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Nissan Deltawing: Ein Rennwagen zwischen Einbaum und Rakete

Published in motosound.de

Batman geht unter die Rennfahrer: Schwarz und böse würde der Deltawing auch als Stadtflitzer in Gothham City taugen.

Die Concorde feiert ein Comeback. Nein, leider nicht am Himmel. Dort wird es so schnell wohl nichts mehr mit der zivilen Luftfahrt jenseits der Schallmauer. Doch dafür sieht man den Rumpf des legendären Düsenfliegers demnächst auf der Rennstrecke wieder. Na ja, beinahe zumindest. Denn wenn Nissan am 16. Juni mit dem Deltawing beim Langstreckenklassiker, dem  24-Stunden-Rennen von Le Mans antritt, dann startet dort ein Auto, das dem Überschallflieger näher ist als jeder andere Rennwagen. „Außer bei Batman im Kino hat man so etwas noch nicht gesehen“, sagt Michael Krumm, der als einer von drei Fahrern mit der Rakete ins Rennen geht.

Der mattschwarz lackierte Bolide erinnert auf den ersten Blick tatsächlich an das Rekordflugzeug. Denn wo andere Rennwagen Spoiler tragen, ist der Deltawing ein einziger Flügel. Vorne spitz wie eine Rakete, wächst das Heck tatsächlich wie eine große Tragfläche aus dem Rumpf und macht den Deltawing zum vielleicht windschnittigsten Rennwagen, der je bei den 24 Stunden von Le Mans angetreten ist.

Tiefflieger: Der Deltawing hat keine Spoiler - er ist ein einziger Flügel.

Das jedenfalls ist das erklärte Ziel von Konstrukteur Ben Bowlby, der mit dem Deltawing keine große Show machen, sondern nicht weniger als den Rennsport revolutionieren will. Effizienz geht ihm über alles und die bis zu sechs Liter großen Sechs- oder Achtzylindermotoren der Konkurrenten sind ihm ein Gräuel. Er will beweisen, dass man auch mit kleineren Motoren und weniger Sprit auskommen kann und hat den Deltawing deshalb in jeder Hinsicht verbrauchsoptimiert. So kam er auf die extrem strömungsgünstige Form, die zudem eine sehr leichte Karosserie erlaubt: Komplett aus Kohlefaser gebacken, wiegt Batmans neuer Dienstwagen nur 475 Kilogramm und damit kaum mehr als so viel wie die LMP2-Prototypen von Audi oder Toyota, denen er in Le Man in die Parade fahren will. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Konstruktion sind die schlanken und vergleichsweise kleinen Reifen, mit denen der Deltawing fahren kann. Vorn verschwinden sie komplett in der zugespitzten Nase und sind kaum breiter als früher bei der Ente von Citroen, und hinten erinnern sie eher an den Kartsport als an die Formel 1. „Auch das bedeutet weniger Gewicht und weniger Luftwiderstand“, freut sich Bowlby.

Halbe Portion: Im direkten Vergleich mit den LMP2-Rennwagen von Audi sieht man erst wie klein der Deltawing tatsächlich ist.

Den cW-Wert halbiert und acht bis zehn Zentner abgespeckt abgespeckt – so kommt der Deltawing mit deutlich weniger Motorleistung auf vergleichbare Fahrleistungen: Statt bis zu 600 PS aus acht Zylindern reicht ihm der 1,6 Liter kleine Vierzylinder-Turbomotor aus dem Nissan Juke, der nach einem kleinen Rennsporttuning auf immerhin 300 PS kommt. „Damit schaffen wir sicher 300 km/h Höchstgeschwindigkeit und fahren mit der Konkurrenz auf Augenhöhe“, sagt Langstreckenprofi Krumm und schwärmt von der eigenwilligen Straßenlage des rasenden Einbaums. Hatte er anfangs noch Angst, dass der Deltawing schon in der Boxengasse abheben würde wie ein Düsenjäger, mag er jetzt gar nichts anderes mehr fahren. „So agil und leichtfüßig, so direkt und wendig ist kein anderer Sportwagen“, schwärmt er.

Natürlich sind Krumm und sein Team vor dem Start in Le Mans ausgesprochen nervös. Schließlich liegen zwischen der Jungfernfahrt und dem Start des Rennens gerade mal 101 Tage – das ist nicht viel im Vergleich zur Arbeit, die in dieser Zeit geleistet werden muss. Deshalb stapeln sie tief und wollen jede Runde, die der Wagen durchhält, schon als Gewinn verbuchen. Doch im Grunde weiß Konstrukteur Bowlby, das der Deltawing das Zeug zu viel, viel mehr hätte. Er braucht nur halb so viele Boxenstopps, die Reifen halten die doppelte Distanz als üblich, der Wagen schleppt weniger Sprit mit sich herum und kann das Tempo der aktuellen Fahrzeuge locker mitgehen. „Wenn wir ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten, dann wäre etwas wirklich Großes drin “, sagt der Vater des Deltawing.

Andererseits: Selbst wenn das Auto durchhält – über eine gute Platzierung oder gar den Sieg müssen sich die Entwickler gar keine Gedanken machen: Weil der Deltawing mit allen Konventionen bricht, passt er nicht ins Reglement und fährt deshalb außer Konkurrenz und ohne Wertung.

Original: Blog | MOTOSOUND

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