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Elf Minuten für die Ewigkeit: In diesem Mustang fühlt sich jeder wie Steve McQueen

Published in motosound.de

Die Story ist dünn und der Film eher mäßig. Doch mit einer elf Minuten währenden Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco hat „Bullitt“ Kino-Geschichte geschrieben – und dabei nicht nur Steve McQueen, sondern auch seinen dunkelgrünen Mustang Fastback berühmt gemacht: Fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem Filmstart will Ford jetzt von diesem Ruhm noch einmal zehren und bringt einen neuen Mustang Bullitt an den Start. Künstlich verknappt um die Begehrlichkeit hoch zu halten und deshalb bereits gut gebucht, kommt er auf Basis des GT Coupés samt großer Plakette mit fortlaufender Nummerierung in diesen Tagen zu Preisen ab 52 500 Euro in den Handel.

Auf den ersten Blick ist der Bullitt nicht viel mehr als ein besseres Sondermodell und die mehr als 5 000 Euro Aufschlag zum normalen GT erscheinen ziemlich frech, selbst wenn der Preis für einen V8-Sportwagen noch immer ein unerreichtes Schnäppchen ist. Schließlich sind es auf dem Papier gerade mal zehn PS mehr, die Ford aus dem fünf Liter großen V8-Motor kitzelt – und natürlich gibt es auch ein bisschen zusätzliche Ausstattung.

Doch in der Praxis sieht die Sache dann ganz anders aus. Denn während der im gleichen Grün wie damals lackierte Bullitt von außen sehr viel cooler wirkt als das Serienmodell, weil er auf allen Zierrat verzichtet und nicht einmal eine Ford-Pflaume oder ein Mustang-Logo sondern statt dessen nur den Bullitt-Schriftzug im Fadenkreuz trägt, geht es unter der Haube deutlich heißer her. Nicht umsonst bekommt der Achtender die Ansauganlage sowie das Motormanagement aus dem amerikanischen Sportmodell Shelby GT 350: Größere Drosselklappen für mehr Luft und eine schnellere Elektronik – das hebt nicht nur die Leistung auf 460 PS und lupft den Gipfel der Drehmomentkurve auf 529 Nm. Sondern vor allem wirkt der Motor viel aufgeweckter und gieriger als zuvor, dreht schneller und höher. Von 0 auf 100 braucht er zwar die gleichen 4,6 Sekunden wie der normale GT. Aber er reagiert just da elastischer, wo man es am etwa zum Überholen am meisten braucht: Zwischen 80 und 120 km/h – egal ob man da im zweiten, dritten oder vierten Gang ist – man stempelt einfach aufs Gaspedal und wusch ist man auch schon vorbei gewischt. Und schneller ist der Bullitt übrigens auch – wo sonst bei 250 Sachen Schluss ist, hat er deshalb Auslauf bis 263 km/h.

Dazu einen Auspuff, der mit seiner Klappenanlage so viel Krach macht, dass man mit Rücksicht auf die Nachbarn sogar Ruhezeiten programmieren kann, und eine Schaltung, die mit automatischer Drehzahlanpassung durch gezielte Zwischengasstöße flutscht wie ein Uhrwerk – fertig ist einer der leidenschaftlichsten Sportwagen, die es diesseits von Ferrari & Co zu kaufen gibt. Und einer der lautesten. Die wirklich gute und mit 1000 Watt nicht gerade magere B&O-Anlage ist jedenfalls hoffnungslos überflüssig. Denn in diesem Auto macht allein der Motor die Musik.

Der Dirigent sitzt dabei am Lenkrad und führt statt eines Taktstocks einen wunderbar kurzen Schaltknauf, auf dem wie beim Original eine weiße Billardkugel thront. Mit der klackert man das Getriebe durch die Gänge, dass es eine wahre Freude ist, und fährt den Mustang wie im Rausch. Mühelos dreht man die lange Haube in die Kurve und sauber halten die breiten Michelins den Kontakt zum Asphalt. Klar gibt es Sportwagen, die handlicher sind und präziser. Aber mit seinem Magna-Ride-Fahrwerk schlägt sich der Amerikaner mehr als tapfer und je enger und einsamer die Landstraßen werden, desto mehr Spaß hat man bei diesem heißen Ritt – selbst wenn vor dem geistigen Auge alles nur nach San Francisco aussieht.

Zwar hat der Bullitt damit alles, was es zur lebenden Legende braucht. Doch anders als Steve McQueen fehlt dafür dem Fahrer neben dem Talent des Schauspielers und Rennfahrers etwas Entscheidendes: Die Polizei-Marke. Denn auch wenn man sich in diesem Mustang so fühlt wie Lieutenant Frank Bullitt und ständig versucht ist, genauso zu fahren, gilt auch für einen der schärfsten Streifenwagen der Filmgeschichte die Verkehrsregeln.