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Porsche 911 Carrera RSH 2.7

Published in radical-mag.com

Kleiderhaken entfällt

Wie Sand am Meer gibt es die Carrera RS 2.7 von 1972/73 ja auch nicht – insgesamt 1580 Stück (darauf legen wir uns fest, also: so circa). Doch dann gibt es ja da auch noch die Spezialitäten, seltener schon die 200 «Sport», M471, noch weniger gab es von den reinen Rennwagen, M491, nur 55 Stück. Und dann sind da noch die 17 (oder doch nur 16?) Wagen mit dem rätselhaften Umbau-Code 0. Man bezeichnet sie gern als Porsche 911 Carrera RSH 2.7, das H steht dann für Homologation, und das führt ziemlich in die Irre, denn mit dem FIA-Homologationsprozess hatten diese Fahrzeuge eigentlich gar nichts zu tun. Es war so: Porsche baute zu Stuttgart die Carrera RS 2.7 quasi nackt, die ersten 500 Stück wurden zur offiziellen Wagen in Stuttgart gebracht, mussten dort leichter als 960 Kilo sein, und kamen dann wieder zurück ins Werk, wo sie je nach Kundenwunsch als M472 (Touring, 1075 Kilo), M471 (Sport, 975 Kilo) und M491 (Rennwagen) gefertigt wurden. 0 bedeutet ganz einfach, dass gar nichts mehr gemacht wurde, die Fahrzeuge also «nackt» blieben: 935 Kilo.

Gut, das mag so ja stimmen, doch es gibt da auch ein paar Unstimmigkeiten. Das stimmt ja alles für die ersten wohl 500 Exemplare, doch da waren die allgemeinen «Erleichterungen» wie Dünnblechteile (1, im Detail weiter unten), Kunststoffteile (3), Aluteile (4) und an weiteren Karosserieteilen (2), der Entfall von Karosserie-Anbauteilen und Zierrat (5) sowie die Fahrwerksanpassungen (6) ja sowieso gegeben (wobei, am Fahrwerk waren das ja teilweise: Verbesserungen). Doch es gab die RSH ja nicht nur innerhalb der ersten 500 Exemplare, ganz im Gegenteil. Folgende Chassisnummern wurden mit dem Umbau-Code 0 ausgeliefert (diese finden sich dann auch detailierter in unserer grossen Carrera-RS-Sammlung): #9113600016 (?), #9113600019 (bekannt als R1), #9113600020 (bekannt als R2, steht im Porsche-Museum in Stuttgart), #9113600092, #9113600242, #9113600508, #9113600521, #9113600550, #9113600909, #9113600935, #9113601256, #9113601382, #9113601387, #9113601429, #9113601430, #9113601470, #9113601555. Das bedeutet, dass nur gerade 5 Stück dieser RSH der ersten Serie zugerechnet werden können – und danach war eh alles ein bisschen anders, noch unübersichtlicher. Wahrscheinlich werden wir wieder viel lernen…

Erst kürzlich ist ja wie durch ein Wunder (wir schreiben nur: Scheunenfund…) einer dieser RSH aufgetaucht, #9113601256. Angeboten wurde er von Jan B. Lühn, die Fotos hier stammen von ©Stefan Bogner. Das Fahrzeug entspricht in vielen Teilen nicht mehr dem Original, aber die Geschichte ist halt zu schön, lesen Sie: hier. Klar ist auch: wenn schon für einen M471/Sport über eine Million Dollar bezahlt werden, dann dürfte es für einen RSH noch einiges mehr sein. Es folgt hier dann selbstverständlich noch: mehr. Mehr Carrera RS 2.7 gibt es unterdessen hier.

1) Dünnblechteile: 0,8 Millimeter Blechstärke an den Kotflügeln vorne, Deckel-Aussenhaut vorne, Dach-Aussenhaut, Fondseitenteile, Türen-Aussenhaut, Sitzmulde, Einstigesschweller, Kofferraumboden, Schlattafeloberteil, Schalttafelunterteil

2) Längsträger und Mitteltunnel (ausgeführt in England-Ausführung), Hutablage (ausgeführt in Frankreich-Ausführung)

3) Kunststoffteile: Stossstange vorne in Spoilerausführung, Stossstange hinten, Spoileraufsatz für Motorhaube

4) Alu-Teile: Motordeckel-Rahmen

5) Karrosserie-Anbauteile und Zierrat: Sämtliche Zierleisten entfallen, vorderes Decklwappen entfällt, Befestigungslöcher werden mit Abziehbild geschlossen, Schriftzüge auf Motordeckel entfallen, Befestigungslöcher werden mit Klebeschriftzug verschlossen, hinteres Deckelschloss entfällt, Haubenzug entfällt, nur eine Tiefton-Fanfare, Unterbodenschutz entfällt teilweise, Deckel für Lenkraum entfällt (wird durch 3-Millimeter-Holzfaserplatte mit Klettverschluss ersetzt), sämtliche Gasfedern entfallen, vereinfachte Türtafel ohne Schlüsselleiste, Türschlossbefestigung mit Zugriemen, Fiat-Zuziehgriff, Armlehne und Ablagekasten entfallen, Handschuhdeckelkasten entfällt, Beifahrer-Sonnenblende entfällt, komplette Notsitzanlage entfällt, Nadelfilzbezug anstelle von Schalttafelblenden, Kleiderhaken entfallen, Handschuhkasten-, Ascher- und Kofferraumleuchten entfallen, sämtliche Scheiben Dünnglas, Fondscheiben fest eingeglast, andere Dichtungsgummis für Scheiben, Innenauskleidung Nadelfilz 300 g/m2 mit schwarzem Stoffband eingefasst, Himmel nur schwarz, leichte Gummifussmatten, Recaro-Fahrersitz mit verstellbarer Lehne, Recaro-Beifahrersitz mit starrer Lehne, TZeituhr entfällt, Lederlenkrad aus Typ 914 mit Huptaste aus Kunststoff, sämtliche Schalldämmmatten entfallen (ausser Motorvorder- und Fondrückwand), Schaltblock mattschwarz lackiert, keine Federstrebendeckel, Kofferraumauskleidung entfällt

6) Fahrwerk: Vorderachs-Hilfsträger aus Alu geschmiedet mit verlängerten Einstellschrauben, verstärkte Hinterachslenker, Reserverad als Faltrad, Dämpferbein für S-Sattel und Schwingungsdämpfer Bilstein, 7-Millimeter-Distanzscheibe für die Hinterachse mit verlängerten Radbolzen, Querrohrverstärkung an der Hinterachse, Bereifung Vorderachse 165 VR 15 (schlauchlos) auf 6-Zoll-Felge, Hinterachse 185/70 VR 15 (mit Schlauch) auf 6-Zoll-Felge, Stabilisator vorne mit 13 Millimeter Durchmesser, Klebeschild für Reifenluftdruck: Vorderachse 2,0 atü, Hinterachse 2,4 atü

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