Paris Motor Show 2014
Kleines Jubiläum für uns in Paris. Seit 20 Jahren besuchen wir den Pariser Autosalon. Zum ersten Mal berichteten wir damals in der Pforzheimer Studentenzeitung Campus unter dem Titel „Wir und die Pariser“ von unseren Erlebnissen und Eindrücken. Vom Treffen mit Nuccio Bertone, mit Monique und Nadine im Shuttlebus und der Designers Night im Pin-up Studio. Aber das alles ist lange her… 2014 sieht die automobile Welt anders aus. Was es Neues gibt, wollen wir bei einem Messerundgang erfahren. Den Anfang macht um 7:30 Uhr BMW. Hier steht der irgendwie etwas aus der Form geraten neue Mini 5-Türer, der Nachfolger des X6 und das 2er Cabrio. Ein Stockwerk höher hat Opel eine Reihe neuer Corsas auf die riesigen Bühne gestellt. Aber wo ist Karl? Keine Spur vom kleinen Bruder des Adam. Jaguar hat die Sportlimousine XE im Gepäck und will gegen 3er BMW und C-Klasse anstinken. Nicht schlecht, aber das Heck erinnert mit seinen altbackenen Rückleuchten etwas an den A5 von Audi. Auch frisch aus dem Ei gepellt ist der neue Land Rover Discovery. Schick und schön, mit einer Prise Saab im Style. Erstes richtiges Highlight steht bei Infiniti. Die Studie Q80 Inspiration ist ein wahrer Hingucker, formgewaltig mit spitz zulaufender Heckscheibe wie einst der Renault Initiale von 1995, innen sehr luxuriös und edel. Hothothot! Bei Toyota sieht man die Zukunft der Mobilität in einem dreirädrigen Kompakt-Vehikel, das sich in die Kurven legen kann und elektrisch angetrieben wird. VW will bei den Franzosen Punkte sammeln und sponsort jetzt deren Fussball-Nationalmannschaft. Auf der Bühne stehen der Trainer und dann noch der neue Passat. Auch bei Audi wird über Fußball geredet. WM-Torschütze Mario Götze wünscht sich den neuen TT Roadster als Dienstwagen. Schmankerl ist hier das TT Sportback Concept. Ein breitbeiniger und –mäuliger Viertürer mit einem schnittigen Heck, welches auch der Serienversion gut gestanden hätte. Von deutscher Pünktlichkeit ist bei den Pressekonferenzen des VW-Konzerns jedoch nichts zu spüren. Sie schleppen eine fast halbstündige Verspätung mit sich herum und sprengen so den eng gesteckten Zeitplan. Ich schenke mir deshalb Bentley, Porsche und Lamborghini und mache mich auf den Weg in Halle 1, um den französischen Herstellern bei der Feilbietung ihrer Produkte zu lauschen. 10 Uhr, Peugeot sieht sich mit dem Strategieplan „Back in the Race“ im Soll und zeigt und den facegelifteten 508, den 308 GT und die beiden Konzepte Exalt mit Elementen aus recyceltem Zeitungspapier und Haifischleder und den Quartz mit vielen Linien und 500 PS. Citroen verkauft inzwischen 25% der Autos in China und will mit einer Kombination aus Créativité und Technologie eine Wohlfühlstimmung erzeugen und die Kunden für sich gewinnen. Aha. Richtig Neues hat Konzernchefin Linda Jackson mit holprigem französisch nicht zu berichten und ich sehne mich bei ihrem Vortrag nach einem Kaffee. Stimmung kam nur kurz bei einem Einspieler auf, in dem der ja wahnsinnig beliebte François Hollande bei einer Parade im DS5 winkend durchs Bild huschte. Welchem Feind wünscht man so einen Markenbotschafter? Die Untermarke DS liefert dann doch noch ab und rollt das Conceptcar Divine auf die Bühne. Kurzweiliger geht es im Anschluss bei Renault weiter. Zwar am Stand aber nicht im Rampenlicht der Präsentation steht das futurische, hocheffiziente Konzept Eolab. Carlos Ghosn fährt stattdessen aber im neuen Espace über die weiträumige Hügellandschaft und erklärt wohltuend kompakt und ohne Geschäftsgelaber das neue Flaggschiff. War er 1984 noch Trendsetter, folgt er nun der Mode und verabschiedet sich von einem hohen Dach und großen Fensterflächen. Im Innenraum sind die Sitze nun bündig im Wagenboden versenkbar. Was gibt es sonst noch Neues? Mercedes zeigt den sinnlich-klaren Sportwagen AMG-GT, Smart den neuen ForTwo und ForFour, Hyundai den etwas schmelzlosen i20, und Lamborghini hat mit dem Asterion den ersten Hybridwagen der Marke geschaffen. Man verzichtet auf exzessive Kantenexplosionen vorhergehender Studien und zitiert stattdessen hier und da den Miura. Fiat baut einen weiteren Ableger der 500er Reihe. Den Mini SUV 500X. Kommentar sinnlos. Ferrari pimpt den 458 als „Speziale A“, Volvo erneuert den XC90 und Ford den C-Max. Man muss sagen, dass aufregende Premieren fehlen. Es gibt einige schöne Fahrzeuge oder zumindest mit schönen Damen verzierte. Aber sonst herrscht Durchschnittlichkeit. Lichtblick der diesjährigen Pariser Motor Show war aber die wunderbare Sonderausstellung „Automobile & la Mode“ in Halle 8. Davon berichten wir demnächst.
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Original: formfreu.de