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Test Skoda Karoq

Published in radical-mag.com

Guter Typ

Es macht schon einen entscheidenden Unterschied, ob man einen Wagen ein paar Stunden bewegen kann (das heisst dann: Fahrbericht) oder ob ein paar Tage, im Alltag (das nennen wir dann: Test). Wahrscheinlich ist man als Fahrzeug-Beschreiber beim kurzen Kontakt konzentrierter, saugt die Eindrücke schneller ein, verarbeitet sie dann auch flotter – wie das im Leben halt allgemein so ist bei einem ersten Eindruck. Der Karoq von Skoda hatte uns beim ersten Treffen nicht so sehr vom Stuhl gehauen, doch er hatte es auch schwer, wir fuhren damals im Herbst am gleichen Tag auch noch den Seat Arona und den VW T-Roc und kurz darauf den VW Polo, das war dann wohl auch ein gewisser MQB-Überdruss, eine Überdosis VW-Konzern. Als wir den kompakten Tschechen kürzlich ganz für uns hatten, ohne interne oder sonstige Konkurrenten, zum Einkaufen fuhren und in den Schnee, da konnten wir uns bestens mit ihm anfreunden. Nein, schlaflose Nächte hat er uns nicht gerade bereitet, dafür haben wir anderes – der Skoda hat mehr etwas von einem guten Freund, den man schon lange kennt, dem man vertraut, mit dem man zwar nicht die wilde Party besuchen möchte, aber gern hin und wieder ein Mineralwasser (oder so) trinkt.

Was selbstverständlich auch wieder viel mit MQB zu tun hat. Oh ja, wir kennen das alles, zur Genüge, die Bedienung ist schon reine Gewohnheit, es ist alles an seinem Platz und gut gemacht und kinderleicht zu verstehen. Bei aller, hmm, Langeweile, so wollen wir es doch unbedingt auch vermitteln: das ist gut. Ergonomisch nahe der Perfektion, wir stellen uns vor, wie die Ingenieure stunden-, tagelang nach der genau richtigen Position für den Blinkerhebel suchen, es sind Millimeter oder noch weniger, die den Unterschied ausmachen. Gut, man fragt sich dann auch, weshalb man nicht sieht, auf welcher Stufe das Licht steht, der Schalter wird verdeckt vom Lenkrad, aber auch das wird seinen Grund haben, und wenn er nur darin besteht, dass es einfach nirgends anders Platz hatte. Aber eben: man sitzt gut im Karoq (wird von SUV-Kunden geschätzt), man hat eine gute Übersicht (weil man so hoch sitzt), man fühlt sich wohl (allgemein ein ganz taugliches Argument). Etwas vermisst haben wir in unserem Testwagen die neuen farblichen Akzente im Innenraum, die wir bei anderen Karoq/MQBs gesehen haben.

Irgendwie hat er eine gute Grösse, der Karoq, 4,38 Meter lang, 1,84 Meter breit und 1,61 Meter hoch. Die Höhe und ein bisschen mehr Bodenfreiheit machen ihn zu einem kompakten SUV, doch das ist alles irgendwie noch vernünftig, die Betonung liegt mehr auf kompakt als auf SUV (ganz besonders bei unserem Testwagen, der nur frontgetrieben war). Das ist ja alles so modisch, alle Hersteller haben solches (sogar Ferrari hat sein SUV bestätigt, leider; nur McLaren stemmt sich noch vehement dagegen, danke!) – und in der grossen Masse dieser hochgebockten Teile sticht der Skoda optisch nicht wirklich hinaus. Das Design ist nett, den Osten haben die Tschechen längst hinter sich gelassen, aber vielleicht ist das alles ein wenig zu harmonisch, zu gefällig, das Auge findet eigentlich nichts, an dem es hängen bleiben könnte. Oder möchte.

Die vernünftigen Masse schätzt man am meisten beim Fahren (und Parkieren), der Karoq ist wirklich sehr übersichtlich. Das ist eine Qualität, die anscheinend nicht mehr so sehr zählt, die wir aber sehr schätzen. Es ist zwar nicht so, dass man im Skoda jetzt ganz nah um den Kurvenrand hobeln würde, doch es gleitet sich halt auch entspannter, wenn man alles sieht. Das Fahrverhalten hilft bei diesem entspannten Gleiten, der Proband verfügte nicht über die adaptive Fahrwerkregelung – und da spürt man dann halt schon deutliche Wankbewegungen, wenn man es zu wild treibt. Also lässt man das, geht es ruhiger an – und vermisst irgendwie nichts. Der Komfort ist sehr anständig, es herrscht auch eine angenehme Ruhe im Wagen, was den Grad der Zufriedenheit weiter steigert. Dass man dann auch noch eine Menge wegpacken kann, das Kofferraumvolumen reicht von 521 bis 1630 Liter, ist sicher auch kein Fehler. Leider etwas nachgelassen haben die Innovationen für die cleveren Gimmicks, die Skoda bisher ausgezeichnet haben, da dürfte schon auch wieder einmal etwas Neues kommen.

Neu ist der Antrieb, obwohl: wir hatten den 1,5-Liter-Benziner mit Zylinderabschaltung ja schon einmal im Seat Ibiza, und schon da haben wir ihn loben können. Mit 150 PS ist der unter 1,5 Tonnen schwere Karoq zwar nicht übermotorsiert, doch es geht gut voran; die Verbindung mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist ebenfalls erfreulich. Das Werk vermeint, dass der Wagen so ausgerüstet gemäss Norm mit 5,5 Litern auskommen kann, doch das stimmte dann nicht ganz, unter 6 Liter haben wir den Tschechen nicht gebracht, auch bei zurückhaltender Fahrweise nicht (wir schreiben nur: Diesel…); im Schnitt waren es dann 6,8 Liter, nicht unbedingt ein Glanzresultat.

Auch nicht sonderlich begeistern können wir uns für die Preisgestaltung des Skoda Karoq. Die günstigste Variante mit dem 1-Liter-Dreizylinder und 115 PS kostet ab 25’530 Franken – da ist die Konkurrenz teilweise massiv günstiger (mehr dazu: bald). Als Fronttriebler mit dem 1,5-Liter-Benziner und DSG ist man dann schon über 30’000 Franken, und das ist dann doch viel Geld für ein kompaktes SUV. Zumal es ja so ist, dass Skoda sein Heil unterdessen auch in langen Aufpreislisten sucht. Für dieses Geld würde man übrigens auch einen Superb kriegen, als Combi, oder einen Octavia mit flotten 180 PS. Tja.

Mehr Skoda haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Test Skoda Karoq erschien zuerst auf radicalmag.