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Das Bling-Bling-Impala aus dem Pfälzerwald

Published in fünfkommasechs.de
Wir stellen vor: Aepyceros melampus, unter Freunden auch kurz „Impala“ genannt. Es kommt heute hauptsächlich im südlichen Afrika vor und wird von der Weltnaturschutzunion als durchaus schutzbedürftig eingestuft. Beim abgebildeten Tier handelt es sich um eine Unterart namens Schwarznasen-Impala, von der es vermutlich weltweit nur noch 2200 Tiere gibt. Das bevorzugte Habitat der Impalas ist die Savanne:   Noch weitaus seltener und unter Kennern mindestens genauso schützenswert dürfte dieser...

Wir stellen vor: Aepyceros melampus, unter Freunden auch kurz „Impala“ genannt. Es kommt heute hauptsächlich im südlichen Afrika vor und wird von der Weltnaturschutzunion als durchaus schutzbedürftig eingestuft. Beim abgebildeten Tier handelt es sich um eine Unterart namens Schwarznasen-Impala, von der es vermutlich weltweit nur noch 2200 Tiere gibt. Das bevorzugte Habitat der Impalas ist die Savanne:

 

Noch weitaus seltener und unter Kennern mindestens genauso schützenswert dürfte dieser entfernte Verwandte des Schwarznasen-Impalas sein: ein Mercedes-Benz 420 SE in „441 impala-metallic“. Haupt-Ausbreitungsgebiete sind Europa, Nordamerika, sowie verstärkt der Nahe und Mittlere Osten. Seit 1991 gilt die Art mangels Nachkommen als akut vom Aussterben bedroht.

In dieser erst nach 1986 vorkommenden Erscheinungsform dürfte der kleine Achtender erst recht zu den nahezu ausgestorbenen Exemplaren gehören. Nur noch wenige Dutzend wird es nach unseren Schätzungen heute noch weltweit geben.

Das schwäbische Impala unterscheidet sich von seiner afrikanischen Verwandtschaft im wesentlichen dadurch, dass es sein Leder innen trägt und die charakteristische schwarze Nase (gottseidank) rückrüstbar ist.

Dieses besondere Exemplar fristete bis zuletzt sein Dasein am Rande des Pfälzerwaldes, genauer in Pirmasens. Weitab der Savanne, aber mindestens genauso am A… äh… in der entlegenen Wildnis, wie diese Aufnahme aus der Gegend zeigt:

 

Von artgerechter Haltung konnte bislang keine Rede sein. Zwar wurde der kleine Achtender gehegt und gepflegt, aber eben auch auf das übelste “verschönert”. Wir lassen Bilder sprechen:

 

Als selbsternannte Anwälte des guten Geschmacks und Kämpfer wider die Verunglimpfung des „mobilen Industriedenkmals“ W126 wäre uns ein solches Bastelfahrzeug kaum eine Zeile wert, aber die vermeintlich traurige Geschichte nahm vor einigen Tagen doch noch eine phantastische Wendung!

Altmercedesfahrer und –fan „Delorean“ aus dem Kreis Spreewald/Oberlausitz nahm sich des verstörten Sorgenkindes an, da er die gute Substanz des äußerlich verunstalteten Exemplars erkannte. Lassen wir ihn selbst erzählen:

 

Bin schon ne Weile mit diversen Benz (123 und 124) unterwegs. Seit sich mein Nachbar vor ein paar Wochen einen 300SE als Dailydriver zugelegt hat, war ich angefixt. Da mir das hohe Drehzahlniveau des M103 aber nicht gefallen hat, wollte ich unbedingt einen standesgemässen V8…

Dann habe ich erstmal wochenlang mobile und Co. durchstöbert, um in der Preislage um 2000 Euro was taugliches zu finden. Aber leider überwiegend Murks oder nackte Buchhalterkisten. Dann kam mir eines Tages der 420er bei Ebay vors Auge. Ich hab dem Typen geschrieben, ob er das Auto nicht auch ohne die Felgen und den anderen Kram verkaufen würde. Wollte er aber nicht. Nach einigen Telefonaten und blumigen Zustandsbeschreibungen hab ich mich dann mit ihm darauf geeinigt, das Auto außerhalb von Ebay für den Mindestpreis von 4000 Euro zu kaufen.

Bin dann mit meinem 123er und nem Kumpel letzten Freitag 700km nach Pirmasens gefahren. Das Auto hielt, was der Verkäufer versprochen hatte.

Der war übrigens ein echt sympathischer Typ, ehrlich und penibel.

Arbeitet als Fahrzeugpfleger bei einem Mercedes-Autohaus. Er hat mir alles gezeigt, was er an Wartung und Reparaturen machen lassen hat, hatte zu allem Unterlagen. Alles in allem hat er richtig Geld in das Auto investiert. Verkaufen wollte er es nur, weil er einen 560SEC angeboten bekam. Man hat ihm angemerkt, dass der Benz “sein Baby” war.

Ist fast nur am Wochenende damit gefahren, in vier Jahren keine 20Tkm.

Die Gesamtlaufleistung von 260Tkm ist nachvollziehbar und glaubhaft, insgesamt hat der Wagen drei Vorbesitzer.

Der Tuningkram ist halt Geschmackssache, ich will ihn deshalb auf jeden Fall nicht madig machen. War ja alles ordentlich und sauber gemacht und eingetragen. Und durch den Verkauf kann ich den Kaufpreis ja noch etwas senken.

Zum Auto: Das Leder hat er nachgerüstet, darum sitzen die Schalter für die Sitzheizung auch hinten in der Mittelkonsole. Stört mich aber nicht.

Neu gemacht wurden: Steuerkette mit Gleitschienen und Spanner, Differentialaufhängung, Kardanwellenlager, Krümmerdichtungen, sämtliche Öle und Filter, Klimaservice und diverse Kleinigkeiten.

Mit den Originalrädern fährt er sich gleich um Welten besser und sanfter. Kein Poltern, kein Klappern. Die Automatik schaltet weich.

Verbrauch bislang 12,5l, das ist besser als erwartet.

Kurzum: Ich bin zufrieden!

 

Fünfkommasechs wünscht dem Vierkommazweier und seinem neuen Herrchen allzeit gute Fahrt! Es kommt selten genug vor, dass ein 126er in Würde reifen darf, geschweige denn von Auswüchsen geschmacklicher Umnachtung spurlos befreit und zu seiner unverblendeten Erscheinung als dezent-elegante Oberklasselimousine zurückgeführt wird. Im Falle dieses Wagens im selten gewordenen „441 impala“ ist damit ein gutes Werk geschehen - und die sogenannten “Buchhalter-Radkappen” auf Stahlfelgen sind an einem Fahrzeug mit dieser Historie mehr als nur eine Augenweide. Gratulation!


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