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Berkeley SE492

Published in radical-mag.com

Plastik-Zwerg

Es war eine ganz spezielle Partnerschaft, die Lawrence «Lawrie» Bond (bekannt von seinen Microcars, die schöne Story gibt es: hier) und Charles Panter (dessen Berkeley Coachworks in den 50er Jahren einer der grössten Wohnwagen-Hersteller in Europa war) miteinander eingingen. Bond hatte Ahnung von (winzigen) Automobilen, Panter konnte viel Know-how in der Verarbeitung von GFK vorweisen. Gemeinsam wollten sie etwas bauen, das «schnell genug ist, in der 750-cm-Klasse Weltmeisterschaftsläufe zu gewinnen», aber auch «billig, sicher, einfach zu reparieren – und hübsch». Das erste Fahrzeug, das Berkeley Cars 1956 auf den Markt brachte, der B60, wurde sofort zu einem Erfolg. Enthusiastisch entwickelte Bond sofort weitere Modelle, zwischen 1956 und 1960 wurden sieben verschiedene Modelle vorgestellt – und dann war schon wieder Schluss, weil 1960 der Wohnwagenmarkt aus (uns) unbekannten Gründen komplett zusammenbrach, Berkeley Coachworks liquidiert werden musste und auch Berkeley Cars in den Abgrund riss. In der kurzen Zeit baute Berkeley Cars aber doch immerhin etwa 4100 Autos, alle mit Motorrad-Motoren mit zwei, drei oder vier Zylindern; erst der letzte Entwurf, genannt Bandit und von John Tojero entwickelt, verfügte mit dem Ford-Kent-Motor über einen konventionelleren Antrieb, kam aber nie über das Prototypen-Stadium hinaus.

Wir zeigen hier einen Berkeley SE492, der auch unter anderen Namen bekannt ist, Sports and Twosome zum Beispiel, oder: B90. Er trat die Nachfolge des ersten Modells an, erhielt anstatt des Zweizylinder-Anzani-Motors einen Dreizylinder von Excelsior, der aus 492 cm3 Hubraum etwa 30 PS schaufelte. Das sorgte für ganz anständige Fahrleistungen, denn der 3,1 Meter lange und nur 1,27 Meter breite Winzling wog auch nur gerade 330 Kilo. Das Ding ging so gut, dass Giovanni Lurani drei Stück kaufte und sie bei Rennen einsetzte: Lorenzo Bandini schaffte mit dem Berkeley 1958 bei den 12 Stunden von Monza den Klassensieg. Ein Problem war allerdings, dass der Motor etwas warm hatte, anscheinend so sehr, dass die amerikanischen Zollbehörden die Einfuhr des Zwergs sistierten, bis alle Garantieansprüche der US-Kunden bezahlt waren. Es heisst, dass 666 Stück des SE492 gebaut worden sind; eines wird von RM Sotheby’s am 14./15. August in Monterey (only online) versteigert, erwartet werden mindestens 25’000 Dollar. Und ein Ziel haben Bond und Panter mit ihren Berkeley Cars sicher erreicht: Hübsch ist er, dieser «Sports and Twosome».

Mehr solch schräge Konstruktionen finden Sie unter: Die Aussergewöhnlichen. Sorry für das Eigenlob, aber das ist grossartig. Und apropos:

Der Beitrag Berkeley SE492 erschien zuerst auf radicalmag.