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Renault Clio R.S. 220

Published in radical-mag.com

Vereinfachung

So soll es doch sein: Reinsetzen, fahren. Also: schnell fahren. Es gibt da genau einen einzigen Knopf, den «R.S Mode», dann geht man da auf «Race», und dann ist alles gut. Dann wird der Clio hart, laut, böse – und schnell. Er ist es auch ohne dieses Knöpfchen, aber mit ist: fröhlicher.

Renault hat den Clio erst kürzlich überarbeitet. Da gab es in erster Linie eine neue Front mit Voll-LED-Scheinwerfern. Und für den R.S. kamen da dann noch die Zusatzscheinwerfer im, wie Renault schreibt, «Zielflaggen-Design» dazu. Den Clio gibt es seit 1990, die vierte Generation ist seit 2012 auf dem Markt – und, hmm, das Facelift zur Zyklushälfte fiel einigermassen bescheiden aus, die feinen Infotainment-Systeme aus Megane & Co. hat der Clio 4.5. nicht erhalten. Andererseits: er verkauft sich ja gut – ab 2017 ja dann auch noch als Nissan Micra…

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Zu haben ist der R.S. in zwei Varianten, einmal mit 200 PS und als R.S. Trophy auch noch mit 220 Pferdchen; beide Geräte werden über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe geschaltet. Der Trophy hat nicht nur mehr Kraft, bei ihm ist auch sonst alles noch eine Spur geschärft. Hightlight: die Akrapovic-Auspuffanlage. Und einmal mehr machen die Italiener einen sehr guten Job, angenehm sonor der Sound bei tiefen Touren, böse am Limit dann so ab 4000/min. Ja, das ist eine Freud‘ – und ja, das beweist, dass auch 4-Zylinder-Turbos mehr als nur anständig tönen können (Hallo, Stuttgart…). Also, die böse Variante, 1,6-Liter, 220 PS bei 6050/min, 260 Nm maximales Drehmoment bei 2000/min. Das reicht dann für 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 235 km/h Höchstgeschwindigkeit bei einem Fahrzeug, das leider fast 1,3 Tonnen schwer ist. Die 5,9 Liter Normverbrauch schafften wir nicht, aber es seien die 7,2 Liter im Test als ganz anständig zu bezeichnen.

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Denn: er fordert den Fahrer ja geradezu heraus, mit dem Fahrpedal zu spielen, es zu treten. Die Maschine dreht bis knapp unter 7000/min, man bewegt ihn gerne da, wo der Sound satt ist (also bei über 4000/min), und ja: man sollte das Doppelkupplungsgetriebe, das bei Renault EDC (Efficient Dual Clutch) heisst, unbedingt selber über die Paddel bedienen. Denn sonst bleibt da schon manchmal eine Gedenksekunden zu verarbeiten, die Gangwechsel könnten schon noch ein wenig sauberer sein; schaltet man von Hand und lupft dabei das Gasfüsschen entsprechend, funktioniert das viel besser. Runter geht übrigens besser als hoch. Und wird auch lautmalerisch schön untermalt; auf das grosse Theater mit den unterschiedlichen Motorensounds wird in der neuen Ausgabe des Clio R.S. glücklicherweise verzichtet (oder wir haben es nicht gefunden…).

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Es ist so: 220 PS hat man so ziemlich gut im Griff, auch wenn man nicht unverständlicherweise als Weltmeister zurückgetreten ist. Da kann man sogar auf die elektronischen Hilfen verzichten. Dies auch deshalb, weil der Clio R.S. wirklich sauber ausbalanciert ist – und sich die Elektronik sowieso nie ganz ausschalten lässt, das elektronische Differential sorgt ja immer für eine saubere Kraftübertragung. Gut, man spürt schon gewisse Krafteinflüsse auf die Lenkung, die stören hier aber nicht, bei potenten Fronttrieblern ist man ja sogar froh um diese Rückmeldung. Wenn er dann irgendwie über die Vorderrräder rutscht, der Franzose, dann hat man etwas falsch gemacht. Prinzipiell ist man aber wunderbar schnell unterwegs, nicht überfordert – und beide, Fahrzeug und Fahrer, haben noch ausreichend Reserven. Die Härte ist allerdings schon fast nicht mehr gesund, auf Federung und Dämpfung scheinen die Fanzosen verzichtet zu haben; wer Rückenprobleme hat, der hat nach der Fahrt im Clio R.S. noch mehr. Und ja, vielleicht ist es gar etwas zu viel, auf unebener Fahrbahn wird der Clio dann schon etwas unruhig.

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Wir waren mit dem Clio R.S. auch auf der deutschen Autobahn; da rennt er dann aber schnell in den Limiter rein. Und er halt ein Problem: null Überhol-Prestige, es räumen die Premium-Diesel die Spur sicher nicht für einen 4,09 Meter langen Kleinwagen. Gut, auf Dauer nervt der Lärm schon, und Komfort haben die Franzosen ja sämtlichen entfernt auf der Trophy-Variante, aber wenn man halt gern mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs ist, dann hält der Clio R.S. den Piloten jederzeit bei Laune. Mehr Spass macht der Kleine aber sicher am Berg, sehr wendig ist er, bremst hervorragend, die engen Sitze geben den perfekten Seitenhalt.

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Überhaupt es gegen den Innenraum nichts einzuwenden, auch da ist der Clio wie er ist, relativ einfach, aber übersichtlich, klar. Der Screen, über den sich so manches einstellen lässt, ist allerdings etwas weit entfernt. Es gibt den Clio ja nicht mehr als Dreitürer, trotzdem möchte man nicht ewig hinten sitzen müssen, doch das macht der Renault nicht besser oder schlechter als andere Fahrzeuge in diesem Segment. Die 300 Liter Kofferraum sind für so einen Potenzzwerg sowieso gut, maximal packt er 1146 Liter weg.

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DennClio R.S. gibt es mit 200 PS ab 27’900 Franken, der 220 Trophy ist dann mit 31’900 Franken angeschrieben. Damit ist dann aber schon ziemlich Schluss mit Aufgeld, mehr als dies braucht man eigentlich nicht. Und so gesehen ist das Angebot fair, denn wirklich vergleichbar mit den groben Versionen von Polo und Fiesta & Co. ist der Clio R.S eigentlich nicht, er ist viel sportlicher, gröber, ja: besser. Und nein, das liegt nicht allein an den Akrapovic-Dingern, aber so ein bisschen schon auch…

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Mehr Renault haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Renault Clio R.S. 220 erschien zuerst auf radicalmag.