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Fahrbericht Seat Arona

Published in radical-mag.com

Gerneklein

Ohne Frage: mit dem Ateca hat Seat einen Volltreffer gelandet. Nicht nur, dass sich das (erfreulich) kompakte SUV bestens verkauft, es hat den Spaniern auch zu einer Präsenz auf der Strasse verholfen, wie sie sie wohl noch nie hatten (ausser, einst, lange ist es schon her, in Spanien). Plötzlich nimmt man Seat wahr – und das ist ein wichtiger Schritt zu weiteren Verkaufserfolgen. Denn es hatte in der Vergangenheit ja nicht ausgereicht, dass man die hübscheren, den Preis werteren Golf und Polo gebaut hatte. Mit dem Ibiza durfte Seat nun auch erstmals Vorreiter spielen innerhalb des Volkswagen-Konzerns, der spanische Kleinwagen kam vor dem baugleichen Polo.

(Einschub: Auch die Cupra-Dinger gehen ja bestens (nicht nur auf der Strasse). Und deshalb wird das jetzt zur Untermarke. Mit eigenem Logo (furchtbar, wir haben es schon gesehen) und allem. Das erste Nur-Cupra-Fahrzeug wird dann 2018 in Genf als Weltpremiere stehen. Wir könnten schon schreiben, um was es sich handelt, denn wir haben das Ding bereits gesehen, aber wir dürfen nicht. Aber vielleicht will unsere Leserschaft ja raten…)

Auch mit dem Arona ist Seat wieder ganz vorne dabei, zumindest innerhalb des Konzerns. Diese kleinen SUV schiessen aus dem Boden wie Pilze, Wolfsburg & Verwandte waren da jetzt nicht bei den Pionieren, doch das kennt man ja auch, sie rollen das Feld dann halt von hinten auf. Es ist allerdings unterdessen ein wenig unübersichtlich geworden bei den MQB-SUV, welches denn nun kompakt ist und welches kompakter. Sicher ist: der Seat Arona ist das Kleinste. 4,14 Meter lang, 1,78 Meter breit, 1,55 Meter hoch; der Radstand beträgt 2,57 Meter. Erfreulich ist: das Kofferraumvolumen beträgt trotzdem 400 Liter. Und noch erfreulicher ist: die Basisversion des Spaniers wiegt nur 1100 Kilo.

(Einschub: Wir dürfen zwar nicht erzählen, was alles neu kommt bei Seat. Aber wir können ja erzählen, was nicht mehr neu kommt bei Seat. Da ist einerseits der Alhambra, der muss sterben – und wird ersetzt von einem SUV oberhalb des Ateca, so in etwa in der Grösse des VW Tiguan Allspace (dafür suchen die Spanier ja öffentlich einen Namen). Und auch der Mii wird nicht ersetzt, zumindest nicht durch ein konventionelles Micro-Car. Das bedeutet, dass der Ibiza und sein Schwesterchen Arona dann die kleinsten Seat sein werden.)

Ab jetzt fehlen uns aber ein wenig die Worte in diesem Fahrbericht. Nicht, weil es nichts mehr zu schreiben geben würde zum Arona, sondern ganz einfach deshalb, weil wir alles schon einmal geschrieben haben, zuletzt zum Ibiza, aber auch zum Skoda Karoq und zum VW T-Toc – und überhaupt. Man weiss ja um den Wert von Synergien und die Skaleneffekte und so, aber diese Kopien von den Kopien der Kopie, die erstaunen schon etwas – hätte es kein Emblem auf dem Lenkrad des Arona, er könnte gut auch ein Karoq sein. Ein Ibiza ist er ja sowieso, einfach auf High-Heels. Womit wir dann auch schon das Fahrverhalten abgehandelt hätten: der Arona baut höher, er hat mehr Bodenfreiheit als der Ibiza – und ja, das spürt man so ein bisschen. Die satte Strassenlage des Ibiza, die wir ja schon gelobt haben, hat der Arona nicht, er wankt ein bisschen, er schwankt auch, aber so ist das halt, wenn etwas höhere Absätze trägt. Eine Tragödie ist es nicht, aber den allzu sportlichen Ansatz bei der Fahrweise wird man unterlassen wollen, das macht nicht so sehr Freud‘. Die grauen Panther, die solche kompakten SUV kaufen, sind aber sowieso eher gemütlich unterwegs, sie freuen sich in erster Linie über die erhöhte Sitzposition und reichlich Kofferraum für die Rollatoren. Und auch wenn das Marketing suggerieren will, dass nur junge, dynamische und erfolgreiche Menschen solche Fahrzeuge kaufen – es ist dem nicht so. Fürs Downhill-Bike hat es dann doch zu wenig Raum, hinten sind die Platzverhältnisse eher beengt, und die coole Business-Frau sieht einfach besser aus im Ibiza. Apropos Aussehen: von den jüngsten Seat erscheint uns der Arona in Sachen Design nicht als der inspirierteste…

Was aber sehr spannend ist am Arona: die Preisgestaltung. Zu haben ist er ab 18’950 Franken mit dem 95-PS-Benziner – das darf man als Kampfpreis bezeichnen in diesem Segment. Gleichwohl beträgt der Aufpreis gegenüber einen gleich motorisierten Ibiza stolze 2400 Franken – die man wohl ganz einfach als saubere Zusatz-Marge bezeichnen darf, der Produktions- und Material-Aufwand ist nicht grossartig anders. Der Karoq, ok, mehr als 20 Zentimeter länger, kostet aber halt mindestens 25’590 Franken, das ist dann schon eine andere Preisklasse. Mehrkosten kann man auch beim Arona haben, es sind die üblichen, schwer vergleichbaren Ausstattungslinien samt -Paketen; als Motorisierungen werden noch ein 115-PS- sowie der feine 150-PS-Benziner angeboten, Diesel wird grad nicht so sehr gepusht, steht aber mit 95 und 115 ebenfalls in der Preisliste.

Und so bleibt uns auch hier nur so etwas wie die Wiederholung von der Wiederholung: Es macht den Eindruck, als ob Seat die einstige Rolle von Skoda übernehmen darf, das preis-werte, clevere(re) Einstiegsmodell in die grosse, weite VW-Konzern-Welt werden darf. Es ist den Spaniern zu gönnen.

Mehr Seat haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Fahrbericht Seat Arona erschien zuerst auf radicalmag.