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Test Cupra Ateca

Published in radical-mag.com

Alleinstellungsmerkmal

Noch nicht lange ist es her, dass uns ein Cupra von Seat doch ziemlich viel Freud’ gemacht hatte, er hiess mit vollem Namen Seat Leon Cupra ST 370. Nun, Cupra gibt es ab sofort nur noch ohne Seat, die Spanier sind überzeugt, dass der seit 1985 eingesetzte Zusatz für die etwas sportlicheren Modelle das Zeug zur eigenen Marke hat. Es braucht schon so einiges Vertrauen in die Fähigkeiten der Marketing-Abteilung, um aus einer – international nicht wirklich bekannten – Modell-Bezeichnung gleich einen eigenen Brand zu machen, doch das braucht Seat-Chef Luca di Meo ja niemand zu erklären, er hat das mit Abarth bei Fiat ja schon einmal erfolgreich geschafft. Auf der Strasse herrscht aber derzeit noch etwas Unsicherheit, der Ateca hat sich noch nicht so gut etabliert, dass ihn jedes Kind kennt – und jetzt ist er gar kein Seat mehr? Und ob die Cupra-Visualisierung auch wirklich zu den neuen Produkten passt, das ist noch einmal eine andere Frage – an einem RAM von Dodge oder der Nachfolgerin der Viper wäre das Emblem wohl besser schicklicher.

Und dann gleich noch eine Frage: Warum musste es denn ausgerechnet ein SUV sein für die Einführung der neuen Marke? Überhaupt: Die Welt hat wohl ganz andere Dinge nötig als noch ein Produkt, das auf dem Papier mit 7,4 Liter auskommt, im richtigen Leben aber mindestens deren 10 braucht. Einen Nachfolger des kleinen Seat Mii wird es von den Spaniern mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht mehr geben, vor allem deshalb nicht, weil die Abgasreinigung sich bei Kleinstwagen nicht mehr rechnen soll. Doch Marketing-Millionen für noch ein viel zu schweres, aerodynamisch katastrophales und völlig übermotorisiertes Gerät, die hat es dann schon. Klar, die von den Finanzern vorgegebenen Renditen lassen sich nur noch einfahren mit grossen Wagen, die mit kleinem Aufwand produziert werden können und dann noch heftig über Sonderausstattung aufgepeppt werden (und damit noch schwerer werden). Doch der Mobilität und vor allem der Zukunft tun Hersteller wie der Volkswagen-Konzern damit keinen Gefallen.

Gut, das tönt ja alles recht sportlich, 300 PS auf kompakten 4,38 Metern Länge gibt es nicht allerorten, doch ein anständiger Sportwagen ist halt auch nicht 1,60 Meter hoch und vor allem, trotz der kompakten Aussenmasse, nicht deutlich über 1,6 Tonnen schwer. Und so hält sich das mit dem «Cupra»-Spass dann auch in eher engen Grenzen. Es sind dies aber die typischen Zeichen der Zeit, es geht mehr um Längs- denn um Querbeschleunigung, der Cupra sprintet in nur 5,2 Sekunden auf 100 km/h und maximal 247 km/h schnell. Und auch wenn er über eine Anzeige verfügt, mit wie viel g er um die Kurve geht – beeindruckend ist das eher nicht. Wir haben es schon öfter geschrieben, hoher Schwerpunkt, hohes Gewicht auf diesem Schwerpunkt, da zeigt die Physik dem Spanier schnell einmal seine Grenzen auf. Da bringt es auch nichts, dass es gleich sechs verschiedene Fahr-Modi gibt: die gröbste Stufe, als Cupra bezeichnet, verhärtet den ganzen Wagen und macht viel (synthetischen) Lärm, schärft dann auch die Traktion über alle vier Räder (meist fährt der Ateca ansonsten mit Frontantrieb), doch es ist solches ja immer nur ein Kompromiss; die Lenkung ist dann für unsere Ansprüche zu hart, zu direkt. Und ja, er schiebt dann halt doch über die Vorderräder. Ach ja, und nicht so gut: die richtig guten Bremsen, jene von Brembo, kosten einen happigen Aufpreis (2790 Franken).

Die Insignien der Macht sind etwas dürftig. Am besten erkennt man den Cupra aussen an den vier Auspuffendrohren, den 19-Zöllern und der aggressiver gestalteten Front; innen hält sich das Aufbretzeln in sehr engen Grenzen, es könnte dies gut auch ein deutlich günstigerer Skoda sein, wenn man einmal von den Alu-Pedalen absieht. Ja, klar. MQB mal wieder, und so ist die Bedienung logisch, alles durchdacht, doch man würde sich in einem solchen Modell, das ja auch nicht ganz günstig ist, schon etwas mehr wünschen, irgendetwas: Spezielles. Denn auch die hübschen (sowie überraschend bequemen) Alcantara-Sportsitze gibt es nur gegen gutes Aufgeld. Die Platzverhältnisse sind anständig, auch hinten sitzen die Passagiere nicht unbequem, das Kofferraumvolumen von 485 bis maximal 1579 Liter ist nicht auf Skoda-Niveau, aber: ok. Selbstverständlich ist der bekannte 2-Liter-Turbo eine gute Maschine, das 7-Gang-DSG passt auch bestens, ausser vielleicht an der Tankstelle. Wie überhaupt der ganze Wagen als Grossesganzes absolut ok ist, wenn auch irgendwie nicht ganz zu Ende gedacht. Doch es musste halt, sorry, umsverrecken ein SUV sein.

 

Mit 48’500 Franken ist der Cupra Ateca alles andere als ein Schnäppchen. Dies auch deshalb nicht, weil noch so manches in der Serienausstattung fehlt. Das Fahrzeug, mit dem Werbung gemacht wird, kostet wohl über 55’000 Franken, und das ist dann schon sehr viel Geld. Und ob dann «Cupra» beim Wiederverkauf wirklich hilfreich sein wird, das muss sich noch weisen. Wir fragen uns so ein bisschen, wer sich solch ein Fahrzeug leisten will, da gibt es für deutlich weniger Bares deutlich sportlichere und dabei sparsamere Fahrzeuge; einverstanden, keine SUV, da steht der Cupra Ateca derzeit ziemlich allein.

Mehr Seat haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Test Cupra Ateca erschien zuerst auf radicalmag.

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