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Fahrbericht Skoda Kamiq

Published in radical-mag.com

Und noch einer

Weiterhin wild nach oben zeigen die Verkaufszahlen bei den SUV, am heftigsten bei den kompakten Modellen, um 13 Prozent ist dieses noch junge Segment im vergangenen Jahr weltweit gewachsen. Weil sonst nicht mehr viel läuft, muss diese Kuh gemolken werden, so lange es noch geht, und deshalb schiebt Skoda nun nach dem Kodiaq (2016) und dem Karoq (2017) ein drittes SUV-Modell in den Markt, dem Kamiq. Er ist mit 4,24 Meter Länge der kleinste der Brüder (Kodiaq 4,70 Meter; Karoq 4,38 Meter), basiert auf der so genannten MQB-A0-Plattform – und haut dann dort gleich seine beiden Konzern Schwestern Seat Arona (4,14 Meter) und VW T-Cross (4,11 Meter) in die Pfanne. Sogar den eigentlich eine Stufe höher positionierten VW T-Roc überragt der Kamiq um einen Zentimeter. Wie die Positionierung innerhalb des Konzerns funktioniert und wer da nun wen kannibalisiert, das wissen wir nun auch nicht genau. In der Schweiz, wo VW und Skoda oft beim gleichen AMAG-Händler stehen, dürften die Verkäufer etwas in Erklärungsnotstand kommen – vor allem jene mit den Volkswagen…

Was gibt es zum Kamiq zu berichten? Wir tun uns ja etwas schwer nicht nur mit den SUV ganz allgemein, sondern auch mit der Charakterisierung sowie Differenzierung all dieser MQB-Derivate. Der Kamiq soll nach Aussage von Skoda ein City-SUV sein, was man durchaus als Widerspruch ansehen könnte, aber nicht muss, wenn man nicht will (dann bestellt man ihn in Rallye-Grün). Die logische Folge davon ist dann: nur Frontantrieb. Stadtindianer brauchen nicht mehr. Als SUV-Vorteil bleibt die anscheinend hochgeschätzte höhere Sitzposition (4 Zentimeter mehr als im Skoda Scala), als SUV-Nachteile seien, wieder im Vergleich zum Scala, unter anderem das höhere Gewicht, der höhere Verbrauch und der höhere Preis erwähnt. Vielen Kunden, heisst es, gefalle halt auch das so abenteuerliche, wilde Design besser, was aber eine subjektive Beurteilung ist, also halten wir uns bei diesem Thema mit einer eigenen Meinung zurück.

Platz hat der Kamiq dank 10 Zentimeter mehr Radstand als Arona/T-Cross wirklich genug, vor allem für die hinteren Passagiere. Dies geht dann allerdings zu Lasten des Kofferraums: Nicht, dass 400 Liter kleinlich wären, aber es gibt keine Durchreiche und auch keine 40:20:40-Rückbank, sondern nur die nicht verschiebbare 60:40-Rückbank. Sonst sind die Tschechen doch ganz vorne mit cleveren Lösungen (Regenschirm in der Fahrertür, Eiskratzer beim Tankdeckel etc.), aber in diesem Bereich haben sie eine Chance verpasst. Innen ist ansonsten alles quasi gleich wie im Scala (und allen anderen MQB), also mit guter Übersicht und einem leicht verständlichen Infotainment-System. Und einem wahrhaft sehr nervigen Spurhalte-Assi. Es wird in Zukunft auch eine Sprachsteuerung namens Alexa, sorry, Laura geben, doch die funktionierte noch nicht; man hört so sagen, dass es manchmal Probleme mit den «over the air»-Updates der elektronischen System gibt. Ach ja: nur USB-3-Verbindungen, da wird noch ein mancher in ein neues Kabel investieren müssen.

Wir bewegten einen 3-Zylinder-1-Liter-Turbo mit 115 PS und 200 Nm maximalem Drehmoment bei 2000/min. Damit geht der mindestens 1250 Kilo schwere Kamiq, geschaltet über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, ganz anständig vorwärts, das kleine Motörchen verhält sich dabei auch angenehm unauffällig. Geht es steiler bergauf, dann wird die Maschine auch nicht unruhig oder gar laut – es ist wirklich erstaunlich, welch gute Manieren diese «downsizing»-Motoren unterdessen haben. Auch das Fahrverhalten ist problemfrei, er wankt dank verstärkter Verbundlenker-Hinterachse auch nicht mehr als ein Scala (der allerdings auch kein Rennwagen ist), die Lenkung ist ausreichend direkt. Es kommt sogar so etwas wie Fahrspass auf – wenn man nicht übertreibt. Denn dann schiebt der Tscheche schon ziemlich über die Vorderräder. Wer es härter braucht, für den bietet Skoda ein Sportfahrwerk an mit zehn Millimetern Tieferlegung – macht ja auch Sinn beim einem SUV, dass man es zuerst hochbockt, damit man es dann auch wieder runterschrauben kann. Es steht zwar auch ein Diesel im Kamiq-Programm, doch der wird in der Schweiz nicht angeboten. Der Verbrauch ist mit 4,2 Litern wohl zu hoch (115-Pferder: 5,0 Liter).

Dafür gibt es noch eine 95-PS-Variante des 1-Liter-Benziners, die dann auch gleich das Einstiegsmodell zum Basispreis von 22’550 Franken darstellt. Das sind dann stolze 1720 Franken Unterschied zum Scala; in Deutschland beträgt der Unterschied zwischen den beiden Modellen nur 600 Euro (und der günstigste Kamiq kostet ennet der Grenze ab 17’950 Euro). Ach ja: den T-Cross gibt es schon ab 20’850 Franken. Und den Arona ab 17’250 Franken… Man darf aber sicher davon ausgehen, dass auch der Kamiq wieder reichlich Kundschaft finden wird, wie schon der Kodiaq (2295 verkaufte Einheiten im ersten Halbjahr) und der Karoq (2284 Stück); diese Kuh gibt viel Milch. Natürlich lässt sich auch dieser Skoda umfangreich individualisieren, Sonderangebote sind die Automobile aus Tschechien nicht mehr, denn die Liste der Sonderausstattungen ist lang.

Mehr Skoda haben wir aber in unserem Archiv.

Der Beitrag Fahrbericht Skoda Kamiq erschien zuerst auf radicalmag.