Baltic Sea Circle 2017 #2
Große Nachlese: Baltic Sea Circle 2017. Die lässigste Tour des vergangenen Jahres. 16 Tage hellwach im wilden Ritt um die Ostsee. 10 Länder im Wartburg 353.
3rd Stage, 19. Juni: Örebro Area – Strömsund Area, 164 km
4th Stage, 20. Juni: Strömsunbd Area – Bodø Area (Norwegen), 1074 km
5th Stage, 21. Juni: Bodø Area – Hov (Gimsøya) Arctic Circle Party Time, 113 km
Am dritten Tag will der Wartburg nur auf zwei Töpfen laufen. Das ist eigentlich kein untypisches Wartburgphänomen: Wir überprüfen Zündspulen, Kabel, Kerzenstecker und Kerzen – alles in Ordnung. Hmmmm…. Ein Defekt an der kontaktlosen Zündanlage erweist sich als recht ungewöhnlicher Verursacher des Problems. Zum Glück haben wir ja zwei – leider nicht vorab eingestellte – Unterbrecher-Zündungen für alle Fälle mit an Bord. Das Frontmittelteil wird abgebaut, die Werkzeugkisten werden ausgepackt und der Blutdruck steigt. Die Einstellarbeiten am Strassenrand bei knallendem Sonnenschein erweisen sich allerdings als schwieriger und zeitaufwendiger als gedacht, so dass wir die Kollegenteams ohne uns auf die Weiterfahrt schicken und uns entschliessen, den Wagen in eine Werkstatt in der Nähe bringen zu lassen, um dort in Ruhe die Problembeseitigung in Angriff zu nehmen. Während des stundenlangen Wartens auf den Abschleppwagen erreichen uns besorgte Meldungen unserer Freunde zu Hause, die sehen dass der Live-Tracker „hängt“. Wartburgfahrer Toni verfolgt uns in Thüringen fleissig über Facebook und stellt uns den Kontakt zu einem schwedischen Wartburgfahrer im vom aktuellen Standort in Fanthyttan rund 150 km entfernten Insjön in der schwedischen Provinz Dalarnas län hergestellt. Dort gebe es sogar eine Werkstatt unter „ostdeutscher“ Leitung mit Wartburgerfahrung. Da Telefonate an verschiedene Werkstätten im Pannenumkreis wenig erfolgversprechend waren, entscheiden wir uns, den Abschlepper auf eigene Kosten nach Insjön zu schicken. Wenngleich der ADAC diese Leistung zunächst abgelehnt hatte, wurden die entsprechenden Aufwendungen im Nachgang dann doch großzügig und kulant erstattet.
Eigentlich ist der Dienstag der Tag mit der traditionellen “Surströmming Drive Challenge“- ein intensiv faulig riechender Hering muß als berühmt-berüchtigte „Task of the Day“ über 200 Kilometer im Auto mitgenommen werden. Wir haben allerdings eine andere Agenda. Wir sind im 2000 Einwohner großen Insjön gelandet oder vielmehr gestrandet. Die syrische Pizza al Tonno vom Vorabend liegt zwar noch im Magen, aber das leckere schwedische Frühstück in der Pension Vintergatans lassen wir uns nicht entgehen. Um 8.30 marschieren wir mit dem Gepäck auf dem Rücken zu Insjöns Däckgarage, wo unser Rallyeflitzer steht. Dort bringen wir unser Auto nach mehreren Versuchen gemeinsam mit Holger Schulze schliesslich zum Laufen. Um 14.45 Uhr geht es dann wieder auf Tour. Nun gilt es, Kilometer zu machen. Das Wartburgherz klingelt am Berg und unter hoher Last – ist aber mit gelegentlichem gut dosiertem Choke-Einsatz dann doch gut fahrbar. Wir checken die Lage: Wir müßten am Folgetag gegen 7 Uhr im fast 1100 km entfernten in Bodø in Norwegen sein, um dort rechtzeitig die Fähre auf die Lofoten zu erreichen. Ja, das kriegen wir hin! Das packen wir! Durchfahren, also fahren, tanken, Kaffee holen, fahren, tanken, Kaffee holen, Hot Dog essen, fahren,… Wir treffen unterwegs an einer Tankstelle Mats, der auf seinem historischen Motociclo Milani ebenfalls Richtung Nordkap unterwegs ist. Respekt!
Der Wartburg läuft durch die taghelle Nacht. Die Sonne geht nicht unter und berührt nur kurz den Horizont. Wir erreichen die Region Arjeplog am Polarkreis in Schwedisch Lappland mit ihren beeindruckenden gebirgigen Archipelen. Um 3 Uhr sind wir nunmehr alleine auf den Strassen auf über 750m Höhe und bei eisigen Temperaturen unterwegs. Bald erreichen wir die Grenzstation zu Norwegen. Und schliesslich stehen wir um 7:20 Uhr frühmorgens im Fährhafen von Bodø. Das waren 15 1/2 Stunden Fahrzeit. Wir sind kaputt und glücklich zugleich, die grüne Biene, so haben die anderen Teams den Wartburg getauft, hat es geschafft… Ticket lösen, und wir dürfen auf die Fähre rüber auf die Lofoten, nach Moskenes. Auf dem Schiff treffen wir zur großen Freude auch wieder unsere Partnerteams.
Nördlich des Polarkreises gelegen, befindet sich die zu Norwegen gehörende Inselgruppe. Es ist eine Bilderbuchlandschaft. Malerische Fischerdörfer sind umgeben von steil aufragenden Bergen und tiefblauen Fjorden. Es ist Arctic Circle Party Time. Das erste Zwischenziel ist erreicht. Alle Rallyeteams kommen bei Gimsøya zur großen Partynacht zusammen und bejubeln den Polartag. Die Mitternachtssonne sinkt nicht unter den Horizont.
Der Sprung ins Eismeer ist obligatorisch. Die Rallyefahrer feiern am Strand bei Bier und Bier. Geile Sause. Beste Stimmung. Klasse Leute. Die Nacht im Zelt ist frisch, aber die Daunen im Schlafsack machen einen sehr guten Job…
Superlative Adventure Club
Zweitakterz Süd @ Baltic Sea Circle 2017
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