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Test Peugeot e-208

Published in radical-mag.com

Die bessere Lösung

Vor einigen Wochen haben wir ausführlich zum Peugeot e-2008 geschrieben (siehe: hier). Und dort schon angekündigt, dass uns sein klassischer Bruder, der kompaktere e-208, mehr überzeugen konnte als das SUV. Das liegt weniger an unserer nicht gerade intensiv ausgeprägten Wertschätzung für SUV, sondern viel mehr an den Themata Wirtschaftlichkeit, Verwendungszweck, Alltag. Dem wahren Leben. Die Technik ist bei beiden Fahrzeugen genau gleich: Die Batterie verfügt über eine Kapazität von 50 kWh, geladen werden kann sie mit bis zu 100 kW. Die maximale Leistung liegt bei 100 kW (einst so geschrieben: 136 PS), das maximale Drehmoment bei 260 Nm (mit einer Art Overboost: 300 Nm). Weil die Abmessungen des e-208 doch deutlich geringer sind (Länge 4,06 Meter anstatt 4,33 Meter, 1,75 Meter anstatt 1,77 Meter breit, 1,43 anstatt 1,53 Meter hoch) und folglich das Gewicht schon klar tiefer liegt (1530 Kilo anstatt 1665 Kilo), gibt Peugeot für das kleinere Modell eine grössere Reichweite (340 statt 320 Kilometer) und logischerweise einen geringeren Verbrauch an (16,9 anstatt 17,8 kWh). Zum e-2008 hatten wir geschrieben: «Im reinen Kurzstreckenverkehr kamen wir mit weniger als 17 kWh/100 km (das war dann aber mehr so ein Versuch, wirklich sparsam zu fahren) aus, im normalen persönlichen Mix (also mit Autobahn und Alltag und so) kamen wir auf 22 kWh – und gaben uns auch 27 kWh bei einem eher zügig bewältigen Ausflug.»

Unsere Erfahrungswerte mit dem e-208: beim wirklich flott gefahrenen Ausflug kamen wir auf 30 kWh – doch das lag daran, dass wir tatsächlich so etwas wie Fahrfreude empfanden (einen GTi wird es vom 208 ja nicht geben). Im täglichen Mix, der sehr ähnlich war wie beim e-2008, waren es dann 17,5 kWh, bei sehr zurückhaltender Fahrweise ging es auch mit 13,5 kWh. Wir wagen die Behauptung, dass der kompaktere Franzose bei ähnlicher Fahrweise (und mehr Freud‘) im Vergleich zu seinem SUV-Bruder zwischen 20 und 25 Prozent weniger Strom verbraucht. Und ja, das ist eine ganze Menge. Beim Benziner/Diesel sind die Unterschiede zwischen den beiden Fahrzeugkonzepten nicht derart unterschiedlich; es zeigt gerade dieser Vergleich gut auf, dass Aerodynamik und vor allem Gewicht bei den e-Autos noch mehr Bedeutung zukommt. Und dass der Verwendungszweck ganz entscheidend ist: Während man so ein SUV (mit dem grösseren Kofferraum, 405 (bis 1467 Liter) anstatt 265 Liter (bis 1106 Liter)) gern auch für ausserstädtische Ausflüge benutzen möchte, will/kann der e-208 gar nicht viel anderes sein als ein Nahverkehrsmittel. Und das ist gut so, dann und genau dort kann er seine Stärken am besten ausspielen (und übertrifft den schon deutlich älteren Renault Zoe trotzdem nicht…).

Es ist ähnlich wie beim 2008/e-2008: auch als e-Mobil ist der Peugeot 208 ein feiner Wagen (und mit gutem Grund zum «Car of the Year» gewählt worden, auch von «radical»). Er kann alles, was ein moderner Kleinwagen heute können muss, hat reichlich Infotainment und Connectivity und Assistenten an Bord – und sieht sicher besser aus als so ziemlich alle Konkurrenten im Segment. Auch innen, das neue 3D-iCockpit überzeugt schon nach kurzer Eingewöhnungszeit, das Bediensystem erscheint uns sehr logisch, was aber sicher daran liegt, dass wir in den vergangenen Jahren noch so manchen Peugeot fahren durften, uns schon fast blind durch die Menus klicken. Wo es noch physische Tasten gibt, machen sie Sinn; das kleine Lenkrad bleibt wohl Geschmackssache (wir können gut damit, aber wir hören immer wieder, dass, ach, egal). Genau wie im Ressourcen verbrennenden 208 waren wir auch im e-208 etwas erstaunt über die doch untypisch französisch, etwas gar harten Sitze, die vielleicht auf der Langstrecke gut und für den Rücken gesund sein mögen, auf kurzen Ausflügen aber etwas zu wenig komfortabel sind. Für einen Kleinwagen ist das Raumangebot auch für die hinteren Passagiere überdurchschnittlich.

Zum guten Gesamteindruck, wir hatten es schon im Test des «normalen» Peugeot 208 geschrieben, trägt auch das Fahrwerk viel bei. Die Lenkung ist nicht nur präzis, sondern bietet auch eine angenehme Rückmeldung von der Strasse – eine Qualität, die heute kaum mehr vorhanden ist (und zu der auch das kleine Lenkrad etwas beiträgt?). Die Bremsen haben mit dem kompakten Franzosen eh keine Mühe, sind auch gut dosierbar (trotz Rekuperation…). Die Fahrwerk-Abstimmung selber ist ein schöner Kompromiss zwischen gutem Komfort und mehr als einem Schuss Sportlichkeit – die Agilität und auch Kurvengier des Löwen hat uns auf jeden Fall erfreut (da ist er dem Zoe auf jeden Fall weit überlegen). Wir schreiben es so ein bisschen ungern: der e-208 ist wohl der coolste, fröhlichste der Peugeot 208.

Und kostet ab 34’350 Franken; das sind rund 7000 Franken mehr als ein einigermassen vergleichbarer Benziner. Und gut 8000 Franken weniger als der günstigste e-2008 (womit diese allfällig auftauchende Frage auch gleich schon mal geklärt wäre); auch der baugleiche Opel Corsa-e ist in der Schweiz übrigens mehr als einen Tausender teurer als der eigentlich höher angesiedelte Peugeot. Nein, innerhalb eines denkbaren Lebenszyklus wird man diese e-Mehrkosten nicht einfahren können, doch es geht um ja (anscheinend) um anderes, mehr – und da erscheint uns der Peugeot e-208 als eine der interessantesten Möglichkeiten.

Mehr Peugeot finden Sie in unserem Archiv.

Der Beitrag Test Peugeot e-208 erschien zuerst auf radicalmag.