuell schnellste Serienfahrzeug am Pikes Peak – und deshalb das offizielle Pacecar für den Hill Climb 2013.

Touristen brauchen normalerweise eine gute Stunde für die rund 12,5 Meilen vom Fuße des Berges über die Serpentinenstraße hinauf auf den Pikes Peak. Doch als Paul Dallenbach mit dem neuen Range Rover Sport die Strecke unter die Räder nahm, war er schneller. Sehr viel schneller sogar. Dallenbach schoss die 19,9 Kilometer auf den 4301 Meter hohen Gipfel mit einem Schnitt von 95,23 km/h hinauf, das heißt, er benötigte nur 12:35:61 Minuten und pulverisierte damit den bisherigen Rekord für Serienfahrzeuge auf der berühmtesten Bergstrecke der Welt.

Dallenbachs Rekordfahrt ist jetzt vier Wochen her und heute steht der Range Rover V8 Supercharged schon wieder am Fuß des Berges. Nur dass er diesmal – neben dem eilig in den feinen Innenraum geschweißten Überrollbügel und den installierten Hosenträger-Gurten auch noch ein paar grelle Aufkleber trägt. Denn in Anerkennung seiner Rekordfahrt hat die Rennleitung den Wagen zum offiziellen Pace Car gekürt. Bevor allerdings Hill-Climb-Veteran Gay Smith am Sonntag die Strecke für Männer wie Peugeot–Pilot Sébastien Loeb in einem 875 PS starken 208, Rekordhalter Rhyss Millen in einem Hyundai Coupé und 150 weitere Rennfahrer auf Motorrädern, Quads, Oldtimern, Musclecars und Supersportwagen putzt und seinen Mitfahrern dabei ordentlich den Magen aufräumt, durften wird selbst ans Steuer und ausprobieren, ob der neue Range Rover Sport seinem Namen auch wirklich verdient.

Also klettern wir in den nachgerüsteten Sicherheitskäfig, schnallen die Hosenträgergurte um und rollen den Highway 24 hinauf in die Rocky Mountains. Unbehelligt passiert das Führungsfahrzeug die Mautstation der Ranger, an der die normalen Besucher 40 Dollar pro Auto für die Fahrt auf Amerikas meistbesuchten Berg abdrücken müssen, und mit großen Ohren genießen wir den Sound des fünf Liter großen Achtzylinders, der allerdings am Rennwochenende  zu den leisen Motoren auf der Piste zählen wird.

Gipfelstürmer: Obwohl noch immer 2,3 Tonnen schwer, schafft der Range mit 510 PS Leistung auf der Straße 250 Sachen. Am Berg lag der Schnitt bei knapp 100 km/h - und das bei 1500 Höhenmetern, die es zu erklimmen gilt.

An der Startlinie dann bläst Sir Range beim ersten Gasstoß alle Zweifel davon: Selbst wenn der öffentliche Verkehr zwischen Training und Rennen den Elan des roten Riesen ein wenig einbremst, schreitet er mächtig aus. 510 PS und bis zu 625 Nm Drehmoment – da fühlt sich der 2,3 Tonnen schwere Range Rover ganz, ganz leicht an. Den Sprint von 0 auf 100 schafft das Auto in 5,3 Sekunden; außerdem knackt das Trumm als erstes seiner Art die 250 km/h-Marke.

Daran ist hier und heute natürlich nicht zu denken. Denn vor uns liegen nicht nur 19,9 Kilometer bis zum Gipfel, sondern auch rund 1500 Höhenmeter – und vor allem 156 Kurven. Glücklicherweise wurde das Auto im Vergleich zum Vorgängermodell um rund 400 Kilo leichter. Und man spürt sogleich auch die scharfe und präzise Lenkung. Nach den ersten Turns schätzt man als Fahrer bereits die gegenüber dem konventionellen Range Rover deutlich tiefere Sitzposition und den besseren Halt, und vor allem spürt man den Eingriff des Torque Vectorings und die Arbeit des Sperrdifferentials. So dreht sich der englische Koloss fast von selbst in die Kurven.

Was man dagegen kaum spürt, ist der Leistungsverlust in der dünner werdenden Höhenluft. Weil der Kompressor weiter oben weniger Sauerstoff in den Motor bläst als unten im Tal, büsst der V8 auf der Strecke zum Gipfel rund ein Viertel der Leistung ein. Doch bei insgesamt 510 PS ist das noch immer genug. Während der Fahrer beim Gipfelsturm durchaus kurzatmig wird, geht dem Range Rover einfach nicht die Puste aus. Die Reifen sind wohl ein bisschen wärmer, die Bremsen sind zu riechen, die Lüfter laufen auf Hochtouren und der Auspuff knistert, doch insgesamt fühlt sich das Pace Car oben auf dem Gipfelplateau an, als wäre man nur mal eben zum Starbucks um die Ecke gerollt.

Dem Himmel so nah: 156 Kurven führen auf den Pikes Peak.

Klar wird Pace Car-Fahrer Smith den Wagen deutlich schärfer rannehmen, wenn er die rasende Meute im Rücken hat. „80 Prozent“, hat er sich schließlich vorgenommen und kalkuliert mit einer Zeit von ungefähr 15 Minuten. Doch wenn draußen im Augenwinkel Gilly’s Corner, Glen Cove, Devil’s Playground oder der Cog Cut vorbeifliegen, man endlich die Baumgrenze unter sich gelassen hat und man in der roten Geröllwüste mit viel zu hohem Tempo auf dem schmalen Band zwischen den letzten Schneewehen links und dem gähnenden Abgrund rechts balanciert, fühlt man sich selbst ohne Helm und Rennanzug so ein bisschen wie Monsieur Loeb bei seinem Höllenritt in den Himmel von Colorado in neuer Rekordzeit. Ja, so ungefähr muss es gewesen sein – nur eben nochmals deutlich schneller.

Original: Blog | MOTOSOUND

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