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Autobianchi Bianchina

Published in radical-mag.com

Grosses Kino

Seinen grossartigsten Auftritt hatte der Autobianchi Bianchina 1963 im ersten der so wunderbaren «Pink Panther»-Filme, Regie: Blake Edwards, unvergesslich: Peter Sellers als Inspektor Clouseau. Es begab sich dann diese herrliche Szene zu Rom, quasi die Mutter aller «running gags», als Sir Charles Lytton (David Niven) und sein Neffe George Lytton (Robert Wagner), beide verkleidet als Gorilla, sich eine hübsche Hatz liefern mit der italienischen Polizei. Im Mittelpunkt: ein Brunnen und die Autobianchi Bianchina, eine halboffene, genannt: Transformable (oder auch: Transformabile). Man muss dieses kleine Ding einfach lieben, und man wird wohl nie so eine Bianchina sehen, ohne an den Gorilla am Steuer denken zu können. Grossartiger Film, übrigens. Und ein grosses Glück, dass Peter Ustinov die ihm zugedachte Rolle des Inspecteur Clouseau nicht übernehmen konnte (wollte?) und dafür Peter Sellers einsprang. Für 90’000 Pfund Gage, wie es heisst, eine ganze Menge Geld, damals.

Autobianchi, das war zuerst: Bianchi. Ein Fahrradhersteller, gegründet 1885 vom damals 21-jährigen Edoardo Bianchi – und noch heute ein feiner Name in diesem Geschäft, berühmt auch die Lackierung in einem hellen Türkis, genannt: Celeste. Motobianchi gab es nie, ob wohl Bianchi schon 1897 den ersten Hilfsmotor in ein Fahrrad einbaute. Und das erste Auto baute er bereits 1900, in den 20er Jahren gehörte Bianchi (noch nicht Autobianchi…) zu den drei grössten Herstellern Italiens. Leider ist zu der Frühgeschichte nicht mehr viel bekannt, weil das Werk in Mailand im 2.Weltkrieg völlig zerbombt wurde. Schon 1946 wollte Bianchi die Auto-Produktion wieder aufnehmen, doch dann kam er bei einem Unfall ums Leben. So sollte es noch einige Jahre dauern, bis dann Autobianchi entstand. 1955 war es, und es war eine komplizierte Konstruktion zusammen mit Pirelli und Fiat. Die bereits 1958 ein Ende hatte, Fiat übernahm Autobianchi. Und damit auch die Bianchina, die seit 1957 auf dem Markt war – und nichts anderes darstellte als einen besonders hübschen Fiat 500 (Nuova, damit das auch klar ist).

Das heisst. zu Beginn 479 Kubik und 15 PS, später dann eine wilde Steigerung auf 499 Kubik und 22 PS. Damit war man dann etwa 90 km/h schnell, maximal, das Messen der Beschleunigung von 0 auf 100 erübrigte sich folglich. Es gab die Bianchina als Limousine, als echtes Cabrio, als Kombi namens Panoramica (in Deutschland reichte es anscheinend nur zu Panorama – oder dann auch: Giardiniera) und, eben, als halboffenes Coupé. Damit der Gorilla oben rausschauen konnte. Hier zeigen wir aber ein Cabrio, genannt Eden Roc.

Diese Variante hatte auch die sogenannten Selbstmörder-Türen, bei allen anderen waren die Türen vorne angeschlagen; niemand weiss, warum das so war, denn besonders stabil waren diese 500er-Umbauten sowieso nicht. Die etwas über 500 Kilo schwere, weniger als 3 Meter lange Bianchina wurde bis 1969 quasi unverändert gebaut, vom Transformabile entstanden bis 1962 in insgesamt vier Serien etwas mehr als 35’000 Stück.

Und ja, in Rot ist er auch schön. Fast alle Bilder übrigens von RM Sotheby’s.

Mehr schöne Italiener haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Autobianchi Bianchina erschien zuerst auf radicalmag.